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14.11.2010 | 19:46 | Klimaforschung 

Mehr Gewicht für den Faktor Mensch

Potsdam - Für eine Neugewichtung des Faktors Mensch in der Klimaforschung machen sich führende Vertreter der internationalen Forscherszene stark.

Klimaforschung
Wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Vorgänge müssten stärker einbezogen werden in die bislang verwendeten geophysischen Modelle der Erdsystemanalyse, heißt es in einem Aufruf, der am Freitag in der renommierten Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde. Im Mittelpunkt steht dabei der Nutzwert der Nachhaltigkeitsforschung. „Die Forschung muss besser verstehen, wie die Menschen auf Umweltveränderungen reagieren“, erklärte Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des interdisziplinären Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). „Dafür brauchen wir eine neue Balance von Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften.“ Der Physiker Schellnhuber gehört zu den Verfassern des Textes.

Zu diesen zählt auch der ab 2011 amtierende Präsident des International Council for Science, Yuan Tseh Lee, Nobelpreisträger im Fach Chemie, sowie dessen Exekutiv-Direktor Deliang Chen. Zu dem internationalen Wissenschaftsrat gehören mehr als 150 nationale Akademien und internationale Organisationen der Naturwissenschaften. Weitere Autoren des Textes sind die Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom, mehrere Klimaforscher und Heide Hackmann, Generalsekretärin des International Social Science Council in Paris, Dachverband aller Gesellschaftswissenschaftler.

Fünf „große Herausforderungen“ haben die Forscher ausgemacht, welche wissenschaftlich relevant sind und wichtig für Entscheider in Politik und Wirtschaft. Dabei stützen sie sich auf einen Beratungsprozess mit mehr als tausend Teilnehmern aus 85 Ländern. 1. Die Verwertbarkeit von Vorhersagen zukünftiger Umweltbedingungen soll verbessert werden. 2. Beobachtungssysteme müssen ausgebaut werden, um globale und regionale Umweltveränderungen zu bewältigen. 3. Es muss untersucht werden, wie sich zerstörerische weltweite Umweltveränderungen voraussehen, vermeiden und handhaben lassen. 4. Ermittelt werden soll, welche Veränderungen von Institutionen, Wirtschaft und Verhalten wirksame Schritte in Richtung Nachhaltigkeit ermöglichen. 5. Erforscht werden muss, wie Anreize verbessert werden können für Innovationen technologischer, politischer und gesellschaftlicher Art.

Bei dieser gemeinsamen Anstrengung von Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften müssen die nationalen Förderinstitutionen sich miteinander koordinieren - global und über Fächergrenzen hinweg. „Nur so wird Geld sinnvoll eingesetzt“, sagte Schellnhuber. „Und dabei muss es eine Umverteilung zugunsten der Sozialwissenschaften geben." Es gehe darum, heißt es in dem Text, „die internationale Wissenschaftlergemeinde zu mobilisieren für ein Jahrzehnt fokussierter Forschung, die nachhaltiger Entwicklung im Kontext globaler Umweltveränderungen dient.“ (pik)
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