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18.08.2009 | 21:09 | Unwetterfrühwarnsystem  

Wetterfrühwarnsystem SAFE erreicht Marktreife

Berlin/Mering - Das Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik (ISST) hat die Funktionstüchtigkeit seines neuartigen Unwetterfrühwarnsystems SAFE erfolgreich unter Beweis gestellt.

Wetterkarte
(c) SAFE
Experten des Instituts testen seit Oktober 2008 einen Prototypen im Rahmen eines Pilotprojekts in der bayrischen Gemeinde Mering. Dabei werden Daten über ein dichtes Netzwerk aus verschiedenen Wettersensoren, das rund um einen Ort oder eine Industrieanlage gespannt wird, erfasst. Die Daten werden an ein IT-System übertragen, ausgewertet und im Anlassfall über ortsbasierte Dienste in Form von Warnmeldungen individuell weitergeleitet. Das Frühwarnsystem soll bei schweren Unwettern eine Vorwarnzeit von 20 Minuten erreichen.

"Um Ortschaften und Industrieanlagen abzusichern, sind insbesondere lokale Wetterereignisse relevant. Aus diesem Grund integriert SAFE neben allgemeinen meteorologischen Informationen von Satelliten und Radareinrichtungen auch Messwerte aus einem Netzwerk lokaler Wettersensoren. So kann SAFE Unwetterereignisse ortgenau lokalisieren", sagt Michael Klafft, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Fraunhofer ISST, im Gespräch mit pressetext. Die Funktionalität des Systems sei im Zuge der Pilotierung eindeutig nachgewiesen worden. Zudem habe SAFE am 26. Mai 2009 bereits einen Härtetest mit Bravour bestanden: Das System informierte frühzeitig über ein schweres Gewitter mit orkanartigen Böen und extremem Niederschlag. "Jetzt arbeitet das Projektteam an der weiteren Optimierung der Filtermechanismen und Plausibilitätsprüfungen für die Sensordaten, um zu erreichen, dass die ausgegebenen Warnungen immer besser werden", so Klafft weiter.

Einerseits werden bekannte Metadaten allgemeiner Prognosesysteme wie von Meteomedia für lokale Räume verifiziert, andererseits umfasst SAFE ein komplementäres Abflussprognosesystem, um Bedrohungen wie Überflutungen zu verorten. Benutzern steht zur Administration ein webbasiertes Interface zu Verfügung, das es erlaubt, Warndienste frei zu konfigurieren und das jeweilige Ausgabemedium zu wählen. Das System nutzt unterschiedliche Warnkanäle, um individuelle Bedürfnisse und Situationen von Betroffenen zu berücksichtigen. Beispielsweise ließen sich Warnungen mit Hilfe von Set-Top-Boxen in das laufende Fernsehprogramm einblenden, aber auch mobil über SMS oder E-Mail empfangen. Auch könnten Haustechnik bzw. ebäudeschutzmechanismen wie etwa automatische Fensterläden oder Garagentüren im Anlassfall in Gang gesetzt werden, heißt es von Seiten der Entwickler. So wird an einem Freizeitsee in der Nähe von Mering eine Sturmwarnleuchte angesteuert.

Versicherungsschäden durch Naturgewalten seien in den letzten 50 Jahren um das Vierzehnfache gestiegen. Im Kontext des sich abzeichnenden Klimawandels "ist ein System, das Unwettergefahren frühzeitig erkennt und die Bevölkerung warnt, von hohem Interesse", betont Franz Kühnel, Vorstandsmitglied der Versicherungskammer Bayern, in einer Pressemitteilung. Die Effektivität meteorologischer Prognosesysteme rückt also wieder in den Mittelpunkt des Allgemeininteresses. SAFE ist jedoch prinzipiell zur Absicherung überschaubarer Räume wie Kleinstädte, Ortschaften oder industrielle Großanlagen ausgelegt. Für die Abdeckung größerer Gebiete wäre eine Vielzahl von Wettersensoren nötig, was die Kosten deutlich erhöhen würde. (pte)
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