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06.07.2009 | 16:12 | G8-Gipfel 

Hilfsorganisationen: Arme Länder nicht vergessen

München/Berlin - Wenige Tage vor dem G8-Gipfel in Italien haben Hilfsorganisationen eindringlich davor gewarnt, in der Finanz- und Wirtschaftskrise die ärmsten Länder der Welt aus dem Blick zu verlieren.

Arme Länder
(c) Michael Stüning - fotolia.com
«Wir brauchen nicht nur ein Konjunkturprogramm für die reichen Länder, sondern wir brauchen auch eines für die armen Länder», verlangte Jörn Kalinski von der Organisation Oxfam in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Gerade die ärmsten Länder sind viel stärker von der Krise betroffen als wir.» Und dabei hätten sie die Krise nicht verursacht. Deshalb seien die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industriestaaten und Russlands
(G8) jetzt ein Stück weit zur Hilfe verpflichtet. Der dreitägige G8-Gipfel beginnt am Mittwoch im italienischen L'Aquila.

Die Krise habe dramatische Folgen für die Entwicklungsländer, weil Industrienationen weniger Rohstoffe bestellten und selbst weniger in diesen Ländern investierten, sagte Kalinski. Immer mehr Menschen auf der Welt rutschten infolge der Krise in die Armut ab - nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation vor allem in den Entwicklungsländern weitere 200 Millionen. Die Zahl der Hungernden habe laut Welternährungsorganisation seither weltweit um 100 Millionen zugenommen und werde 2009 auf mehr als eine Milliarde ansteigen.

Nötig sei ein Hilfsprogramm der reichen Staaten, um die Wirtschaft in den armen Ländern wieder anzukurbeln, forderte Kalinski. Eine Idee sei, dass die G8-Staaten die Entwicklungshilfezahlungen schon jetzt auf die ursprünglich für das Jahr 2015 angepeilte Höhe steigern - also auf 0,7 Prozent ihrer jeweiligen Wirtschaftsleistung. «Das würde sofort 140 Milliarden Dollar bringen.» Zumindest aber erwartet Kalinski, dass die G8-Staaten ihre Versprechen einhalten - und nicht, wie dies der Gipfel-Gastgeber Italien tut, die Entwicklungshilfe wieder herunterfahren. «Die Entwicklungshilfe zu senken wäre ein fataler und dummer Kurzschluss.»

Kalinski betonte aber auch, Entwicklungshilfe alleine sei nicht ausreichend, um den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Nötig sei eine Strategie, um die Landwirtschaft in den armen Ländern anzukurbeln und nachhaltig voranzubringen. Nach wie vor würden von den reicheren Staaten mit Hilfe von Agrarsubventionen viel zu viele billige Produkte auf die Weltmärkte gekippt, kritisierte er. Außerdem sei die Entwicklungshilfe für den Agrarsektor in den vergangenen 25 Jahren um 75 Prozent gesunken. «So kommt die Landwirtschaft in den armen Ländern nicht auf die Beine.»

Ein «starkes Signal an die Welt» erhofft sich Kalinski vom G8- Gipfel beim Klimaschutz. Von L'Aquila müsse ein Aufbruchsignal ausgehen, damit bei der Klimakonferenz Ende des Jahres in Kopenhagen ein Kyoto-Nachfolgeabkommen verabschiedet werden könne. «Und zwar eines, das der Dringlichkeit der Situation entspricht», betonte Kalinski. «Die G8-Staaten als wesentliche Verursacher des Klimawandels stehen in der Pflicht. Sie müssen sich zu weitreichenden Reduktionen ihrer CO2-Emissionen verpflichten. Sie haben hier eine Vorbildfunktion und müssen neue Impulse in die Klimaverhandlungen bringen.» (dpa)
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