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15.03.2020 | 05:29 | Sturmflutsaison 

Übermäßige Sturmfluten mit Klimawandel nicht zu erklären

Norden - Nach der Sturmflutsaison ist Strandsaison: Schon bald werden auf einigen ostfriesischen Inseln die Strandkörbe aus dem Winterlager geholt - die bisherige Bilanz zu den Sturmfluten fällt derweil teils außergewöhnlich aus.

Sturmflut
Für Aufsehen erregende Bilder eines weggebrochenen Badestrands sorgen diesen Winter Sturmfluten - im Februar war der Wangerooger Strand plötzlich weg. Fielen die Sturmfluten diese Saison besonders heftig aus? Eine Zwischenbilanz. (c) wil tilroe-otte - fotolia.com
Am Pegel Cuxhaven etwa verzeichnete der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) seit 15. September bis zum Wochenende 20 leichte Sturmfluten.

Im Durchschnitt treten solche laut NLWKN nur bis zu zehn Mal in einem Jahr auf. Ungewöhnlich sei im Februar auch eine Kette schnell hintereinander folgender Sturmfluten gewesen. Bilder vom Wangerooger Badestrand hatten damals für Aufsehen gesorgt, weil rund 80 Prozent des Sandes weggespült worden waren.

Allerdings betonte NLWKN-Sprecher Carsten Lippe in Norden (Landkreis Aurich): «Eine grundsätzliche Tendenz zu einer Häufung von Sturmfluten ist anhand unserer Daten bisher nicht zu erkennen.» In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten habe es immer Schwankungen gegeben - ein Einfluss des Klimawandels lasse sich nicht feststellen.

Auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sieht bisher nicht, dass mit dem Klimawandel Sturmfluten signifikant häufiger aufträten. «Allerdings steigt durch den Klimawandel der Meeresspiegel und damit in etwa gleichem Maße die Höhe der Sturmflutscheitelwasserstände», sagte Stephan Dick, der beim BSH für Vorhersagedienste zuständig ist.

«Wenn der mittlere Meeresspiegel um einen halben, dreiviertel Meter gestiegen sein wird, werden eben auch Sturmfluten höher sein als heute», erklärt der Geo-Ökologe Helge Bormann. Er forscht an der Jade Universität in Oldenburg zu Folgen des Meeresspiegelanstiegs.

«Wenn das Wattenmeer nicht gleichermaßen mitwächst, werden wir mehr Wellen haben und dann werden wir eben auch mehr Belastungen haben auf die Küstenschutzbauwerke.» Denn das Wattenmeer nimmt durch flache Wasserstände den Wellen die Energie. Das würde höheres Risiko bedeuten, auch bei gleichbleibender Zahl der Sturmfluten.

Ab wann von einer Sturmflut gesprochen wird, das definiert das BSH etwas anders als der NLWKN. Das Bundesamt verzeichnete an der niedersächsischen Küste seit dem 1. Juli vergangenen Jahres acht Sturmfluten, darunter eine schwere mit Wasserständen höher als 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser. «Wir befinden uns im oberen Durchschnitt, aber extrem war es bislang nicht», so Dick.

Bis zum 15. April geht laut NLWKN die Saison, in der auch mit schweren Sturmfluten gerechnet werden muss. Leichte Sturmfluten seien dazu bis in den Sommer hinein möglich. Auf Borkum wollen die Verantwortlichen in den kommenden Tagen die Wettervorhersagen genau prüfen.

Drohen laut einem Sprecher des Nordseeheilbades Borkum keine starken Winde, werden die ersten Strandkörbe aufgestellt. Auf Norderney will man Ende März damit anfangen, wie ein Sprecher des Staatsbades Norderney sagte.

An Wangerooges beschädigtem Badestrand müssen dafür erst Zehntausende Kubikmeter Sand aufgefahren werden. Rund 350.000 Euro will die Kurverwaltung dafür maximal ausgeben: «Wir wollen auf jeden Fall die Kosten vom Vorjahr halten», erklärte Bürgermeister Marcel Fangohr (parteilos). Ein verlorener Strand gehört auf der Insel zur Routine.

Allerdings spülten die Sturmfluten diesen Winter mehr Sand weg als in den vergangenen Jahren. Der Strand im Sommer 2020 wird voraussichtlich also etwas flacher ausfallen.
dpa/lni
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