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07.02.2011 | 09:09 | Holzwirtschaft  

Österreich: Holzpreise sind wieder gestiegen

Wien - Die heimischen Forstbetriebe können nach einer schwierigen wirtschaftlichen Phase nun wieder kräftig durchatmen und sich über Gewinne aus der Waldbewirtschaftung freuen.

Holzwirtschaft
"Nach zwei Verlustjahren konnte im Jahr 2010 ein Gewinn von EUR 12,- bis 13,- je Festmeter und somit das beste Betriebsergebnis seit vielen Jahren erzielt werden. Dies ergibt unser Forstbericht an das Lebensministerium", zeigte sich der Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, Felix Montecuccoli, vor kurzem bei einem Pressegespräch in Wien erfreut.

"Wir blicken voller Zuversicht ins Jahr 2011", so Montecuccoli, der die heimische Familienforstwirtschaft als "weltmeisterlich" bezeichnete. Nirgends gelinge es diesem Sektor, derartig viele Leistungen unter einen Hut zu bringen, wie in unserem Land, wobei der Präsident unter anderem Holzproduktion, Biodiversität, Erholungsraum und Schutzwald nannte. Insgesamt habe die Forstwirtschaft 2010 einen Umsatz von EUR 1,55 Mrd. erwirtschaftet. 

 
Holzpreise als Erfolgsmotor

Die deutliche Verbesserung der nominalen Holzpreise war demnach der Motor für die erfreuliche Entwicklung der Waldwirtschaft. Die durchschnittlichen Preise für Nadelsägerundholz lagen 2010 bei rund EUR 85,- je Festmeter (Fm). Im Jahr 2009 mussten sich die Forstbetriebe noch mit EUR 72,- zufriedengeben. Auch beim Industrie- und Energieholz waren Preiserhöhungen von EUR 31,- auf 34,- im Jahr 2010 möglich. Doch auch die realen und somit inflationsbereinigten Preise beginnen nun langsam zu steigen, während 2010 noch zur Überwindung des Markteinbruchs gedient habe, so Montecuccoli.

 
Großkalamitäten blieben aus, Konjunktur zieht an

Der Aufschwung im Jahr 2010 hat laut den Land&Forst Betrieben viele Väter. Erfreulich sei, dass die großen Stürme und Kalamitäten in den beiden letzten Jahren ausgeblieben seien.
 
"Die aktiven Schutzmaßnahmen der Forstwirtschaft und eine günstige Witterung haben größere Schäden durch Borkenkäfer verhindert. Zusätzlich haben eine auf den Markt abgestimmte Einschnittspolitik der österreichischen Sägeindustrie und die anziehende Konjunktur die Holzmarktlage positiv beeinflusst", betonte Montecuccoli. 

 
Intensive Pflege und teure Holzernte

Durch die höheren Erträge konnten die Forstbetriebe ihre waldbaulichen Programme intensivieren. Neben dem laufenden Pflegeprogramm waren vor allem die Folgewirkungen der Kalamitäten aus den Vorjahren zu bewältigen. Erhöhte Kosten für die Verjüngung und Pflege des Waldes stehen seither zu Buche. Gleichzeitig bedeute dies eine Investition in die Zukunft unserer Wälder und ihre vielfältigen Funktionen, so der Präsident. Einen Trend nach oben zeigen auch die Holzerntekosten je Fm. Die Ursachen liegen laut Montecuccoli in der vermehrten Nutzung im schwierigen Gelände und nicht in fehlenden Rationalisierungen. Die Bearbeitung dieser steilen und schwierigen Gebiete konnten sich die Forstbetriebe mit den Holzpreisen aus den Vorjahren nicht leisten.

Jetzt kann auch in diesen Wäldern die Verjüngung eingeleitet werden. Holzernte und Holzexport gestiegen Der gesamte österreichische Holzeinschlag lag im Jahr 2010 bei rund 19,5 Mio. Fm. Somit konnte gegenüber dem Jahr 2009 die Holzernte um rund 2,8 Mio. Fm gesteigert werden. Davon wurden 10,4 Mio. Fm von Kleinwaldbesitzern und 9,1 Mio. Fm von den Forstbetrieben und den Österreichischen Bundesforsten eingeschlagen. Damit wurde die Basis zur Versorgung der Industrie gesichert. Die Schnittholzproduktion der Sägeindustrie konnte auf 9,3 Mio. Kubikmeter (m3) angehoben werden. Die Exporte von Schnittholz wurden auf 6,2 Mio. m3 gesteigert, was eine Verbesserung um rund 5% gegenüber 2009 bedeutet. Der Abstand zum Top-Exportjahr 2007 (7,6 Mio. m3) wurde damit deutlich verringert. 

