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05.07.2016 | 12:45 | Ernteprognose 

Landwirte erwarten durchschnittliche Getreideernte

Berlin - Die deutschen Landwirte blicken zuversichtlich auf die in diesen Tagen beginnende Getreideernte.

Getreideernte 2016
"Ein im Vergleich zu den Vorjahren in weiten Teilen günstigerer Witterungsverlauf hat eine gut durchschnittliche Getreideernte heranwachsen lassen“, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, bei einem Pressegespräch anlässlich des Beginns der Getreideernte.

„Die wirtschaftliche Situation der Ackerbaubetriebe ist wegen der niedrigen Preise für Getreide und Raps jedoch angespannt. Zudem gibt es regional Ernteschäden durch Unwetter, Starkregen oder Hagel. Derzeit sind bundesweit fast 200.000 Hektar davon betroffen, rund dreimal soviel wie in anderen Jahren“, hob Rukwied hervor. Gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesbauernverbandes Brandenburg, Henrik Wendorff, stellte Bauernpräsident Rukwied im brandenburgischem Niemegk (südlicher Landkreis Potsdam-Mittelmark) die Erwartungen der deutschen Bauern an die diesjährige Getreide- und Rapsernte sowie aktuelle Marktentwicklungen vor.

Umfragen unter den 18 Landesbauernverbänden zu ihren aktuellen Ertragsschätzungen lassen eine Getreideernte von 47 bis 48 Millionen Tonnen erwarten. Zwar kann das Vorjahresergebnis in Höhe von 48,9 Millionen Tonnen Getreide damit aller Voraussicht nach nicht ganz erreicht werden, aber die Erntemenge wird sich im Bereich des fünfjährigen Mittelwertes, der 47,2 Millionen Tonnen beträgt, bewegen.

Die Getreideanbaufläche ist mit 6,4 Millionen Hektar gut 100.000 Hektar kleiner als im letzten Jahr. „Trotz regional und kleinräumig aufgetretenen Extremwetterereignissen erwarten wir derzeit noch leicht überdurchschnittliche Getreideerträge“, so der Bauernpräsident. Für die in Deutschland im Anbau bedeutendste Ölpflanze Winterraps rechnet der DBV mit einer Erntemenge auf Vorjahresniveau, d. h. in Höhe von fünf Millionen Tonnen. Der leichte Flächenzuwachs auf 1,33 Millionen Hektar wird durch im Vergleich zur Vorjahresernte etwas niedriger erwartete Erträge ausgeglichen.

Die bundesweit sehr unterschiedlichen Vegetationsbedingungen mit sehr ungleichmäßig verteilten Niederschlagsmengen spiegeln sich naturgemäß in den Ertragserwartungen wider. So wurden in Mecklenburg-Vorpommern die Winterweizen- und Wintergerstenbestände nach dem zunächst recht milden Winter regional durch Kahlfröste im Januar geschädigt und mussten umgebrochen werden. Im Verlauf des Frühjahrs zeigten sich dann Trockenschäden, in deren Folge beim Winterweizen und bei der Wintergerste deutliche Mindererträge von bis zu 25 Prozent auftreten könnten. Auch die anderen östlichen Bundesländer, vor allem Brandenburg sowie leichtere, sandigere Standorte in Schleswig-Holstein, litten im Frühjahr unter zu geringen Niederschlagsmengen.

Dagegen waren im gesamten Westen der Republik die Flächen zu Beginn des Frühjahrs wassergesättigt, vielfach sogar übersättigt, sodass die Befahrbarkeit der Flächen nicht gegeben war. Auch wenn die im Verlauf des Frühjahrs gute Wasserversorgung durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Getreideerträge erwarten lässt, haben die jüngsten Unwetterereignisse regional zu Totalverlusten durch Hagel sowie zu Überschwemmungen und Staunässe geführt. In Kombination mit den sommerlichen Temperaturen sind hierdurch ein höherer Krankheitsdruck und Lagergetreide entstanden.

Schwierig gestaltet sich weiterhin die Preisentwicklung an den Getreidemärkten. Mit durchschnittlich 140 Euro pro Tonne Brotweizen am Ende des Wirtschaftsjahres 2015/16 war das Preistief des Frühjahrs 2016 durchschritten, jedoch erzielten Erzeuger etwa 20 Euro pro Tonne weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. In den zurückliegenden Wochen haben sich die Preise allerdings stabilisiert. Preisstützend hat sich vor allem die im Frühjahr 2016 deutlich gestiegene Nachfrage im Export ausgewirkt. Entgegen der Erwartungen exportierte die EU-28 mit 31 Millionen Tonnen Weizen eine dem Vorjahresniveau vergleichbare Menge.

Die Gerstenexporte in Höhe von 10,1 Millionen Tonnen übertrafen die Vorjahresexporte sogar um mehr als eine Million Tonnen. Insbesondere in den norddeutschen Regionen wurden somit die Getreidebestände deutlich abgebaut, wodurch mit Blick auf das gerade begonnene Wirtschaftsjahr eine Marktentlastung erzielt werden konnte. Die Entwicklung zeigt, dass auch für die deutschen Ackerbaubetriebe neben geeigneten Risikomanagementinstrumenten und einer steuerlichen Unterstützung der betrieblichen Risikovorsorge gute Absatzchancen im Export wichtig sind.
DBV
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