Das ist zwar grundsätzlich nicht verboten; doch muss die Ware dann entsprechend deklariert sein. Der Leiter des Aufsichtsdienstes für Tier- und Pflanzengesundheit Russlands (Rosselkhoznadzor), Sergej Dankwert, sprach in dem Zusammenhang vergangener Woche in Moskau von „Panscherei“. Landesweite Kontrollen im Jahr 2015 hätten ergeben, dass ein nicht geringer Teil der Produkte auf dem
Milchmarkt „Falsifikate“ seien.
Den Anteil der gehandelten Ware mit „falschem Fett“ gab Dankwert insgesamt mit 11 % an. Bei einzelnen Produktgruppen seien es bis zu 50 %, bei Käse sogar 78 %. Je höher dabei gemäß Milchmarktordnung der vorgeschriebene Fettanteil in den Molkereizeugnissen sei, desto höher sei der Anteil von Pflanzenfett gewesen, berichtete der Behördenchef.
Bei dem Ersatzfett habe es sich in den meisten Fällen um Palmöl gehandelt. Nicht verwunderlich sei deshalb, dass Russlands Palmölimporte 2015 gegenüber dem Vorjahr um 25,5 % auf 889.000 t gestiegen seien. Dankwert schlug deshalb vor, die Kontrolle der Milchbranche zu verstärken und die Prüfung der Milchqualität durch die regionalen und lokalen Veterinärdienste vornehmen zu lassen.
Der Verband der Milcherzeuger Russlands (Sojuzmoloko) nannte die Vorwürfe Dankwerts in einer Stellungnahme überzogen. Er räumte jedoch ein, dass laut eigenen Untersuchungen der Anteil von Milchprodukten mit nicht deklarierten Pflanzenfetten gegenwärtig zwischen 8 % bis 10 % liege.
Auch renommierte ausländische Hersteller wie
Danone, die in Russland produzieren, sehen sich mit behördlichen Vorwürfen wegen des unerlaubten Einsatzes von pflanzlichen Fetten konfrontiert. Zuletzt versicherte Ende Februar der russische Danone-Geschäftsführer Bernard Ducros, dass bei seinem Unternehmen kein Palmöl eingesetzt werde und die eigenen Produkte natürlich sowie die Inhaltsstoffe gemäß den Gesetzen deklariert seien.