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31.05.2023 | 06:01 | Wetterrückblick Frühling 2023 

Österreich: Wetterrückblick Frühling 2023 - Wenig Sonne, viel Regen

Wien - Der meteorologische Frühling 2023 brachte einen milden März und einen relativ kühlen April und Mai. In der Gesamtbilanz liegt der Frühling 2023 ungefähr im Durchschnitt der jüngeren Vergangenheit und war deutlich wärmer als ein Frühling in früheren Jahrzehnten.

Frühlingswetter in Österreich 2023
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Einer der 15 niederschlagsreichsten und sonnenscheinärmsten Frühlinge der Messgeschichte. (c) proplanta
„Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Frühling im Zeitraum 1991 bis 2020 lag der Frühling 2023 im Tiefland Österreichs 0,1 Grad unter dem Mittel und auf den Bergen um 0,3 Grad“, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria.

„Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Frühling im Zeitraum 1961 bis 1990 war der Frühling 2023 im Tiefland Österreichs um 1,3 Grad zu warm und auf den Bergen um 1,1 Grad. In der Reihe der wärmsten Frühlinge der Messgeschichte liegt 2023 im Tiefland Österreichs auf Platz 41 auf den Bergen auf Platz 37.“

Trockenheit und Starkregen



Im Laufe des Frühlings 2023 ging die schon einige Monate anhaltende Trockenheit zu Ende. Eine Serie von Tiefdruckgebieten brachte im Großteil Österreichs sogar sehr große Niederschlagsmengen. Damit liegt die Niederschlagsmenge im Frühling 2023 in der österreichweiten Auswertung 25 Prozent über dem Mittel. „Das war der nasseste Frühling seit dem Jahr 2006 und einer der 15 nassesten der Messgeschichte“, sagt Klimatologe Orlik.

Später Schnee



Der feuchte Frühling linderte ein wenig die Schneearmut im Hochgebirge. Im Februar wurde am Sonnblick Observatorium (S, 3106 m Seehöhe) noch mit 162 Zentimeter die niedrigste maximale Schneehöhe in einem Februar gemessen. „Im Mai lagen dann am Sonnblick immerhin bis zu 369 Zentimeter Schnee. Das ist allerdings immer noch 90 Zentimeter weniger als in einem durchschnittlichen Mai“, so Klimatologe Alexander Orlik.

Trübster Frühling seit 32 Jahren



Die Zahl der Sonnenstunden lag im Frühling 2023 um 25 Prozent unter dem Durchschnitt. Es war somit der trübste Frühling seit dem Jahr 1991 und einer der 15 trübsten Frühlinge der Messgeschichte.

Der Frühling 2023 im Detail



Temperatur



Verglichen mit dem Mittel 1991-2020 traten überdurchschnittlich warme Bedingungen österreichweit überwiegend im März auf. Dieser Monat erzielte eine Temperaturabweichung zum Mittel 1991-2020 von +1,5 °C. Der April verlief dann weitgehend zu kalt und verzeichnete gegenüber der neuen Klimanormalperiode eine Anomalie von -1,7 °C. Im Mai war es östlich von Tirol kälter als im Mittel. Zusammengefasst über das gesamte Bundesgebiet fiel die negative Abweichung mit -0,1 °C aber sehr gering aus.

Die Anomalien verteilten sich jedoch nicht gleichmäßig über das Bundesgebiet. So gab es in Vorarlberg und Tirol ausgeglichene Temperaturbedingungen und in Nordtirol erreichten die Temperaturanomalien bis zu +0,8 °C. In Salzburg, Kärnten und der Obersteiermark entsprachen die Temperaturverhältnisse dem Klimamittel 1991-2020.

Oberösterreich, Niederösterreich und das Burgenland sowie die West- und Oststeiermark waren die Regionen mit den größten negativen Temperaturabweichungen. Hier war der Frühling gegenüber dem Klimamittel um 0,3 bis 0,7 °C zu kalt.

Der langfristige Vergleich zeigt, dass der Frühling 2023 österreichweit eine Anomalie zum Mittel 1991-2020 von -0,1 °C aufweist (HISTALP-Tiefland). Die Abweichung zum Mittel 1961-1990 ist mit 1,3 °C jedoch deutlich im positiven Bereich. Damit ist der Frühling 2023 der 41 wärmste seit Messbeginn im Jahr 1767. Auf den Bergen zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch hier war der Frühling gegenüber dem neuen Klimamittel mit einer Abweichung von -0,3 °C leicht unterdurchschnittlich und war aber um 1,1 °C (Platz 37) wärmer als das Mittel 1961-1990.