 
Wir sind Wald-Weltmeister

"Nach den vergangenen harten Jahren herrscht in der Forstwirtschaft erstmals wieder richtige Aufbruchstimmung. Das hat nicht nur mit den aktuellen Holzpreisen zu tun, sondern wir spüren auch zunehmend, dass uns die Gesellschaft für die erbrachten Leistungen entsprechende Wertschätzung entgegenbringt. Damit können wir unseren Kindern auch wieder eine Perspektive für die Zukunft geben. Die heimische Familienforstwirtschaft ist auch in fast allen forstlichen Belangen international ganz vorne bei Innovation, Technologie und Know-how mit dabei - das sichert uns seit Jahren den "forstlichen Gesamtweltcup" und macht uns zu Wald-Weltmeistern, nicht nur heuer im Jahr des Waldes", beschreibt Montecuccoli die aktuelle Stimmung in der Forstwirtschaft. 

 
Mehr Biodiversität trotz Nutzungssteigerung

Weiters betonte Montecuccoli, dass die jüngsten Ergebnisse der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) den Waldeigentümern ein überaus positives Zeugnis ausstellen. Sowohl die Waldfläche als auch der Holzvorrat haben in Österreich weiterhin zugenommen. Demnach ist die Waldfläche in einem Zeitraum von sieben Jahren um weitere 30.000 ha angewachsen und bedeckt nun 47,6% der österreichischen Staatsfläche. Mit einem Gesamtvolumen von 1,14 Mrd. Fm erreicht der Holzvorrat einen historischen Höchststand, dies entspricht einer Zunahme um 3,7% gegenüber der letzten Erhebung. Damit zeigt sich, dass die Waldeigentümer nach wie vor nicht das gesamte Zuwachspotenzial ausschöpfen, sondern erst rund 85%, und somit mehr als nachhaltig wirtschaften, obwohl die Holzerntemengen in den letzten Jahren wesentlich gesteigert werden konnten. 

 
Klimawandel: Trend zu mehr Laubholz

Auch bei den wichtigen Indikatoren für die Naturnähe, dem Mischwald- und Laubholzanteil sowie den Totholzmengen zeigen sich laut den Land&Forst Betrieben sehr positive Entwicklungen. Nach wie vor bleiben aber die Nadelbäume mit einem Anteil von vier Fünftel am Gesamtvorrat dominierend.
 
"Dabei handelt es sich nicht nur um Baumarten, die im Gebirgsraum natürlich vorkommen, sondern auch um diejenigen, die eine ökonomische Bedeutung für den gesamten Sektor haben. Die Waldeigentümer reagieren aber auf die Herausforderungen des Klimawandels durch die Pflege von Mischwäldern auf geeigneten Standorten und beweisen damit ihre Verantwortung für die Erhaltung der Biodiversität", so Montecuccoli. Dennoch werden die Nadelbäume demnach weiterhin die dominierende wirtschaftliche Rolle spielen.

"Die Holzwirtschaft ist auf Nadelholz angewiesen und wird damit auch weiterhin erfolgreich sein", betonte der Präsident. 
 
Bauordnungen und Beschäftigungsregelungen als Herausforderungen Weitere Herausforderungen für die Forstwirtschaft sind etwa die Bauordnungen der einzelnen Bundesländer, da Holz laut Montecuccoli bisher viel zu wenig als Baustoff anerkannt sei. Dabei sei Holz nicht nur viel leichter und somit besser handzuhaben, sondern speichere im Gegensatz zu allen anderen Baustoffen auch Kohlenstoff und leiste somit einen Beitrag zum Klimaschutz. Ebenso hob Montecuccoli die Beschäftigungssituation von Facharbeitern, die etwa aus dem Balkan kommen, als problematisch hervor, da diese mindestens neun Monate benötigt würden, aber nur sechs Monate bleiben dürften. Da nur gut eingespielte Teams für die nötige Sicherheit bei der anspruchsvollen Arbeit im Wald sorgen könnten, sei dies durchaus eine Herausforderung.

 
Fortführung der Waldinventur und mehr Forschung gefordert

Weiters forderte der Präsident der Land&Forst Betriebe die Regierung auf, die Waldinventur fortzuführen, da diese eine wichtige Datenbasis für politische Entscheidungen und anderes darstelle. "Wir brauchen außerdem mehr Forschung, die im Wald ansetzt", so Montecuccoli. Daten über die Genetik der Bäume seien ebenso wichtig wie Innovationen in der Forsttechnik. Auch ein Infrastrukturausbau sei der Schlüssel für eine kleinstrukturierte und nachhaltige Forstwirtschaft. 

 
Konflikt mit Railcargo Austria weiterhin ungelöst

Im Hinblick auf den Konflikt mit der ÖBB-Tochter Railcargo Austria über die Transporttarife für die Forstwirtschaft, sprach Montecuccoli von einer Pattstellung. Allerdings gebe es seit etwa einer Woche einen neuen Vorstand und man hoffe auf zielführende Gespräche in naher Zukunft. Die ÖBB-Tochter müsse vorerst jedoch auch interne Strukturen verbessern. Außerdem hofft der Präsident auf politische Maßnahmen, da eine Verlagerung der Holztransporte von der umweltfreundlichen Schiene auf die Straße nicht Ziel sein könne. (lk-ö)
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