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08.02.2016 | 08:36 | Trotz Sturmwarnung 

Kölner Rosenmontagszug mit Einschränkungen - viele andere abgesagt

Köln - Ausgerechnet am Rosenmontag macht ein heftiges Sturmtief vielen Narren einen Strich durch die Rechnung. In Mainz musste der traditionelle Zug durch die Innenstadt kurzfristig abgesagt werden.

Faschingsumzug 2016
Es sollte ein ausgelassenes Fest werden, nun bremst eine Unwetterwarnung die Narren aus. In Mainz wird es keinen Rosenmontagszug geben. In Köln wollen die Jecken dem Sturm trotzen, anderswo ist die Lage noch unklar. (c) proplanta
Ob es einen Ersatztermin gibt, war am Sonntagabend zunächst unklar. In Köln soll es wegen erwarteter Windböen bis Stärke 8 nur eine deutlich abgespeckte Version des Karnevalzugs geben.

Und auch in Düsseldorf wird diskutiert, den Zug komplett abzusagen oder ihn zumindest um eine Stunde zu verschieben - eine Entscheidung soll dort allerdings erst am Montagmorgen fallen.

In Mainz verwies die Feuerwehr auf Unwetterwarnungen. Demnach werden bis in den Abend hinein Böen mit bis zu 100 Stundenkilometern erwartet. Nie zuvor in seiner Geschichte war der Mainzer Umzug witterungsbedingt abgesagt worden. Die Stadt hatte Hunderttausende Zuschauer erwartet. Die Polizei rechnet weiterhin mit zahlreichen feiernden Besuchern in der Stadt, sagte ein Sprecher am Abend. Man werde mit starken Kräften vor Ort sein.

Losrollen sollte der närrische Tross auf seine mehr als sieben Kilometer lange Strecke um 11.11 Uhr. Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) sagte am Sonntag: «Das ist mehr als schade, aber es ist nicht das Ende der Fröhlichkeit in Mainz.» Der Sprecher der Zugleitung, Claus Aulenbacher, verwies auf die besondere Situation der Strecke mit stellenweise vielen Bäumen. «Die Entscheidung ist ganz klar, die Sicherheit geht vor», sagte der Präsident des Mainzer Carneval Vereins (MCV), Richard Wagner.

In Köln wird es nur eine deutlich abgespeckte Version des Karnevalzugs geben. Die Jecken wollen wegen der erwarteten Windböen bis Stärke 8 unter anderem auf die sonst üblichen 500 Pferde und auf große Figuren verzichten. Mit den beschlossenen Einschränkungen sei der Zug trotz der erwarteten Sturmböen sicher, zeigten sich die Verantwortlichen überzeugt.

«Wir lassen uns das Feiern auch vom Wetter nicht vermiesen», sagt Zugleiter Christoph Kuckelkorn. Unter anderem sollen an allen Tribünen die Planen, die die Besucher von Wind und Regen schützen, entfernt werden. Ob weitere Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden müssen, wollen die Verantwortlichen von Karnevalsverein, Stadt, Polizei und Feuerwehr am Montagmorgen beschließen.

In Düsseldorf will die Koordinierungsgruppe am Montag um 8.00 Uhr ein letztes Mal beraten und dann über eine mögliche Absage des Zugs entscheiden. Dem Sicherheitskonzept zufolge muss der Zug ab Windstärke 8 abgesagt werden. Der Deutsche Wetterdienst erwartet für den Vormittag Windstärke 8 bis 9, am Nachmittag teils auch Stärke 10.

Auch die Veranstalter unzähliger kleinerer Rosenmontagszüge im Rheinland wollen meist erst Montagmorgen über eine Absage entscheiden. Die Organisatoren in Münster, Duisburg, Hagen, im Essener Stadtteil Kupferdreh und in Wenden im Sauerland zogen hingegen schon Konsequenzen: Sie haben den Rosenmontagszug abgesagt. Einige Züge sollen im Frühjahr nachgeholt werden.

Selbst wenn Rosenmontagszüge wie geplant stattfinden: Auf ungemütliches Wetter müssen sich die Jecken allemal einstellen. Denn Tief «Ruzica» (gesprochen: Ruschiza) soll neben Sturm auch starken, anhaltenden Regen und womöglich sogar Gewitter in die Karnevalshochburgen bringen.

Am Sonntag waren die Bedingungen für den Straßenkarneval noch besser. In Köln zogen die «Schull- un Veedelszöch» durch die Innenstadt. Der Zug umfasste 8.000 Teilnehmer aus 48 Schulen und 57 Vereinen. Die Schul- und Viertelszüge - wie sie auf Hochdeutsch heißen - gelten als die ursprünglichsten Karnevalsumzüge in Köln. In Düsseldorf waren die Jecken in der Innenstadt unterwegs - dort zogen Gruppen mit Lautsprecherwagen die Königsallee hoch und runter und feierten.

Bei größtem Umzug im Norden im niedersächsischen Braunschweig setzten sich die Karnevalisten satirisch mit der Terrordrohung auseinander, die im vergangenen Jahr zur Absage des Zugs geführt hatte. Ein meterhohes Styropor-Gespenst mit der Aufschrift «Terror» rollte durch die Innenstadt. «Zuhause zu bleiben, wäre ein falsches Signal», sagte eine Zuschauerin. In Mannheim und Ludwigshafen säumten rund 200.000 Schaulustige die Strecke des Karnevalszugs.

Unterdessen setzte die Polizei am Samstag nach mehreren sexuellen Übergriffen im Karneval ihre Ermittlungen fort. Nach dem Übergriff auf eine belgische Fernsehjournalistin im Kölner Karneval meldete sich ein 17 Jahre alter Jugendlicher bei der Polizei. Die Frau war während einer Live-Übertragung an Weiberfastnacht vor laufender Kamera sexuell belästigt worden.

Auch für den Rosenmontag hat sich die Polizei mit einem Großaufgebot aufgestellt. Die Warnung der Einsatzkräfte, wegen der weiter bestehenden Terrorgefahr auf Kostüme mit Waffenimitaten zu verzichten, hat sich auf die Nachfrage in den Karnevalsgeschäften aber nicht ausgewirkt. Produkte wie eine Plastik-Kalaschnikow oder eine Cowboy-Pistole seien ähnlich gut verkauft worden wie in den vergangenen Jahren, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei mehreren Händlern.

«Die Leute kaufen ganz normal, auch echt aussehende Schusswaffen», sagte Antonia Guerrero von Karnevalswierts in Köln. Man habe sogar schon nachbestellen müssen.
dpa
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