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20.05.2013 | 10:08 | Finanzwirtschaft 

Die Deutsche Bank im Umbruch

Frankfurt/Main - Kulturwandel und Kapitalerhöhung - in ihrem ersten Jahr an der Spitze der Deutschen Bank haben Anshu Jain und Jürgen Fitschen dem Konzern ihren Stempel aufgedrückt.

Deutsche Bank
(c) deutsche bank
Zugleich machten dem Duo Gewinneinbruch und Gerichtsprozesse zu schaffen. Doch zuletzt überwog Zuversicht: Der Branche traut Deutschlands größtem Geldhaus nach Jahren der Krise 2013 die Trendwende zu, bei der Deutschen Bank selbst sei der «Hungermarsch» vorbei, verkündete Jain Ende April. An diesem Donnerstag (23.5.) zieht die Doppelspitze auf der Hauptversammlung eine Bilanz ihres ersten Jahres.

Groß war die Sorge, nach dem Abschied von Josef Ackermann könnte der Investmentbanker Jain mit seinen Getreuen («Anshus Army») die Macht in den Frankfurter Zwillingstürmen an sich reißen. Der ältere Fitschen sei dem gebürtigen Inder mit britischen Pass quasi als «Grüßonkel» an die Seite gestellt worden, um die deutsche Volksseele zu beruhigen, unkten Kritiker.

Doch die beiden Manager ließen nie Zweifel aufkommen, dass sie an einem Strang ziehen - auch wenn sie ihre Rollen gleich zu Beginn klar absteckten: Jain sollte den Dialog mit internationalen Investoren führen, Fitschen die Bank vor allem in Deutschland vertreten.

So ließ der gebürtige Niedersachse Fitschen die von Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise verunsicherten Verbraucher wissen, die Bank habe sich einen «Kulturwandel» auf die Fahnen geschrieben: «Kulturwandel bedeutet für alle Banker, die Frage zu beantworten, dass wir bei all unserem Handeln das Interesse unserer Kunden in den Mittelpunkt stellen.» Die Bank stellte eine Beauftragte für Fragen guter Unternehmensführung ein und ließ eine externe Kommission das Vergütungssystem unter die Lupe nehmen. Selbst der Slogan «Passion to perform»/«Leistung aus Leidenschaft» steht auf dem Prüfstand.

Dennoch: Einem Tanker wie der Deutschen Bank mit ihren weltweit knapp 97.800 Vollzeitkräften (Stand: Ende März 2013) einen neuen Kurs zu geben, ist ein Mammutprojekt, das weiß auch Fitschen. «Kulturwandel ist etwa sehr Wichtiges, aber auch etwas noch sehr Vages», zitierte ihn das «Handelsblatt» Anfang Mai 2013.

Seit Fitschen im April auch das Präsidentenamt beim Bundesverband deutscher Banken (BdB) übernahm, tritt er als Sprachrohr der Branche auf - wie einst Ackermann. Europas Währungshüter ließ er etwa wissen: «Die billige Liquidität von der Zentralbank ist nicht gesund.»

Nicht immer kamen Fitschens deutliche Worte gut an. Nach einer Steuerrazzia zwei Wochen vor Weihnachten beschwerte sich der Banker bei Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) über die aus seiner Sicht «überzogene» Aktion - und sah sich kurz darauf zu einer öffentlichen Entschuldigung genötigt. 500 Fahnder hatten wegen Steuerermittlungen beim Handel mit Luftverschmutzungsrechten (CO2-Zertifikate) auch die Frankfurter Zentrale der Bank durchsucht.

Mehr Transparenz der Bank wünschte sich mancher Parlamentarier in der Aufklärung eines zweiten Skandals: Der Manipulation des Libor, jenem von Großbanken festgelegten Zinssatz, der als Maßstab für Geldgeschäfte in Billionenhöhe dient. Der Bundestags-Finanzausschuss wollte im November Jain zur Verwicklung der Deutschen Bank befragen - schließlich fielen fragliche Deals in seinen Geschäftsbereich. Doch die Bank schickte Rechtsvorstand Stephan Leithner - und Jain musste dafür eine öffentliche Rüge von Vorgänger Ackermann einstecken.

Viele Beobachter meinen jedoch, gerade der vom angelsächsischen Investmentbanking geprägte Jain sei der Richtige für Veränderungen. Der Manager zeigt sich geläutert und sagt, er habe seine Lehren aus den wilden Zeiten vor der Finanzkrise gezogen. Jain könnte Investmentbankern den «Kulturwandel» vorleben.

Zugleich jedoch hat die neue Führungsspitze der Deutschen Bank immer klar gestellt: Das größte deutsche Geldhaus will weiterhin in der internationalen Spitzengruppe mitspielen - gerade auch im Investmentbanking. Die Voraussetzungen dafür hat die Bank geschaffen und die dünne Kapitaldecke deutlich aufgepolstert. Dafür baute das Institut mit großem Tempo Risiken ab und zog als Krönung mühelos über Nacht eine drei Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung durch. Dabei gelang dem Duo Jain/Fitschen das praktisch Unmögliche: Obwohl die Ausgabe neuer Aktien die Altanteile verwässert, jubelte die Börse. (dpa)
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