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15.06.2007 | 10:37 | Getreideernte 2007 

Durchschnittliche Getreideernte erwartet: Vorerntegespräch von ZMP und DBV mit Landwirten

Bonn - Die Getreidemärkte sind derzeit von großen Unsicherheiten geprägt.

Getreideernte
(c) proplanta
Noch ist unklar, wie sich die Trockenheit im April und die sich im Mai anschließenden reichlichen Niederschläge auf das Angebot im kommenden Wirtschaftsjahr auswirken werden. Die vorliegenden Prognosen sind oft noch unter dem Eindruck der April-Dürre entstanden. Aus heutiger Sicht sieht es höchstens nach einer durchschnittlichen Getreideernte aus, sofern das Wetter bis dahin mitspielt. Diese Einschätzung trafen Martin Schraa und Ramona Wieduwilt, Fachreferenten der ZMP Zentrale Markt- und Preisberichtstelle, im Rahmen des zweitägigen Vorerntegesprächs 2007 in der ZMP-Marktberichtstelle Berlin.

Dort diskutierten fast 40 Landwirte, Vertreter von Erzeugergemeinschaften, aus dem Handel und der Verarbeitung gemeinsam mit der ZMP und dem Deutschen Bauernverband (DBV) die Ernteerwartungen, Verbrauchsprognosen und Entwicklungen auf den Märkten. An der Beratung nahmen auch Fachleute des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) teil.

Die Einschätzungen zu den Feldbeständen in den verschiedenen Regionen Deutschlands gleichen zurzeit einem „bunten Flickenteppich“, so die Meinung vieler Teilnehmer. Selbst innerhalb kleiner Gebiete gibt es offenbar erhebliche Unterschiede.

Aus Sicht der ZMP-Experten lässt sich die derzeitige Marktsituation wie folgt zusammenfassen: Die aktuellen Schätzungen der EU-Weizenernte (ohne Hartweizen) bewegen sich mit 117 bis 122 Millionen Tonnen noch in einer sehr weiten Spanne. 2006 waren 117,8 Millionen Tonnen geerntet worden. Während in Südwesteuropa positive Einschätzungen überwiegen, kommen aus Osteuropa zunehmend Hinweise auf erhebliche witterungsbedingte Ertragseinbußen. Dies trifft auch auf die Schwarzmeerregion zu, die sich in den vergangenen Jahren zu einem weltweit wichtigen Anbieter von Weizen und Gerste entwickelt hat.

In Deutschland deutet vieles darauf hin, dass die Erzeugung von Wintergerste, Sommergerste und Triticale spürbar niedriger ausfällt als im Vorjahr. Bei der Weizen- und Sommergerstenerzeugung gehen die Meinungen noch weit auseinander.

Mit Blick auf die Flächenentwicklung lässt sich Winterraps mit einer Ausdehnung um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr als „Gewinner“ der Saison 2007/08 ausmachen. Beim Roggen kommt hingegen die noch stärkere Anbauausdehnung von 24 Prozent nur teilweise zum Tragen. Grund sind die vielerorts schwachen Feldbestände, die zunehmende Verwertung über Biogasanlagen sowie die vorzeitige Mahd zur Futternutzung. Bei Sommergerste und Triticale ging die Fläche deutlich zurück.

Die Getreidepreise weisen weiterhin stabile bis feste Tendenzen auf. Diese liegen zu Beginn der neuen Ernte um etwa 40 Prozent über dem Startniveau des Vorjahres. Je nach Nähe zu den Verarbeitern und den Exportstandorten ergeben sich bundesweit beachtliche Preispannen. Die auf dem ZMP/DBV-Vorerntegespräch anwesenden Landwirte haben mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass von den hohen Preisen der zu Ende gehenden Saison nur ein Teil der Getreideproduzenten profitieren konnte. Ein beachtlicher Teil der Vorjahresernte wurde wieder sehr früh vermarktet.

Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, wies in der Diskussion darauf hin, dass die derzeitigen Getreidepreise keinesfalls, wie manche behaupten, jenseits von „gut und böse“ lägen. Den Landwirten ermöglichten diese Preise wieder eine rentable Produktion.

Eine Konkurrenz zwischen dem Getreideeinsatz in der Bio-Energiegewinnung und der Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln sah Dr. Born nicht. Noch seien sechs Millionen Hektar Stilllegungsfläche nicht bewirtschaftet, auch die derzeit oft noch extensive Erzeugung in den mittel- und osteuropäischen Ländern würde noch viele Reserven haben.

Das Fazit: Insgesamt dürfte sich die freundliche Stimmung an den Ge-treidemärkten auch im kommenden Wirtschaftsjahr fortsetzen, denn auch vom Weltmarkt kommt spürbare Unterstützung. Die Bestände in den Getreidelagern bewegen sich auf historisch niedrigem Niveau, und von der Verbrauchsseite ist mit wachsender Nachfrage, nicht zuletzt zur Erzeugung von Bioenergie, zu rechnen. (ZMP)

 
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