Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
16.10.2006 | 15:04 | Agrarmärkte 

Die EU-Märkte für pflanzliche Produkte im September

(ZMP) – An den europäischen Brotgetreidemärkten flaute die Nachfrage der Mühlen im September leicht ab, dennoch zogen die Rohstoffpreise erneut an.

Getreidefeld
(c) proplanta
Nachhaltige Wirkung zeigen vor allem die festen Weizennotierungen an den US-Terminmärkten, die ihre Ursache in niedrigeren Ernteprognosen für Australien, Russland und der Ukraine sowie intensiven spekulativen Einflüssen hatte.

Auch an den weniger spekulativen europäischen Märkten zeigten die Weizen-notierungen nach oben, unterstützt von EU-weit unterdurchschnittlichen Ernteergebnissen. So deutete sich bei Weizen ein Rückgang der Erzeugung um gut fünf Prozent auf 109 Millionen Tonnen an.

Aufgrund der sehr uneinheitlichen Ergebnisse ließ sich insbesondere Weizen mit hohen Naturalgewichten flott absetzen. In Österreich und Italien wurden die Forderungen ebenfalls kräftig angehoben; in Italien näherten sich die Preise für Brotweizen hoher Qualität bereits im September der Linie von 180 Euro je Tonne. Forderungen nach Exporterstattung für das Drittlands-geschäft wurden angesichts der Marktsituation von Brüssel abgelehnt.

Am Roggenmarkt kam insbesondere aus Polen, Tschechien und Österreich lebhafte Nachfrage. Hier richteten sich Käufer vor allem auf den Verkauf der 100.000 Tonnen Roggen aus deutschen Interventionsbeständen ein.

Preise für Futter- und Industriegetreide gestiegen
An den europäischen Futter- und Industriegetreidemärkten zeigte die Preiskurve im September nach oben. Besonders deutlich fiel der Anstieg bei Braugerste aus, zumal das Angebot sowohl in Deutschland, als auch in Dänemark, Frankreich, Dänemark, Schweden und Großbritannien spürbar niedriger ausfällt als im Vorjahr.

So bewegt sich die Sommergerstenerzeugung in der EU mit 21,6 Millionen Tonnen nach ersten Hochrechnungen um rund drei Millionen Tonnen unter dem Vorjahresergebnis. Hinzu kommen erhebliche Qualitätsprobleme durch den heißen Juli und die feuchte Witterung im August, so dass der Anteil braufähiger Ware im Durchschnitt deutlich unter dem langjährigen Mittel von 35 Prozent liegen dürfte.

Komfortabler gestaltete sich dagegen das Angebot an Futtergerste. Dennoch zogen die Preise unter dem Einfluss des festen Gesamtmarktes im September weiter an, zumal die Abgabebereitschaft in vielen Ländern sehr verhalten blieb. Brüssel nutzte die feste Grundstimmung, um weitere Gerstenpartien aus Interventionsbeständen im Drittlandsexport unter-zubringen. Dabei kam vorwiegend Gerste aus den osteuropäischen Mitgliedsländern zum Zuge.

Während die Maisernte in den südlichen Teilen der EU zügig anlief, kam es in den nördlicheren Regionen teilweise zu Verzögerungen durch Regenfälle. Marktwirkung zeigten vor allem die deutlich niedrigeren Ernteschätzungen, die sich mit voraussichtlichen 43 bis 44 Millionen Tonnen spürbar unter den 50 Millionen Tonnen in Normaljahren bewegen.

Für Verunsicherung sorgte allerdings der Entschluss der EU-Kommission, die Interventionskriterien für Mais zu verschärfen. Damit dürfte einem beachtlichen Teil der osteuropäischen Ware künftig der Weg in die Intervention versperrt werden.

Kartoffelernte lief auf Hochtouren
Die Ernten im westeuropäischen Kartoffelgürtel liefen im September auf Hoch-touren. Nach einem trockenen, heißen Juli und einem viel zu kühlen und nassen August begannen die Rodearbeiten bei den Hauptsorten später als normal. Allerdings wurden die Erwartungen der Landwirte in Bezug auf Ertrag und Qualität kräftig enttäuscht.

Der nasse August hatte in vielen Beständen für hohe Anteile an Zwiewuchs gesorgt, was die Primärknollen häufig verfaulen ließ. Die Kalibergröße hatte zudem unter den Wetterkapriolen gelitten, was für einen relativ niedrigen Anteil an Übergrößen sorgte. Zwar wuchsen die Erträge im September noch weiter an, meist jedoch auf Kosten der Unterwassergewichte. Diese waren teilweise so eklatant niedrig, dass die Verarbeiter Ende September in Frankreich die Unterwassergrenze auf 345 Gramm und in den Niederlanden auf 340 Gramm zurücksetzten.

In den Niederlanden und in Frankreich lag das Erzeugerpreisniveau deutlich über dem der Vorjahre, dagegen wurde in Belgien von Belgapom die Preis-meldung aufgrund zu geringer Lieferungen, die den Vertragsbedingungen entsprechen, ausgesetzt.

Die Nachfrage der Verarbeiter sowie die am Speisemarkt war nicht sehr umfangreich. Gleichzeitig drängt das Angebot jedoch nicht. Lediglich Partien, die nicht eingelagert werden können, müssen in Kürze untergebracht werden. Oder solche, die sich nach der Einlagerung als instabl erwiesen: Es wurde von Beständen berichtet, die deshalb schon wenige Wochen nach der Einlagerung bereits wieder aus den Scheunen geholt wurden. Mehr als sonst ist in diesem Kartoffeljahr nicht entscheidend, was vom Feld geerntet werden konnte, sondern was letztendlich aus dem Lager geholt werden kann.

Quelle: ZMP Agrarmarkt 16.10.2006
© ZMP 
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Matif-Weizen - Future setzt Rallye fort

 Ukraine darf auf Verlängerung des Agrarabkommens hoffen

 Internationaler Weizenmarkt: EU verliert Marktanteile an Russland

 Getreideproduktion: EU-Kommission erwartet mehr Mais und weniger Weizen

 Matif-Futures erholen sich

  Kommentierte Artikel

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?

 Wut und Wahlen 2024: Die zunehmend mächtige Gruppe der Nichtwähler

 NRW-OVG verhandelt Streit um ein paar Gramm Wurst zu wenig

 Ruf nach Unterstützung der Imker