Niederschlag



Während im Westen des Landes schon zu Beginn des meteorologischen Frühlings regelmäßig Niederschlag fiel, dauerte es östlich von Salzburg und südlich des Alpenhauptkammes bis Mitte April, bis die allgemein vorherrschende Trockenheit endete. Danach wurden die Niederschlagsdefizite aus den Vormonaten nach und nach aufgefüllt. Vor allem zwei Italientiefs (Mitte April und Mitte Mai) versorgten den von Trockenheit geplagten Südosten und Osten des Landes mit großen Niederschlagmengen, die mancherorts binnen 48 Stunden bis zu 100 mm erreichen konnten.

In Verbindung mit den tiefen Temperaturen um den 14. April baute sich vielerorts oberhalb von 600 m Seehöhe (punktuell auch darunter) eine Schneedecke auf. Ende März endete im Hochgebirge die relative Schneearmut, die zeitweise rekordniedrige Ausmaße annahm. Im Februar erreichte die maximale Schneehöhe am Sonnblick Observatorium nur 162 cm und damit den niedrigsten Wert seit Messbeginn. Das Maximum der Schneedeckenhöhe wurde dann mit 369 cm Mitte Mai erreicht. Dieser Wert liegt aber immer noch 90 cm unterhalb des vieljährigen Maimittels.

Über den gesamten Frühling fiel in Österreich, verglichen mit dem Klimamittel, um 25 % mehr Niederschlag. Damit ist der Frühling 2023 der nasseste seit dem Jahr 2006, der insgesamt um 34 % niederschlagsreicher ausfiel und gehört zu den 15 niederschlagsreichsten der Messgeschichte. Den Hauptanteil an diesem Überschuss hatte der April, der eine Anomalie von 76 % aufweist. Aber auch im Mai summierte sich im Flächenmittel um 20 % mehr Niederschlag. Relativ niederschlagarm war hingegen der März, der um 12 % weniger Niederschlag brachte.

Besonders ungewöhnlich nass verlief der Frühling in Vorarlberg und im Tiroler Oberland sowie im äußersten Süden der Steiermark, im Nordburgenland und stellenweise im Marchfeld. Hier erreichten die Abweichungen zum Mittel 1991-2020 45 bis 75 %. Im Tiroler Unterland, Salzburg, Osttirol, Kärnten, Teilen der West- und Oststeiermark, im Mittel- und Südburgenland sowie in weiten Teilen Niederösterreich und in Wien reichten die Niederschlagsüberschüsse von 15 bis 45 Prozent.

Weitgehend ausgeglichene Niederschlagbedingungen (Abw. -10 bis +15 %) gab es im Frühling 2023 in der Obersteiermark, Oberösterreich, Waldviertel und entlang der niederösterreichisch-steierischen Grenze. Defizite gab es in diesem Frühjahr nur vom Schneeberg bis ins Mürztal hinein. Hier summierte sich um 10 bis 40 % mehr Niederschlag.

Sonne



Im Frühling 2023 war direkter Sonnenschein relativ selten zu beobachten. Im Flächenmittel schien die Sonne in Österreich rund 400 Stunden. Das entspricht einer Sonnenscheindauer, die um 25 % weniger ist als das Klimamittel 1991-2020. Damit ist der Frühling 2023 der sonnenärmste seit dem Frühling 1991 (Abw. -28 %) und gehört zu den 15 sonnenärmsten der vergangenen 100 Jahren.

In allen drei Frühlingsmonaten war die Sonnenscheindauer unterdurchschnittlich. Im März gab es mit -10 % nur ein leichtes Defizit, aber im April und Mai schien die Sonne, verglichen mit dem vieljährigen Mittel, um ein Drittel bzw. um ein Viertel kürzer.

Die negativen Sonnenscheinabweichungen verteilen sich relativ gleichmäßig über das Bundesgebiet. Von Vorarlberg bis ins Burgenland lagen die Abweichungen zum Mittel 1991-2020 zwischen -10 und -30 %. Nur vom Wilden Kaiser bis zu den Hohen Tauern war es relativ gesehen, mit Anomalien von -30 bis -42 %, noch etwas trüber.

