Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
02.11.2008 | 14:41 | US Präsidentschaftswahlkampf 

USA: Streit um Einkommenshilfen als Wahlkampf-Thema

Washington - Unterschiedliche Haltung zu Bioethanol-Programmen.

USA
(c) tiero - fotolia.com
Die Präsidentschafts-Wahlen werden auf dem Lande entschieden, meinen einige Beobachter in den USA. Traditionell haben die Republikaner dort einen besseren Stand. Der Demokrat Barack Obama kämpft in der Landbevölkerung gegen rassistische Vorurteile an. Sein eindeutiges Votum für Bioethanol hilft ihm, zumindest die Maisproduzenten von sich zu überzeugen.

In den USA hat die Landwirtschaft strategische Bedeutung und wird kurz hinter der Verteidigungspolitik eingeordnet. Große Worte bemüht folglich der republikanische Kandidat, John McCain, im agrarpolitischen Teil seines Wahlprogramms. In den USA gebe es das sicherste und effizienteste System der Nahrungsmittel-Erzeugung, ist dort zu lesen. Das Wohl Amerikas basiere auf einem produktiven Agrarsektor. Die Landwirtschaft habe nicht nur eine Bedeutung für die nationale Sicherheit, sondern trage durch ihre Lebensmittel-Exporte auch zum Weltfrieden bei, ist McCain überzeugt.


Beide für Erhalt eines wettbewerbsfähigen Agrarsektors

Bei so viel Bedeutung der Landwirtschaft sollte man annehmen, es gebe viel Platz für die Positionierung der Kandidaten im amerikanischen Präsidentschafts-Wahlkampf. Doch die republikanischen und demokratischen Ansichten zur Agrarpolitik unterscheiden sich eher in Feinheiten.

Beide Kandidaten möchten einen wettbewerbsfähigen Agrarsektor erhalten. Beide wollen die Interessen der US-Farmer in den WTO-Verhandlungen verteidigen und für ausreichende Absatzmöglichkeiten in Drittländern sorgen. Handelsschranken müssten beseitigt werden, fordern Obama und McCain unisono in ihren Wahlprogrammen. Die Exportanteile von 35% bei Soja, 28% bei Weizen und 20% bei Mais seien zu halten oder besser noch auszubauen. So weit stimmen die Kandidaten überein.


McCain liberaler, Obama für Familienbetriebe

Über das Maß an agrarpolitischen Hilfen gehen die Meinungen auseinander. McCain ist der Liberalere, der eine wettbewerbsfähige Betriebsstruktur nicht durch staatliche Eingriffe gefährden möchte. Im Fernsehen warnte er vor der Verschwendung von Steuergeldern durch eine übertriebene Agrarpolitik. McCain stimmte deshalb gegen die mit Haushaltsmitteln aufgestockte Farm Bill.

Mit Versicherungen der Landwirte gegen Überschwemmungen oder Trockenheit kann er sich noch anfreunden. Die in der neuen Farm Bill ausgebauten Einkommenssicherungen gefährden hingegen seiner Ansicht nach den Wettbewerb. McCain sieht die Aufgabe des Staates hauptsächlich in der Forschung. So soll Amerika seine führende Position in der Biotechnologie verteidigen und zwar mit staatlicher Unterstützung.

Obama kontert mit einem fester geschnürten staatlichen Korsett, das er den Landwirten anbietet. Die Ablehnung der Farm Bill durch seinen Konkurrenten führte Obama immer wieder ins Feld und verschaffte ihm damit schon einige Punkte, selbst in traditionell republikanischen Landwirtschaftskreisen. Der Demokrat befürwortet nicht nur Einkommens- und Preisabsicherungen, um Familienbetriebe im ländlichen Raum zu fördern.

Er möchte zudem die staatlichen Zahlungen auf USD 250.000,- pro Jahr beschränken, um nicht Millionäre zu fördern. Schließlich lässt sich Obama in seinem Programm über die Schweinemast aus, die zu sehr in den Händen der Fleischverarbeiter liege und wieder zurück in die Familienbetriebe gelangen müsse.


Förderung der Bioethanolerzeugung aus Mais umstritten

Eine größere Rolle als die Einkommensabsicherungen spielt im amerikanischen Wahlkampf jedoch das Bioethanol. Beide Kandidaten setzen auf Kraftstoffalternativen zum Mineralöl, um unabhängiger von Importen zu werden und um das Klima zu schonen. Umstritten sind die heutigen Subventionen für Bioethanol aus Mais.

Obama, Senator im Bundesstaat Illinois, mitten im Maisgürtel der USA, ist tendenziell offener für die heutigen Subventionen für Bioethanol. Der Demokrat, der gerne seine Unabhängigkeit von Interessengruppen betont und sich damit vor den Republikanern brüstet, wird offensichtlich auch finanziell von der Bioethanolindustrie unterstützt und leistet sich dadurch unerwünschte Angriffsfläche im Wahlkampf.

McCain betrachtet die Maisverarbeitung allenfalls als eine Übergangserscheinung, die wegen der Gefahren für Lebensmittelpreise durch die Konkurrenz um die knappe Anbaufläche möglichst schnell überwunden werden sollte. Nach McCains Ansicht müssen sich auch Kraftstoffalternativen am Markt mit möglichst geringer staatlicher Hilfe durchsetzen. In einem Fernsehinterview kündigte McCain sogar an, er wolle im Falle eines Wahlerfolges die Subventionen für die Maisversprittung streichen. (aiz)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 USA überholen China als wichtigsten Handelspartner mit Deutschland

 US-Handelsstreit mit China: Außenhandelsverband warnt vor EU-Reaktion

 EU-Kommission reagiert zurückhaltend auf höhere US-Zölle gegen China

 USA steht größte Zikaden-Invasion seit 1803 bevor

 Habeck, Baerbock oder keine(r)?

  Kommentierte Artikel

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker

 Kein kräftiger Aufschwung in Sicht - Wirtschaftsweise für Pkw-Maut

 Schutz vor Vogelfraß durch Vergrämung?