Im Mittelpunkt standen dabei Betriebsbesichtigungen rund um die Metropole Brüssel sowie die Teilnahme am Forum for Agriculture (FFA) am 1. April.
Die Themen „Nachhaltigkeit und internationaler Handel“ standen im Fokus des Forums, das vom Unternehmen
Syngenta und der Organisation Europäischer Landbesitzer (European Land Owners) nunmehr bereits zum siebten Mal durchgeführt wurde.
Der Konsumentenschutz wird in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen, und der Erzeugerschutz wird an Bedeutung verlieren, diese Einschätzung äußerte Pascal Lamy, der ehemalige Generaldirektor der
WTO (
Welthandelsorganisation) und EU-Kommissar für Außenhandel in seiner Eröffnungsansprache.
Zölle sind out, Verbraucherschutz ist in
Vor dem Hintergrund der Freihandelsabkommen erläuterte der Handelsexperte, dass die klassischen Handelshemmnisse wie Zölle und Beihilfen in einigen Jahren kaum mehr Relevanz besitzen werden. Zum wichtigsten Instrument werden Agrarregelungen. In den nächsten Jahrzehnten wird die Mittelschicht weltweit um 3 Mrd. Menschen zunehmen.
Lebensmittelsicherheit und Verbraucherinteressen werden immer stärker in den Vordergrund rücken. „In der Freihandelsdiskussion hat der Schutz vor externen Wettbewerbern deshalb Relevanz verloren. Verbraucherschutz und
Nachhaltigkeit werden zum bestimmenden Bestandteil der Debatte“, so Lamy.
Dass die Rohstoffproduktion außerhalb der EU auf den meisten Flächen weltweit noch weit von nachhaltigen Landwirtschaftssystemen entfernt ist, bestätigte Jürgen Vögele, Direktor Landwirtschaft und ländliche Entwicklung bei der Weltbank. Der Fußabdruck ist immer noch sehr groß. Der Anteil der Landwirtschaft an den Treibhausgasemissionen beträgt im Durchschnitt 30 Prozent, in Brasilien sogar 37 Prozent.
EU-Kommission hat zu wenig Wahrnehmung
„Augenmaß bei der Regulierung und mehr Kompetenzen für angepasste und spezifische Maßnahmen auf Länder- und regionaler Ebene“, diesen Appell adressierte Michael zu Salm-Salm, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände, an die EU-Kommission. „Die
Agrarwirtschaft findet lokal statt. Deshalb ist eine Wahrnehmung der Kommission für Aktivitäten, die bereits regional entstehen, unabdingbar“, so Salm-Salm.
Investitionen können die Wettbewerbsposition der EU-Agrarwirtschaft fördern
Für den Bereich
Getreideanbau hob Pierre-Olivier Drege, Generaldirektor der Europäischen Getreideerzeugerorganisation, den hohen Wettbewerbsvorteil der EU gegenüber anderen Erzeugungsregionen hervor. Um diesen Vorteil zu erhalten, forderte er Investitionen außerhalb der Landwirtschaft. An erster Stelle steht für ihn die Logistik.
Als Beispiel nannte er, in welch kurzer Bauzeit hochleistungsfähige Hafenanlagen für den Export von Getreide in den Schwarzmeerhäfen der Ukraine entstanden sind, was zu niedrigeren Umschlagskosten, schnellerer Abfertigung und einem verstärkten Wettbewerb mit den EU-Getreideexporteuren führt.
Regulierung kann handlungsunfähig machen
Gleichzeitig warnte auch Drege vor Regulierungswut durch die EU-Kommission. Sie mache die Erzeuger markt- und handlungsunfähig und nannte das Beispiel Dänemark. Dort habe die drastische Begrenzung der Düngerausbringung in weniger als zehn Jahren dazu geführt, dass keine Qualitätsweizenproduktion mehr stattfinde, weil der durchschnittliche Eiweißgehalt auf 8,4 Prozent gefallen ist. Dänemark hat sich dadurch beim Weizen vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur entwickelt.
Betriebe mit großer Strategienvielfalt
Im Vorfeld des Forums besuchte der EAF einige spezialisierte Ackerbaubetriebe im Süden Brüssels. Die drei „Frères Delputte“ in Herchies bauen auf ihren eher leichteren Böden - neben Weizen - vorwiegend Kartoffeln und Feldgemüse (Möhren, Bohnen, Erbsen) an. Sie legen besonderen Wert auf Schlagkraft und termingerechte Arbeitserledigung und halten dafür einen umfangreichen eigenen Maschinen- und Fuhrpark vor.
Ebenso verfügen sie über ausreichende Lagermöglichkeiten. Der Lohnunternehmer übernimmt dann Spezialaufgaben wie beispielsweise die Möhrensaat oder die recht umfangreiche organische Düngung (ca. 10 t/ha jährlich) und hilft in Spitzenzeiten bei der Kartoffelernte.
Christophe Vandammes Betrieb in Fleurus liegt im „Belgischen Lehmgürtel“, er hat sich auf Chipskartoffeln spezialisiert, die er fast ganzjährig aus seinem klimatisierten Lager anliefert. Dabei übernimmt er nicht nur das Sortieren und Waschen der Ware, sondern auch eine detaillierte Laboranalyse der Verarbeitungseigenschaften jeder Partie. Er ist in der Verantwortung, wenn in der Fabrik Qualitätsprobleme entstehen. Wegen dieser hohen Anforderungen hat die Fabrik nur eine Handvoll Zulieferer mit entsprechend hohem Lieferkontingent. Vandamme pachtet einen Großteil der dafür nötigen Flächen jeweils für ein Jahr.
Im Nachbarort Sombreffe setzt Wilhelm Bommers auf Pflanzkartoffeln. Dazu hat er sich schon seit über 20 Jahren mit 6 weiteren Betrieben in einer Genossenschaft mit zentralem Lager- und Aufbereitungsstandort im Gewerbegebiet von Gembloux zusammengefunden, über die diese Aktivitäten organisiert werden. Aber auch der Raps interessiert den gebürtigen Rheinländer: Für die DSV vermehrt er Rapshybriden, was Sorgfalt und hohe zeitliche Flexibilität erfordert. Schließlich ermöglichen 40 Pensionspferde eine Verwertung seiner Altgebäude und Selbstpflück-Blumen eine zusätzliche Einkommensquelle.
EAF-Jahrestreffen vom 11. bis 15. Juni 2014 in Österreich
Das nächste Jahrestreffen des EAF findet vom 11. bis 15. Juni 2014 in Österreich statt. Interessenten erhalten weitere Informationen hierzu im EAF-Büro. Ansprechpartner ist Dr. Alexander von Chappuis, Tel. 069/24788-313 oder E-Mail: a.chappuis@dlg.org. Informationen sind auch im Internet unter www.arablefarmer.net verfügbar. (EAF/Agrarticker/DLG)