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15.08.2013 | 15:04 | Klimafolgenforschung 

Hitzewellen werden zunehmen und verstärken sich selbst

Potsdam / Jena - Künftig könnten Mensch und Natur noch öfter als bislang unter extremen Sommertemperaturen ächzen.

Hitzewelle
(c) proplanta
Bis zum Jahr 2020 werden sich starke Hitzewellen in dieser Jahreszeit verdoppeln, wie ein Team um Dim Coumou vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Pik) berechnet hat.

Bis 2040 werden sich solche Wetterlagen demnach sogar vervierfachen. Dürren, Hitzewellen und Stürme könnten in Zukunft wiederum den Klimawandel verstärken, ergänzen weitere Forscher im Fachjournal «Nature».

Insbesondere Wälder nehmen demnach das Treibhausgas Kohlendioxid bei Extremwetter nicht mehr so gut auf, erläuterten die Wissenschaftler um Markus Reichstein, Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena.

Dieser Faktor sei bislang deutlich unterschätzt worden. Derzeit ziehen die Pflanzen demnach jährlich elf Milliarden Tonnen weniger Kohlendioxid aus der Luft, als sie es ohne Extremereignisse tun könnten. Das entspricht etwa einem Drittel des menschengemachten Kohlendioxid-Ausstoßes pro Jahr.

Nach Angaben der Forscher haben Böden und Pflanzen in den vergangenen 50 Jahren insgesamt bis zu 30 Prozent des menschengemachten Kohlendioxids aufgenommen und damit den Klimawandel gebremst. Diese Pufferwirkung könnte mit weiteren Hitzewellen zunehmend verloren gehen.

Die Forscher analysierten im Rahmen des europäischen Carbo-Extreme-Projekts unter anderem Satellitendaten zur Lichtnutzung von Pflanzen und schlossen daraus auf deren Kohlendioxidaufnahme.

Die Potsdamer Forscher rechnen unterdessen bis zum Jahr 2100 ohnehin mit noch schlimmeren Extremwetterlagen: Während es heute auf 5 Prozent der globalen Landflächen monatliche Hitze-Extreme im Sommer gebe, seien es bis dahin 85 Prozent. «In vielen Regionen werden die kältesten Sommermonate dann heißer sein als die heißesten Monate heute», sagte Coumou. Zudem würden etwa 60 Prozent der Landflächen von derart extremen Hitze-Ereignissen betroffen sein, wie sie heute so gut wie nie vorkämen.

Die Wissenschaftler konzentrierten sich in der Studie auf sogenannte 3-Sigma-Ereignisse. Dabei handelt es sich um Wetterphänomene, die die üblichen Schwankungen in den Temperaturen der Sommermonate einer bestimmten Region stark überschreiten.

«Besonders betroffen werden die tropischen Regionen um den Äquator sein», sagte Coumou. Aber auch in Europa erwartet er einen Anstieg der Hitze-Extreme.

«Die Studie des Pik liefert robustere Ergebnisse als bisher vorliegende Studien», kommentierte Stefan Hagemann vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg auf Anfrage. «Was heute eine Ausnahme ist, daran muss man sich in der Zukunft gewöhnen.»

Noch lasse sich das Szenario für das Jahr 2100 verhindern, etwa durch einen besseren Klimaschutz, schreiben die Potsdamer Forscher in den «Environmental Research Letters». Anders sehe es für das Jahr 2040 aus. «Bereits jetzt sind so viele Treibhausgase in der Atmosphäre, dass die kurzfristige Zunahme von Hitzewellen unvermeidlich scheint», sagt Coumou. Nun müsse man neue Konzepte entwickeln, wie die betroffenen Regionen reagieren könnten. (dpa)
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