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19.08.2009 | 15:15 | Partnerwahl 

PartnerKraft Studie: Bauernjugend will neue familiäre Lastenverteilung

Wien/St. Pölten - Eine aktuelle Untersuchung der Landwirtschaftskammer Niederösterreich zeigt, wie ernst Jugendliche die Partnerwahl nehmen.

Bauernjugend
(c) proplanta
Die Rollen von Frau und Mann verändern sich -hin zu einer ausgeglicheneren Arbeitsverteilung, auch wenn die Aufgaben nach wie vor traditionell geprägt sind. Die eigenen Wünsche und Vorstellungen werden dabei von Geschlecht und Erfahrungen im Elternhaus beeinflusst.


Partnerkraft als wesentliche Grundlage für Betriebserfolg.

"Das Miteinander im Zusammenleben in Ehe und Partnerschaft ist in der bäuerlichen Familie wichtig für Wohlbefinden und Lebensfreude. Diese Partnerkraft ist eine wesentliche Grundlage für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg als selbstständige Unternehmer/-innen. Das gilt verstärkt für die in unserer Zeit besonders herausfordernde bäuerliche Lebensform mit ihrem ständigen wirtschaftlichen Druck. Mit unserer Partner Kraft Jugendstudie lernenwir, wie unsere Jugend dem Thema Partnerschaften gegenübersteht. Unsere Beratungs- und Bildungsangebote wollen wir noch besser den aktuellen Bedürfnissen der kommenden Betriebsführergenerationanpassen", betonte LK NÖ-Präsident Hermann Schultes Dienstag in Wien bei einem Pressegespräch zur PartnerKraft Jugendstudie.

Neben den politischen Rahmenbedingungen und einer guten Ausbildung ist auch entscheidend, wie das Leben im Alltag bewältigt wird. "Jugendliche im bäuerlichen Milieu haben bereits sehr realistische Vorstellungen von ihrer eigenen Zukunft: In einer Partnerschaft reicht Liebe nicht aus. Auch die tagtäglichen Herausforderungen müssen gemeinsam gemeistert werden. Es gibt viel zu tun, man teilt nicht nur den Feierabend, sondern auch den Arbeitsalltag. Und vor Konflikten mit den Eltern oder Schwiegereltern hat man auch ein wenig Angst", fasste Christine Geserick, Studienleiterin des Österreichischen Institutes für Familienforschung der Universität Wien (ÖIF), die wesentlichen Punkte zusammen.


Mehr partnerschaftliche Arbeitsteilung, aber traditionelle Rollen

Die elterliche Aufgabenverteilung entspricht nach den Ergebnissen der Studie noch immer stark den traditionellen Geschlechterrollen: Die Mutter übernimmt zum größten Teil alleine den Haushalt, die Gartenarbeit, die Pflege Angehöriger und die Kinderbetreuung. Umgekehrt gibt es nur zwei Bereiche, in denen der Vater den Hauptteil der Arbeit verrichtet, nämlich die Feld- und Außenarbeit sowie die Administration. Partnerschaftlich arbeiten Mutter und Vater vor allem im Bereich der Stallarbeit.

Jugendliche wünschen sich für ihr Zusammenleben, dass die Frau geringere Anteile ganz allein ausführt, als sie das als Kind zu Hause erlebt haben. Partnerschaftlichere Arbeitsteilung einerseits, aber durchaus eher ein traditionelles Rollenbild der Frau passen in der Erwartung der Jugendlichen zusammen. Sie sehen ihre eigene Zukunft so, dass die Frau weiterhin einen dominanten Part in der Erledigung anfallender Arbeiten übernimmt und zwar vor allem im Haushalt und im Garten. Für die Kinderbetreuung wünschen sich zwar drei Viertel der Befragten eine partnerschaftliche Aufteilung, das restliche Viertel sieht jedoch weiterhin die Mutter in der alleinigen Fürsorgepflicht. Keiner nennt etwa den Vater als alleinigen Fürsorger. Der betriebliche Arbeitsschwerpunkt wird in dieser Phase eher bei den Männern gesehen.


Vergleich bäuerliche und nichtbäuerliche Jugendliche

Um aber auch die Einstellungen bäuerlicher und nichtbäuerlicher Jugendlicher gegenüberzustellen, griff das ÖIF die Aufgabenbereiche Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Pflegetätigkeiten heraus und stellte folgendes fest: In einem bäuerlich geprägten Elternhaus übernimmt die Mutter weitaus größere Arbeitsanteile allein. Besonders deutlich wird das bei den Haushaltstätigkeiten: Wenn die Eltern einen Hof führen, geben 89% der Befragten an, dass ihre Mutter allein für den Haushalt zuständig sei. Hingegen sind das "nur" 73 % der Befragten aus nichtbäuerlichen Familien. Ähnlich verhält es sich bei Kinderbetreuungs- und Pflegetätigkeiten. Und nirgends übernimmt der Vater allein eine maßgebliche Verantwortung in diesen traditionell weiblichen Aufgabenfeldern.

Im Hinblick auf die eigene zukünftige Partnerschaft unterscheiden sich die Vorstellungen zwischen bäuerlichen und nichtbäuerlichen Jugendlichen sehr stark: Knapp zwei Drittel (65 %) der Jugendlichen mit bäuerlichem Hintergrund wünschen sich, dass die Frau den Haushalt alleine übernimmt, bei den anderen sind es 44 %. In weiteren Bereichen wie der Kinderbetreuung oder der Pflege kranker Angehöriger unterscheiden sich die Jugendlichen hingegen wenig.


Grundlagen für eine gute Partnerschaft.

Befragt nach der wichtigsten Grundlage einer guten Partnerschaft, wird "Verständnis haben" für den Partner oder die Partnerin am häufigsten genannt. Für Männer sind betriebliche Themen ("Für die Zukunft des Hofes klare Ziele haben" und "Darauf hinarbeiten, dass der Hof jedenfalls auch in der nächsten Generation in der Familie bleibt") ebenso sehr wichtige Basisaspekte für ihre Partnerschaft. Für Frauen sind "Zeit für gemeinsame Gespräche" und "das gemeinsame Aushandeln von Aufgaben" wesentlich. Für Männer wie Frauen ist außerdem festzuhalten: Sie haben ein großes Bewusstsein dafür, dass die gemeinsame Arbeit am Hof und das gemeinsame Wirtschaften ihre Partnerschaftszufriedenheit beeinflussen kann - und zwar positiv wie negativ. Es schweißt zusammen, wirft aber auch Konflikte auf. Ebenso erkennen die Jugendlichen, dass ein gutes Verhältnis zu den (Schwieger-)Eltern positiv auf ihre Partnerschaft wirken kann. Über die PartnerKraft Jugendstudie

Im Rahmen der PartnerKraft Jugendstudie wurden rund 600 Schülerinnen und Schüler der landwirtschaftlichen Fachschulen und Höheren Bundeslehranstalten für Land- und Forstwirtschaft in Niederösterreich im Alter von 16 bis 18 Jahren zu ihren Vorstellungen von Partnerschaft befragt. Die Auswertung erfolgte über das Österreichische Institut für Familienforschung der Universität Wien (ÖIF). (ots)
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