Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
04.03.2007 | 10:20 | Fernreisen 

Sylt statt Seychellen für den Klimaschutz

Berlin - Weniger Fernreisen und mehr Urlaub im eigenen Land - so kann nach Ansicht von Umweltexperten jeder Bürger etwas gegen den Klimawandel unternehmen.

Strand
(c) proplanta
«Sylt statt Seychellen: Wer etwas für den Klimaschutz tun will, sollte Flugreisen vermeiden und in Deutschland Urlaub machen», sagte der Tourismusexperte des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Manfred Stock, der «Berliner Zeitung» (Samstag). Der Präsident des Umwelt-bundesamtes, Andreas Troge, sagte: «Wer mit dem Flugzeug nach Südostasien reist, sollte wissen, dass dabei mehr als sechs Tonnen Kohlendioxid pro Kopf entstehen.» Ein Bahn-Reisender, der von Berlin an die Ostsee und zurück fährt, verursache hingegen nur 35 Kilogramm CO2.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast sagte der Zeitung: «Es gibt viele wunderbare Ferienregionen in Deutschland, die es zu erkunden lohnt.» Sie forderte die deutsche Autoindustrie auf, von klimafreundlichen Modellen der japanischen Konkurrenz zu lernen. «Das Umweltauto muss "in" sein. Es muss stylisch sein», sagte Künast der «taz» (Samstag). Bundesumwelt-minister Sigmar Gabriel (SPD) erneuerte in der «Berliner Zeitung» seinen Appell an die Deutschen, für Flüge eine freiwillige Abgabe zu zahlen, mit der Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern unterstützt werden.

Der frühere Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP, Klaus Töpfer, forderte Deutschland und die EU auf, größere Anstrengungen beim Klimaschutz zu unternehmen. Was Berlin und Brüssel anstrebten, seien keine ehrgeizigen Ziele, sondern Minimalziele, die ohne ökonomische Belastung zu erreichen seien, sagte er den «Nürnberger Nachrichten» (Samstag). Beim Einsparen von Energie müsse man «ganz revolutionär vorankommen», sagte der frühere CDU-Bundesumweltminister. Generell müssten die Europäer ihr Energie verschwendendes Konsumverhalten verändern, auch im Hinblick auf andere Länder. «Unser derzeitiger Lebensstil ist sicherlich kein globaler Exportartikel.»

EU-Industriekommissar Günter Verheugen warnte vor Hysterie. Zwar müsse der Klimawandel «an allen Fronten» bekämpft werden, sagte er der «Bild am Sonntag». «Wir dürfen aber auch nicht in hysterischen Aktionismus verfallen.» Europa verursache «nur einen relativ geringen Teil der weltweiten CO2-Belastung - Tendenz sinkend». Verheugen: «Und an den CO2-Emissionen wiederum haben Pkw einen außerordentlich kleinen Anteil.» Der Vizepräsident der EU-Kommission äußerte die Sorge, «dass wir die europäische Autoindustrie - ein Kronjuwel der europäischen Industrie - zum alleinigen Sündenbock machen». Verheugen befürchtet, dass Europa ins Hintertreffen gerät gegenüber Ländern, die den Umweltschutz weniger ernst nehmen: «Unsere wichtigste Aufgabe wird sein, dafür zu sorgen, dass sich die USA, China, Indien und Russland beim Klimaschutz genauso engagieren wie wir.»

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller (SPD), mahnte zu einem sachlichen Umgang mit der «Menschheits-herausforderung» des Klimawandels. So sage der Entwurf für den zweiten Teil des UN-Klimaberichts nicht aus, dass die Klimakatastrophe nicht mehr zu verhindern sei. «Richtig ist, dass der Klimawandel einen zeitlichen Vorlauf von vier bis fünf Jahrzehnten hat, so dass eine weitere Zunahme der Extreme bis Mitte des Jahrhunderts nicht mehr gestoppt werden kann. Aber es ist möglich, eine Begrenzung des Anstiegs auf 2 Grad zu erreichen und damit das Schlimmste zu verhindern.» Dafür müsse aber «sofort ein radikaler Kurswechsel bei der Energieversorgung, in der Landwirtschaft, beim Chemieeinsatz und in der Abfallpolitik beginnen», erklärte Müller.

Nach einem Bericht der «Saarbrücker Zeitung» (Samstag) warnt die Forschungseinrichtung der Vereinten Nationen in Bonn (UNU) vor erheblichen Klimaschäden durch die Produktion von Computern, Fernsehern und Handys und das häufige Ersetzen älterer Modelle durch neue. In einer bislang unveröffentlichten Analyse werde festgestellt, dass beim Herstellen eines Computers samt Bildschirm fünf Mal so viel an fossiler Energie verbraucht und an Kohlendioxid ausgestoßen wird wie bei der Produktion eines Autos. (dpa)
 
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Deutschland und Frankreich führend bei klimafreundlicher Technik

 EU-Parlament billigt stärkere Förderung von klimaneutraler Technologie

 Abgeordneter ruft Verfassungsgericht wegen Klimaschutz-Reform an

 Experten kritisieren G7-Klimaschutzpolitik als unzureichend

 Risiken durch Klimawandel für 70 Prozent der Arbeitskräfte

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken