Bei überwiegend sehr guten Erntebedingungen konnten Gerste, Weizen oder Roggen trocken geerntet werden. Raps konnte die hohen Erwartungen häufig nicht erfüllen. Regional haben heftige Gewitter zu massiven
Hagelschäden geführt.
Der Landesbauernverband (LBV) rechnet insgesamt mit einer leicht überdurchschnittlichen Ernte gegenüber dem langjährigen Mittel, das erklärte der Vorsitzende des LBV-Fachausschusses „Pflanzliche Produktion und Nachwachsende Rohstoffe“ Alois Fahrmeier beim Ernte-Pressegespräch am 26. August 2013 auf dem Betrieb von Peter Treiber in Fellbach-Schmiden (Rems-Murr-Kreis).
„Rückblickend war in der Ackerbausaison 2013 nicht unbedingt mit guten Getreideerträgen zu rechnen“, erklärt Fahrmeier. „Zu häufig waren die Wetterbedingungen nicht optimal. Dabei kam das Wintergetreide sehr schön aus dem Winter.
Die erste Bewährungsprobe kam mit dem außergewöhnlich nassen und kühlen Frühjahr. Viele Standorte hatten in kurzer Zeit sehr hohe Niederschlagsmengen. In Tallagen mit schweren Böden stand das Getreide, aber auch der ausgesäte Mais, buchstäblich im Wasser. Auf durchlässigeren Böden konnte das Wasser dagegen abfließen. Ein Vorteil in dieser Situation.“
Was im Frühjahr an zu viel Wasser vorhanden war, fehlte im Juli. Eine ausgeprägte Trockenphase war für die Pflanzen ein weiterer Härtetest. Der in seiner Entwicklung zurückgebliebene Mais litt an Wassermangel. Aber auch die Getreide- und vor allem Rapsbestände konnten ihr Ertragspotenzial durch fehlende Niederschläge häufig nicht voll ausschöpfen, berichtet der Landesbauernverband.
Vor allem in den Landkreisen Tübingen und Reutlingen, aber auch Göppingen, dem Alb-Donau-Kreis oder dem Zollernalbkreis führte Hagel zu massiven Schäden bei Mais, Raps,
Sonderkulturen und teilweise auch bei Getreide. Vor allem Tierhalter, aber auch Betriebe mit einer Biogasanlage, verloren so einen Teil ihrer Futtergrundlage.
Landesweit ist die Getreide- und
Rapsernte in den frühen und mittleren Lagen abgeschlossen. In den Spätdruschgebieten steht noch vereinzelt Getreide auf dem Halm. Das im Vorjahr sehr deutliche Ertragsgefälle von Süd nach Nord blieb dieses Jahr aus. Im nördlichen Landesteil liegen die Erträge über dem sehr schlechten Erntejahr 2012.
In der südlichen Landeshälfte können die Landwirte die guten Ernteergebnisse des Vorjahres meist nicht erreichen. „Vor dem Hintergrund der häufig schwierigen Wetterlage können wir mit der Ernte zufrieden sein“, bewertet Fahrmeier die Ergebnisse. Landesweit wird mit einer Ernte leicht über dem langjährigen Durchschnitt gerechnet. Die Körnerfrüchte konnten meist trocken geerntet werden. Die Getreidequalitäten sind insgesamt sehr gut.
Von entscheidender Bedeutung für den Einzelbetrieb war in diesem ackerbaulich schwierigen Jahr der Standort. Herrschte während der Abreifephase ungünstiges Wetter, kam es je nach Sorte zu mehr oder weniger ausgeprägten Ertragsverlusten. Dieses Jahr zeigt sehr deutlich, dass
Wetterextreme für den einzelnen Ackerbauern zunehmend eine Herausforderung darstellen.
„Wir Landwirte können darauf nur begrenzt, beispielsweise durch den Anbau einer passenden Sorten, reagieren. Weshalb der
Pflanzenzüchtung künftig eine Schlüsselrolle zukommt“, erklärt Fahrmeier.
Steuerliche Risikoausgleichsrücklage erneut gefordert
Mit der Ernte in Deutschland, Europa und Anbaugebieten der Schwarzmeerregion steigt das saisonale Angebot an Getreide während der Ernte, was die
Erzeugerpreise unter Druck bringt. Die Getreide- und
Rapspreise sind in den vergangenen Wochen nochmals deutlich gesunken.
Die steigende Volatilität an den Agrarmärkten hat das Einkommens- und Liquiditätsrisiko in den landwirtschaftlichen Unternehmen deutlich erhöht. „Wir Landwirte können nur begrenzt auf Produktions- und Marktrisiken reagieren, deshalb brauchen wir Möglichkeiten der finanziellen Eigenvorsorge. Aus diesem Grund fordert der
Bauernverband weiterhin eine steuerliche Risikoausgleichsrücklage“, macht Fahrmeier deutlich. So könnten die Betriebe ihre Eigenkapitalbasis verbessern und wären gegen Risiken besser aufgestellt.
Bisherige Ernteergebnisse
Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen und Kulturarten.
·
Wintergerste: Im Jahr 2013 wurde in Baden-Württemberg auf rund 92.400 Hektar
Wintergerste angebaut. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist der Wintergerstenanbau weiter leicht rückläufig.* Die Erträge liegen nur leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Häufig wird von einem hohen Anteil kleiner Körner berichtet.
·
Winterweizen: Mit 237.700 Hektar bestätigt Winterweizen seine führende Position im Anbauumfang der Körnerfrüchte.* Die Erträge schwanken je nach Standort stark. Landesweit dürfte die
Weizenernte leicht über dem langjährigen Mittel liegen. Im Norden Baden-Württembergs wurden meist höhere Erträge als im Vorjahr eingefahren. Im Süden wurde das gute Vorjahresniveau häufig nicht erreicht. Die Qualität des Erntegutes ist gut.
·
Sommergerste: Mit 63.000 Hektar verzeichnet die Sommergerste einen leichten Anstieg der Anbaufläche.* Trotz schwieriger Startbedingungen waren die Erträge bei der Sommergerste überraschend gut. Landesweit dürfte die Erntemenge über dem langjährigen Mittel liegen. Bei Vollgerstenanteilen von 93 bis 95 Prozent und niedrigen Eiweißwerten ist die Qualität sehr gut.
·
Raps: Die Rapsanbaufläche hat gegenüber der Vergangenheit leicht abgenommen und liegt 2013 bei 60.200 Hektar.* Die hohen Erwartungen an die Rapsbestände wurden meist nicht erfüllt. Landesweit dürften die Erträge nur leicht über dem langjährigen Mittel liegen. Die Ölgehalte sind tendenziell leicht niedriger als im Vorjahr.
Ernteergebnisse ökologischer Landbau
Die Weizenerträge im ökologischen Landbau sind überwiegend gut. Bei Roggen und Dinkel erfüllen die Ernteergebnisse nicht immer die Erwartungen der Ackerbauern. Die Qualitäten sind sehr gut. Die Preisentwicklung am Ökogetreidemarkt ist stabiler als am konventionellen Markt. Die Preise sind vor und während der Ernte nicht eingebrochen.
* Aufgrund umfangreicher Auswinterungsschäden ist ein Vergleich mit dem Vorjahr 2012 nicht repräsentativ für die Entwicklung des Anbauumfangs. (lbv)