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21.11.2010 | 05:12 | Meteorologie 

Wetterphänomen Tornado

Offenbach - Tornados bleiben trotz aller Technik der modernen Meteorologie unberechenbar. Vor den gewaltigen Wirbeln kann nach wie vor nicht zuverlässig und rechtzeitig gewarnt werden - sie bilden sich blitzschnell und lösen sich in Minuten wieder auf.

Tornado
(c) yaha vibe - fotolia.com
Kaum jemand bekommt den senkrechten Windschlauch zu Gesicht - selbst der Tornado-Beauftragte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hat noch nie einen gesehen: «Da warte ich noch drauf», sagte Andreas Friedrich am Donnerstag in Offenbach bei einer Fachtagung.

Wenige Stunden, manchmal nur Minuten vorher können Meteorologen sagen, welche Region betroffen sein kann. Um die Tornado-Prognosen zu verbessern, modernisiert der DWD sein Radarmessnetz an 17 Standorten in Deutschland.

Die Meteorologen sind aber auch dann auf Beobachtungen angewiesen, um Tornados sicher nachzuweisen. «Wir brauchen einen Menschen, der den Tornado sieht», sagte Friedrich. Unentbehrlich sind für die Meteorologen die «Tornado-Spotter» von Skywarn Deutschland, einem Verein, in dem sich 300 Sturmbegeisterte zusammengeschlossen haben. Sie sind geschult, halten die Augen stets offen, und ihre Beobachtungen melden sie per Handy an ihre Zentrale, die sie umgehend an den DWD weitergibt.

«Die Daten von Skywarn sind sehr verlässlich», sagte Friedrich. Innerhalb von fünf Minuten könne der DWD mit ihrer Hilfe betroffene Landkreise bis zu 30 Minuten vor dem Eintreffen eines Tornados warnen. Aus allen Berufsgruppen kommen die Skywarn-Mitglieder nach den Worten des Vereinsvorsitzenden Sven Lüke - vom Gärtner bis zum Anwalt. Sie seien interessiert an besonderen Wetterphänomenen und reisten Gewittern und Stürmen hinterher. DWD-Experte Friedrich wünscht sich 10. 000 solcher Beobachter, denn ohne verlässliche Beobachter sei es eine Detektivaufgabe, herauszufinden, ob ein Tornado oder nur ein heftiger Gewittersturm über eine Region gebraust sei.

Mindestens 20 bis 60 Tornados gibt es jährlich in Deutschland, die meisten während der Gewittersaison im Sommer. Wahrscheinlich seien es viel mehr, sagte Friedrich, denn nicht alle Tornados werden gesehen. Und auch das Messnetz erfasse sie nicht. Und wenn einmal ein Tornado mit seinen gewaltigen Windgeschwindigkeiten ein Messgerät treffen würde, wäre das vermutlich sofort zerstört. Auch sonst sind Fragen offen: Welche Geschwindigkeiten Tornados entwickeln, berechnen die Meteorologen später anhand der angerichteten Schäden.

Tornados seien eines der schwierigsten Wetterphänomene - viel schwieriger als Hagel oder Blitze, sagte Bernold Feuerstein vom Europäischen Unwetterlabor ESSL (European Severe Storms Laboratory). In Europa richten sie pro Jahr fünf bis acht Milliarden Euro Schaden an. Der Klimawandel habe ihre Häufigkeit bisher nicht erhöht. «Wir sehen keinen Trend, aber wir können einen Einfluss auch nicht ausschließen», sagte Feuerstein. (dpa)
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