Über 50 Praxisberichte, vier Kurzfilme, umfangreiche
Hintergrundinformationen und eine kostenlose Software helfen Unternehmen,
effizienter und umweltfreundlicher zu produzieren.
Umwelt- und
Verkehrsministerin Tanja Gönner schaltete gestern
(28. Dezember 2010) ein neues Informationsportal „Ressourceneffizienz
Baden-Württemberg“ im Internet unter
www.umwelttechnik.baden-wuerttemberg.de/umweltportal
frei. „Effizienzpotenziale beim Einsatz von Energie, Material und Ressourcen
lassen sich in Unternehmen immer finden. Wie unser Motto provokativ verspricht
– ‚10 Prozent sind immer drin‘“, erklärte Umwelt- und Verkehrsministerin Tanja
Gönner anlässlich der Freischaltung des Informationsportals. Das
Informationsportal gibt wichtige Anhaltspunkte, umfassende Informationen und
möglichen Ansätze, wie die Unternehmen die Ressourceneffizienz verbessern
können.
Die Website gliedert sich in neun Themenfelder, die von Ressourceneffizienz,
Materialverschwendung, Qualitätsmanagement, Recycling im Betrieb, Auslastung im
Leerlauf, Materialfluss und Lager, Energienutzung, Einzelprozessoptimierung bis
zu Technologische Innovation reichen. Passend zu jedem Themenfeld werden
umfangreiche Hintergrundinformationen angeboten, Techniken, Methoden und
Instrumente vorgestellt sowie Hinweise und Empfehlungen für organisatorische
Maßnahmen gegeben. „Mit rund 50 Berichten aus der Praxis bieten wir Unternehmen
konkrete Erfahrungen und Ergebnisse aus über 13 Jahren Landesförderung. Wir
zeigen Ihnen in Kurzfilmen die Erfahrungen von Unternehmern für Unternehmer bei
der erfolgreichen Umsetzung zu einem ressourceneffizienten Unternehmen. Wir
wollen die Unternehmer überzeugen, dass sich Ressourceneffizienz für alle
rechnet und dass wir zukünftig ressourceneffiziente Unternehmen im Land
brauchen, die sparsam mit Energie, Rohstoffe und Material umgehen. Dies wird
auch ein entscheidender Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor werden“, erklärte
die Umweltministerin. Häufig würden sogenannte „weiche“ Faktoren wie
Unternehmenspolitik, Unternehmensstrategie, Unternehmensstruktur und -kultur
oder die Änderungsbereitschaft in den Unternehmen und Hemmnissen innerhalb der
Organisation eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung und Nutzung von
Ressourceneffizienzpotentialen spielen.
„Umwelttechnologie und Ressourceneffizienz gewinnen für weite Teile der
Weltwirtschaft zunehmend an Relevanz und besetzen schon lange nicht mehr nur
eine ökologische Nische“, so Gönner. Vielmehr stünden ökonomische Gründe hinter
dem Wachstum, vor allem die zunehmende Knappheit traditioneller Ressourcen und
Energieträger. „Ziel der Innovationspolitik des Landes Baden-Württemberg ist
es, diese Wachstumspotentiale zu mobilisieren und die Umsetzung von
Forschungsergebnissen in neue ressourceneffiziente Produkte, Verfahren und
Dienstleistungen zu beschleunigen“, erklärte die Ministerin. So könne ein technologisch
und umweltpolitisch aktives Land wie Baden-Württemberg an der Dynamik von
Zukunftsmärkten und Zukunftstechnologien teilhaben und das eigene Profil in
Richtung Zukunftsfähigkeit stärken.
Information für die Medien:
Um den Einstieg in die systematische Analyse im Unternehmen zu erleichtern,
stellt die Internetseite das für das Land Baden-Württemberg entwickelte
Software-Tool bw!sankey zur grafischen Darstellung der Energie-
und Materialströme in Form sogenannter Sankey-Diagramme zur Verfügung.
Sankey-Diagramme zeigen die Menge der Energie- und Materialströme in mehr oder
minder breiten Flussströmen, so dass sich besonders energie- oder
materialintensive Bereiche schnell identifizieren lassen. Durch die Eingabe der
wichtigsten Basisdaten kann jedes Unternehmen seine Energie-, Material- und
Kostenströme grafisch darstellen und mit dem jeweiligen Branchendurchschnitt
vergleichen. Alle Informationen des Internetportals veröffentlicht das Umwelt-
und Verkehrsministerium auch auf einer DVD mit einer Broschüre, so dass sie
auch ohne Internet jedem verfügbar ist. Das Software-Tool bw!sankey
auf der DVD gestattet eine wesentlich tiefergehende Analyse des Unternehmens.
Es können individuelle Prozessketten und -abläufe sowie die dazu gehörigen
Energie-, Material- und Wertströme dargestellt werden. Das Informationsportal
wurde im Auftrag des Umweltministeriums von der Hochschule Pforzheim - Institut
für Angewandte Forschung IAF, Prof. Dr. Mario Schmidt - erarbeitet.
10 Prozent sind immer drin. Was salopp formuliert klingt, basiert auf trockenen
Fakten und belastbaren Zahlen. Im verarbeitenden Gewerbe beträgt der
Materialkostenanteil in Deutschland im Durchschnitt über 45 Prozent des
Bruttoproduktionswerts – ohne Energiekosten. Mehr Effizienz beim Einsatz von
Energie, Ressourcen und Material senkt Kosten und stärkt nachhaltiges
Wirtschaften. Laut der Deutschen Bundesbank lag im verarbeitenden Gewerbe die
Bruttoumsatzrendite im wirtschaftlich guten Jahr 2007 im Durchschnitt bei 5,7 Prozent
des Umsatzes. Die Deutsche Materialeffizienzagentur DEMEA gibt allein für den
Materialeinsatz in kleinen und mittelständischen Unternehmen ein
durchschnittliches Einsparpotenzial von 2,4 Prozent des Umsatzes an. In
Anbetracht der durchschnittlichen Gewinnmargen von circa 5 Prozent wird
deutlich, welchen Einfluss zum Beispiel Materialeffizienz allein auf
Wirtschaftlichkeit und Gewinn hat. (PD)