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27.11.2009 | 13:54 | Weltklimagipfel  

Klimasünder China: Schwarze Katze will «grün» werden

Peking - China ist der größte Produzent von Treibhausgasen.

China
(c) mast - fotolia.com
Seine Emissionen werden mit dem starken Wirtschaftswachstum unaufhaltsam weiter ansteigen und nach realistischen Schätzungen erst zwischen 2030 oder 2040 ihren Höhepunkt erreichen. Auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen lehnt Chinas Regierung bindende Klimaziele für das bevölkerungsreichste Land der Erde ab, verspricht aber schon aus Eigeninteresse eigene Anstrengungen. So will es etwa seinen bisher hohen Energieverbrauch gemessen an der Wirtschaftsleistung reduzieren. «Wir müssen uns von der schwarzen Katze zur grünen Katze wandeln», mahnt der Ökonom Hu Angang von der Qinghua-Universität.

Nach Angaben des bekannten Professors, der am neuen Fünf-Jahres- Plan ab 2011 mitarbeitet, soll erneut die Vorgabe gelten, den Energieverbrauch für jeden erwirtschafteten Yuan um 20 Prozent zu reduzieren. Allerdings muss dieses ehrgeizige Ziel im laufenden Plan erst noch erfüllt werden. In den vergangenen zwei Jahren klafft eine Lücke von 9,6 Prozent. China müsse auch langsamer wachsen, mahnt Hu Angang. Von 2001 bis 2008 sei die Wirtschaftsleistung um jährlich 10,2 Prozent gestiegen, die CO2-Emissionen aber überproportional um 12,2 Prozent. Bei einem Wirtschaftswachstum von mehr als zehn Prozent pro Jahr stiegen die Emissionen und andere ökologische Kosten rapide an.

Den Ruf nach konkreten Zusagen Chinas für Kopenhagen weist der Klimabeauftragte des Außenministeriums, Yu Qinghai, aber entschieden zurück. Die reichen Staaten sollten davon absehen, «unangemessene Forderungen» an China zu stellen. Immerhin seien sie für den Klimawandel verantwortlich. Ursache seien die seit 1750 angesammelten Treibhausgase in der Atmosphäre. Zu 80 Prozent stammten sie von den industrialisierten Ländern. «Die Entwicklungsländer sind hier die Opfer», sagt Yu Qingtai. «Die entwickelten Länder sollten ernsthaft überlegen, wie sie die Probleme lösen, die sie geschaffen haben.» Der Klimadiplomat wirft den wohlhabenden Nationen Wortbruch vor.

Ihre früheren Zusagen für die Reduzierung von Treibhausgasen seien nicht eingehalten worden. Auch die schon 1992 versprochene technische und finanzielle Hilfe sei nirgendwo angekommen. China betont wie Indien den Grundsatz der «gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung». Doch allein China hat schon einen Anteil von 20 Prozent an den Emissionen. Beide Länder argumentieren ferner, dass ihr CO2-Ausstoß pro Kopf noch weit hinter denen der wohlhabenden Länder liegt, obwohl einige Boom-Regionen schon gleichziehen.

China, das zwei Drittel seiner Energie aus der Kohle gewinnt, betont auch, keineswegs untätig zu bleiben. Es bemühe sich um mehr Effizienz in der Industrie. Die Kernenergie werde massiv ausgebaut. Erneuerbare Energien sollen zusammen mit der Wasserkraft bis 2010 für zehn Prozent der Energie sorgen, bis 2020 sogar 15 Prozent ausmachen. Ökonom Hu Angang ist sich der großen Verantwortung bewusst: «Wenn China Erfolg hat, ist die Welt erfolgreich. Wenn China es nicht schafft, scheitert auch die Welt.» Doch wird es eines Wunders bedürfen, damit einer Katze ein grünes Fell wächst. (dpa)
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