Frühling 2023: Übersicht Bundesländer



Vorarlberg

Niederschlagsabweichung 50 %
Temperaturabweichung +0.1 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -24 %
Temperaturhöchstwert Bludenz (571 m) 27.9 °C am 22.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Lech (1.442 m) -12.3 °C am 1.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Schoppernau (839 m) -5.8 °C am 4.4.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur Bregenz (424 m) 10.3 °C, Abw. +0.3 °C
höchste Sonnenscheindauer Rohrspitz (395 m) 437 h, Abw. k.A.

Tirol

Niederschlagsabweichung 37 %
Temperaturabweichung +0.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -25 %
Temperaturhöchstwert Innsbruck-Flugh. (578 m) 28.8 °C am 22.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Brunnenkogel (3.437 m) -21.2 °C am 28.3.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Ehrwald (982 m) -7.5 °C am 5.4.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur Innsbruck-Uni. (578 m) 10.3 °C, Abw. 0.0 °C
höchste Sonnenscheindauer Lienz (661 m) 465 h, Abw. -23 %

Salzburg

Niederschlagsabweichung 22 %
Temperaturabweichung -0.1 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -30 %
Temperaturhöchstwert Golling (490 m) 28.3 °C am 22.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Sonnblick (3.109 m) -20.5 °C am 4.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Radstadt (835 m) -7.9 °C am 1.3.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur Salzburg/Freis. (419 m) 9.6 °C, Abw. -0.4 °C
höchste Sonnenscheindauer Salzburg-Flugh. (430 m) 401 h, Abw. k.A.

Oberösterreich

Niederschlagsabweichung 10 %
Temperaturabweichung -0.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -20 %
Temperaturhöchstwert Linz (262 m) 28.5 °C am 22.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Dachstein-Gletscher (2.520 m) -20.1 °C am 5.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Freistadt (539 m) -6.9 °C am 5.4.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur Linz (262 m) 10.5 °C, Abw. -0.3 °C
höchste Sonnenscheindauer Enns (317 m) 477 h, Abw. k.A.

Niederösterreich

Niederschlagsabweichung 24 %
Temperaturabweichung -0.4 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -18 %
Temperaturhöchstwert Wolkersdorf (185 m) 28.5 °C am 23.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Rax/Seilbahn (1.547 m) -11.9 °C am 5.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Gars/Kamp (273 m) -8.6 °C am 12.3.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur Gumpoldskirchen (212 m) 10.4 °C, Abw. -0.6 °C
höchste Sonnenscheindauer Gänserndorf (163 m) 529 h, Abw. k.A.

Wien

Niederschlagsabweichung 16 %
Temperaturabweichung -0.4 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -16 %
Temperaturhöchstwert Wien-Innere Stadt (177 m) 29.2 °C am 22.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel) Wien-Jubiläumsw. (450 m) -4.1 °C am 5.4.
Temperaturtiefstwert Wien-Mariabrunn (225 m) -4.7 °C am 1.3.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur Wien-Innere Stadt (177 m) 11.8 °C, Abw. -0.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Wien-Stammersd. (191 m) 515 h, Abw. k.A.

Burgenland

Niederschlagsabweichung 48 %
Temperaturabweichung -0.4 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -13 %
Temperaturhöchstwert Mattersburg (284 m) 27.6 °C am 23.5.
Temperaturtiefstwert Kleinzicken (265 m) -6.5 °C am 17.3.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur Eisenstadt (184 m) 10.7 °C, Abw. -0.3 °C
höchste Sonnenscheindauer Andau (117 m) 555 h, Abw. -15 %

Steiermark

Niederschlagsabweichung 17 %
Temperaturabweichung -0.2 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -24 %
Temperaturhöchstwert Wagna/Leibn. (268 m) 28.0 °C am 23.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Schöckl (1.443 m) -9.7 °C am 4.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Mariazell (864 m) -8.2 °C am 6.4.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur B. Radkersburg (207 m) 10.7 °C, Abw. -0.1 °C
höchste Sonnenscheindauer B. Radkersburg (207 m) 506 h, Abw. -17 %

Kärnten

Niederschlagsabweichung 18 %
Temperaturabweichung 0.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -22 %
Temperaturhöchstwert Ferlach (459 m) 28.3 °C am 23.5.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Villacher Alpe (2.117 m) -13.9 °C am 4.4.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Weitensfeld (704 m) -8.4 °C am 5.4.
höchstes Frühlingmittel der Lufttemperatur Klagenfurt-HTL (441 m) 10.2 °C, Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Pörtschach (450 m) 473 h, Abw. -19 %

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