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17.02.2010 | 19:17 | Erdrutsch in Italien  

«Italien rutscht» wegen Urbanisierung und Klima

Rom - Nach starken Regenfällen haben Erdrutsche in Süditalien Tausende von Menschen zum Verlassen ihrer Häuser gewzungen.

«Italien rutscht» wegen Urbanisierung und Klima
In Kalabrien wurde inzwischen das ganze 2.300-Seelen-Dorf Maierato evakuiert, in Sizilien bei Messina droht der 4.000-Seelen-Ort San Fratello endgültig vom Schlamm verschluckt zu werden. Über 2.000 Bewohner verließen das Dorf. Auch in anderen Gebieten Kalabriens und Siziliens stellten Erdrutsche und Überschwemmungen die Menschen auf eine harte Probe. Nach Vorhersage der Meteorologen ist ein Ende der seit Tagen anhaltenden Schlechtwetterfronten vorerst nicht abzusehen.

«Italien rutscht» und «SOS Erdrutsche» brachten italienische Blätter das Phänomen am Mittwoch auf den Punkt. Das Problem ist jedoch nicht neu. In den vergangenen 50 Jahren starben tausende Menschen vor allem im stärker betroffenen Süden Italiens unter herabstürzenden Schlamm- und Geröllmassen. Und wie zuletzt im Oktober 2009, als bei einem schweren Erdrutsch südlich von Messina 37 Menschen ums Leben kamen, setzte auch jetzt erneut eine Debatte über die Ursachen ein - sowie darüber, was getan werden müsse.

«San Fratello riskiert, in den Erdrutschen zu verschwinden, während die Regierung an den Bau einer Riesenbrücke denkt», polterte der Abgeordnete Domenico Scilipoti der Oppositionspartei IDV. Der Seitenhieb ist gegen die konservative Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi gerichtet, die bei Messina eine Milliarden Euro teure Brücke plant, um Sizilien mit dem Festland zu verbinden. Kritiker des Projekts machen immer wieder geltend, dass das Geld im Erdrutsch-geplagten Süden Italiens anders besser angelegt wäre.

Nach Angaben des italienischen Landwirtschaftsverbands Coldiretti liegen 84 Prozent der Ortschaften um Messina auf gefährdetem Gebiet. Im Inselinneren ist die Lage kaum besser. In Kalabrien seien es fast 100 Prozent, wie Experten warnen. Doch als Ursache der ständigen Erdrutschgefahr gilt nicht nur die Gelände-Beschaffenheit. «Was wir jetzt vor Augen haben, hat recht wenig mit der Natur zu tun», erklärt Massimo Gargano, Präsident der nationalen Vereinigung für Entwässerung, der römischen Tageszeitung «La Repubblica».

Einerseits habe sich die wilde Urbanisierung ins Land gefressen, der Boden nehme Wasser nicht mehr auf, so dass es mit hoher Geschwindigkeit «wie auf einer Eisbahn abfließt», sagt Gargano. Auch der Klimawandel trage seinen Teil bei: «Er verwandelt den Regen in schwere Wolkenbrüche.» Milliarden Euro müssten für Abwassersysteme und Kanäle ausgegeben werden, um Erdrutsche und Überschwemmungen einzudämmen. Im komplett evakuierten Dorf Maierato in Kalabrien prüften Experten am Mittwoch noch, ob nicht zumindest ein Teil der Dorfbewohner schon bald wieder zurückkehren dürfe. (dpa)
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