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07.06.2011 | 13:03 | Exportklimaindex  

Exportklima in der Ernährungsindustrie weiter verbessert - Potenziale in Russland und China

Berlin - Der Exportklimaindex der Ernährungsindustrie hat sich im Mai 2011 leicht verbessert und lag mit 45 Punkten um 10 % höher als im Dezember 2010.

Nahrungsmittelexporte
Die aktuelle Geschäftslage auf den Auslandsmärkten wird derzeit von den Unternehmen etwas weniger positiv eingeschätzt als vor einem halben Jahr. Insbesondere die Exporte in die EU-Länder haben sich weniger dynamisch entwickelt als erwartet. Deutlich verbessert haben sich die Erwartungen für das Exportgeschäft in den kommenden sechs Monaten - der Index der Geschäftserwartungen stieg um 26 % an. Die Exportleiter der Ernährungsindustrie gehen davon aus, dass sich das Auslandsgeschäft vor allem durch einen Zuwachs in den Märkten außerhalb der Europäischen Union weiter positiv entwickeln wird.

"2010 war für die Ernährungsindustrie ein Exportrekordjahr und auch 2011 wird das Auslandsgeschäft der Wachstumstreiber der Branche sein", kommentiert Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), die aktuellen Ergebnisse des Exportbarometers der deutschen Ernährungsindustrie, das die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) bereits zum dritten Mal im Auftrag der BVE erstellt hat.

"In der deutschen Ernährungsindustrie gibt es zurzeit zwei Risiken, auf die sich die Unternehmen einstellen müssen: steigende Energie- und Rohstoffkosten und zunehmende Konkurrenz durch ausländische Mitbewerber in den Exportmärkten. Beides könnte sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken", sagt Gerd Bovensiepen, Partner und Leiter des Competence Center Retail & Consumer bei PwC.

Für das Exportbarometer wurden vom 27. April bis 18. Mai 2011 401 Geschäftsführer und Exportleiter befragt. Die Umfrage bietet einen umfassenden Überblick über die aktuelle Exportkonjunktur in der Ernährungsindustrie und ihren Teilbranchen. Die Befragung wird vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert. Der Exportklimaindex wird aus der Einschätzung der aktuellen Geschäftslage und der Erwartung für die nächsten sechs Monate errechnet. Theoretisch möglich sind Indexwerte auf einer Skala von minus 100 (alle Befragten beurteilen sowohl die Lage als auch die Perspektiven negativ) bis plus 100 (alle Beurteilungen fallen positiv aus).


Wettbewerbsfaktor Energiekosten

Die Frage der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist für die deutsche Ernährungsindustrie aufgrund der Marktenge im Inland und der zunehmenden Konkurrenz durch ausländische Mitbewerber entscheidend für den Erhalt von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen am Standort Deutschland. Fast jeder dritte Euro wird mittlerweile im Exportgeschäft verdient. 2010 betrug der Export der Ernährungsindustrie nach BVE-Angaben 42,9 Mrd. €. Zu schaffen machen den Unternehmen die deutlich gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten, die die Lebensmittel und Getränke verteuern. 38 % der befragten Unternehmen gaben an, dass die gestiegenen Energiekosten bereits den Absatz in den Exportmärkten erschwert haben. 41 % rechnen mit einer Verschlechterung der internationalen Wettbewerbsstellung aufgrund steigender Energiekosten in den nächsten sechs Monaten.


Entwicklung nach Absatzmärkten

Rund 80 % der deutschen Lebensmittelexporte werden innerhalb der Europäischen Union abgesetzt. Zu den wichtigsten Absatzmärkten zählen die Niederlande, Österreich, Frankreich und Italien. Deutlich verbessert haben sich die Erwartungen für das Auslandsgeschäft mit Österreich - rund 49 % der Befragten rechnen mit steigenden Absätzen. Und auch die ohnehin sehr positiven Absatzerwartungen für Dänemark haben sich noch einmal deutlich verbessert - 61 % gehen von steigenden Absätzen in den nächsten sechs Monaten aus. Weniger optimistisch werden die Absatzmärkte Frankreich und Niederlande eingeschätzt.

Nach wie vor sehr große Erwartungen setzen die Unternehmen an die Geschäftsentwicklung in Russland. Russland ist derzeit der wichtigste Drittlandsmarkt für deutsche Lebensmittel mit einem Volumen von 1,3 Mrd. €. 72 % der Befragten rechnen mit weiter steigenden Exporten.

Die asiatischen Märkte spielen für die deutschen Lebensmittelhersteller eine zunehmend wichtigere Rolle. 76 % der Befragten rechnen mit steigenden Absätzen in China. "Entscheidend für den erfolgreichen Markteinstieg in Asien ist neben dem Abbau von Handelshemmnissen die Anpassung an die lokalen Strukturen und Markterfordernisse", kommentiert Bovensiepen.


Branchenergebnisse

Zu den Hauptexportgütern der Ernährungsindustrie zählen neben Fleisch- und Milchprodukten Süßwaren und Getränke. Deutlich positiver als noch im Dezember wird derzeit die Lage im Export von den Süßwarenherstellern, der Obst und Gemüse verarbeitenden Industrie sowie den Brauereien und der alkoholfreien Getränkewirtschaft eingeschätzt. In der Fleisch- und Fleischwarenindustrie sind die Erwartungen im Exportgeschäft für das 2. Halbjahr 2011 nach einem verhaltenen Start zum Jahresbeginn wieder besser. Äußerst positiv sind die Erwartungen der Molkereien für die nächsten sechs Monate. Hingegen haben sich die Exporterwartungen im Bereich der Backwaren und der Obst- und Gemüseverarbeiter etwas eingetrübt. (bve/pwc)
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