In einer Aktuellen Stunde geht es auf Antrag der Grünen um Strategien zur Lösung der Welternährungskrise. «Wir müssen lernen, auch strukturell etwas zu verändern», forderte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast am Dienstag in Berlin. Es gehe nicht darum, dass der reiche Norden mehr Lebensmittel produziert und anschließend exportiert. Vielmehr müssten die Entwicklungsländer ihre eigenen Lebensmittel produzieren können.
Bundeslandwirtschaftsminister Horst
Seehofer (CSU) hatte sich am Vortag für eine höhere Nahrungsmittelproduktion in Europa ausgesprochen. Derartigen Überlegungen erteilte aber auch EU- Entwicklungskommissar Louis Michel eine Absage. Eine Erhöhung der europäischen Agrarproduktion drohe den Wettbewerb zwischen reichen und armen Ländern wieder anzukurbeln, sagte Michel der französischen Tageszeitung «Le Monde» (Mittwoch). Künast rief die EU dazu auf, ihre Agrarexportsubventionen komplett zu streichen.
Bauernpräsident Gerd
Sonnleitner erwartet zwar weiter steigende
Lebensmittelpreise in Deutschland, rechnet aber nur noch mit moderaten Erhöhungen. Derzeit gäben die Verbraucher etwa elf Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Ernährung aus, «und diese Prozentzahl wird sich nur wenig erhöhen», sagte Sonnleitner im ARD- «Morgenmagazin». Die Entwicklung hin zu steigenden Preisen sei aufgrund der steigenden Energiekosten jedoch «unumkehrbar».
Die Linke macht weltweite Spekulationen mit Agrarrohstoffen für die steigenden Preise verantwortlich. «Wer Landwirtschaft ausschließlich marktwirtschaftlich ausrichtet, darf sich jetzt nicht über die Folgen wundern», sagte die agrarpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, Kirsten Tackmann. FDP-Generalsekretär Dirk Niebel forderte hingegen eine Agrarwende, die den Landwirt wieder als Unternehmer agieren lasse. Die Landwirte wollten faire Wettbewerbsbedingungen statt am «Subventionstropf von Europa» zu hängen, sagte Niebel dem Fernsehsender n-tv.
Der Naturschutzbund
NABU warnte vor einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft. Dies zerstöre die letzten ökologischen Rückzugsräume in Deutschland, erklärte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Nach Einschätzung der Verbraucherorganisation
Foodwatch sorgt die
Agrarpolitik für steigende Lebensmittelpreise. Foodwatch-Chef Thilo Bode kritisierte in der «Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen» (Dienstag), bei der Exportsubventionierung von Schweinefleisch werde der Verbraucher gleich zweimal zur Kasse gebeten: Er zahle nicht nur die Subventionen, sondern auch höhere Preise, weil der Export Schweinefleisch im Inland verknappe und damit verteuere. (dpa)