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08.07.2008 | 08:34 | Nahrungsmittelkrise 

Scharfe Kritik an Biotreibstoffen: Hauptgrund für Nahrungskrise

Toyako - Hilfsorganisationen und Umweltschützer haben auf dem G8-Gipfel im japanischen Toyako heftige Kritik an Biotreibstoffen geübt.

Nahrungsmittel
Die starke Steigerung der Produktion von Agrartreibstoffen sei ein wesentlicher Grund für die akute Weltnahrungskrise. Subventionen, Steueranreize oder verbindliche Ziele für die Beimischung von Biotreibstoffen in Europa oder den USA müssten gestoppt werden, forderten am Dienstag Organisationen zum Kampf gegen Armut und Hunger sowie Greenpeace oder der World Wide Fund for Nature (WWF).

«Mit gegenwärtigen Technologien braucht es zehn Einheiten Energie, um elf Einheiten Biotreibstoff zu erzeugen», sagte Kumi Naidoo vom Global Call to Action Against Poverty (GCAP). Der Einfluss der Biotreibstoffe sei bereits in Afrika zu spüren. In Mosambique und Sambia würden große landwirtschaftliche Flächen «zweckentfremdet».

Das verschärfe die Nahrungskrise noch. Caroline Towers Kayira von Actionaid forderte, die G8 müssten von Biotreibstoffen abrücken. «Wir haben schon genug Probleme, unsere Menschen zu ernähren.»

Nach einer Studie der Weltbank vom April, die bisher unter Verschluss gehalten wurde, ist die starke Ausweitung der Produktion von Agrartreibstoffen in den USA und Europa der «wichtigste» Grund für die massiven Preissteigerung für Nahrung. Höhere Kosten für Energie und Düngemittel sowie der schwache Dollar hätten die Preise zwischen 2002 und 2008 sonst nur um 35 Prozent steigen lassen, während sie tatsächlich um 140 Prozent zugelegt hätten, heißt es in der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt.

Dreiviertel des Preisanstiegs für Nahrung ist laut Weltbankstudie auf Biotreibstoffe und die damit verbundenen Konsequenzen wie geleerte Getreidelager, Wandel in der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen, Preisspekulationen und Exportverbote zurückzuführen.

Agrartreibstoffe haben laut Hilfsorganisation ActionAid «rund 30 Millionen Menschen in den Hunger getrieben und weiteren 260 Millionen die Nahrung unsicher gemacht». Kumi Naidoo vom Global Call to Action Against Poverty (GCAP) kritisierte, dass die verstärkte Produktion von Biotreibstoffen bereits in Afrika zu spüren sei. In Mosambik und Sambia würden große Flächen «zweckentfremdet». Die Nahrungskrise werde dadurch nur noch verschärft. Er stellte überhaupt den Sinn in Frage: «Mit gegenwärtigen Technologien braucht es zehn Einheiten Energie, um elf Einheiten Biotreibstoff zu erzeugen.» Caroline Towers Kayira von ActionAid forderte, von Biotreibstoffen abzurücken. «Wir haben schon genug Probleme, unsere Menschen zu ernähren.»

Umweltaktivisten forderten ein Umdenken, damit die verschiedenen Biotreibstoffe nicht länger unkritisch befürwortet werden. «Was gestoppt werden muss, ist alles, was den Einsatz von Biotreibstoffen fördert», sagte Kathrin Gutmann vom WWF. «Diese Zeiten müssen vorbei sein», sagte ähnlich Greenpeace-Experte Daniel Mittler. Es wurde kritisiert, dass die G8-Staaten das Problem nicht aufgegriffen hätten. «Es ist unfassbar, dass bei den Gesprächen über die Nahrungskrise die verfehlte Beimischung von Biotreibstoffen ins Benzin überhaupt keine Rolle gespielt hat», sagte Jörn Kalinski von Oxfam in Deutschland. (dpa)
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