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04.08.2010 | 20:50 | Pakistan-Flut  

Keine Gefahr, dass radikale Gruppen profitieren

Berlin/Islamabad - Nach der Flutkatastrophe sieht Stefan Schmid von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) nicht die Gefahr, dass radikale religiöse Gruppen profitieren.

Hochwasser
(c) proplanta
«Die internationale Gemeinschaft ist sehr aktiv und vor allem lokale Nichtregierungsorganisationen bringen jetzt bereits sehr schnell Vorschläge, was man machen kann», sagte der Entwicklungshilfeexperte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Islamabad.

In den vergangenen Tagen waren immer wieder Befürchtungen aufgekommen, dass Islamisten sich bei der Bevölkerung mit der Hilfe beliebt machen. Die lokalen Behörden stünden freilich vor großen Aufgaben - vor allem bei der Koordination der Hilfsmaßnahmen. «Es wird bereits viel gemacht, aber es könnte noch mehr passieren», sagte Schmid. Teilweise sei es schwierig, grundlegendste Hilfe zu gewährleisten, so groß sei das Ausmaß der Katastrophe, erläuterte der 40 Jahre alte stellvertretende GTZ-Büroleiter.

«Das Gesundheitspersonal ist manchmal selbst von den Auswirkungen der Katastrophe betroffen.» Das ganze Ausmaß der Jahrhundertflut sei allerdings eh noch nicht absehbar. «Erst wenn die Leute wieder versorgt sind und das Wasser abgeflossen ist, wird man die ganze Zerstörung der Infrastruktur erkennen», sagte Schmid. «Der Regen geht momentan noch weiter und die Fluten bewegen sich in Richtung Süden. Man muss aber abwarten, welche Ausmaße das dort tatsächlich nimmt.» Vor allem das Ausmaß in der Provinz Punjab wird eine Rolle spielen.

«Punjab ist natürlich eine wichtige Region für Pakistan. Es wird viel Reis dort angebaut, es werden auch viele Früchte exportiert», sagte der Entwicklungshilfeexperte. «Die Bewässerung der Landwirtschaft ist normalerweise durch Wasserkanäle garantiert. Aber in diesem Jahr war es einfach anders: In kürzester Zeit kam sehr, sehr viel Wasser runter», so Schmid. Die GTZ selbst ist seit den 1970er Jahren in Pakistan aktiv - und dabei unabhängig von Spenden, da ihre Projekte vom Bundesentwicklungshilfeministerium bezahlt werden. (dpa)


Hintergrund

Punjab - wichtigste Provinz Pakistans


Die Fluten haben in Pakistan mittlerweile auch den Punjab (gesprochen: Pandschab) erreicht. Die Provinz, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bundesstaat im Norden Indiens, hat ihren Namen aus dem Persischen Wörtern «fünf» und «Wasser» - wegen der Flüsse Jhelum, Chanab, Ravi, Beas und Sutlej. Diese wichtigsten Flüsse Pakistans münden dort in den Indus.

Der Punjab ist 1947 zwischen den Erzrivalen Indien und Pakistan geteilt worden. Aus den fünf Flüssen, um deren Wasser Pakistaner und Inder immer wieder gestritten haben, speist sich die Kornkammer Zentralasiens bereits seit der Antike. Sie waren schon damals ein wichtiges Ziel für Eroberer wie Alexander den Großen. Naturkatastrophen im Punjab treffen Pakistan deshalb hart.

Die Anbauflächen gelten als das größte zusammenhängende Bewässerungsgebiet der Welt. Zudem liegen im Punjab viele Industriebetriebe und die Provinz ist bevölkerungsreicher als alle anderen in Pakistan. Besonders die Provinzhauptstadt Lahore spielt eine wichtige Rolle. Sie gilt als «Herz Pakistans».

Mehr als sechs Millionen Menschen leben hier. Von einer architektonischen Blütezeit im 16. und 17. Jahrhundert zeugen Moscheen, Paläste und Mausoleen - sie liegt allerdings am Ravi und relativ weit vom Indus entfernt. Auch Pakistans Hauptstadt Islamabad gehörte früher zum Punjab - ist allerdings heute eine eigenständige Provinz.
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