Vorsprung durch Wissen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
29.09.2009 | 17:58 | Lebensmittelpreise 

Lebensmittel-Branche: Keine weiteren Preissenkungen

Köln - Die Preise für Lebensmittel werden nach Branchen-Angaben nicht weiter fallen.

Lebensmittel-Branche: Keine weiteren Preissenkungen
Die neunte Preissenkungswelle seit Jahresbeginn sei derzeit eingeläutet, die Ernährungsindustrie habe alle «Möglichkeiten ausgereizt», sagte Sabine Eichner Lisboa vom Bundesverband der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) am Dienstag in Köln vor der weltgrößten Nahrungsmittelmesse «Anuga» (10.-14. Oktober). Industrie und Handel sehen sich von der Krise kaum getroffen: «Gegessen wird immer», betonte Michael Gerling vom Bundesverband Lebensmittelhandel.

Die Ernährungsindustrie - viertgrößter Industriezweig in Deutschland - musste in den ersten sieben Monaten 2009 wegen der Preissenkungen ein nominales Umsatzminus von 4,0 Prozent auf 85,7 Milliarden Euro verdauen. Preisbereinigt bleibe die Branche fast stabil mit minus 0,3 Prozent und erweise sich als Konjunktur-Anker, erklärte Eichner Lisboa. Die Branche blicke daher auch mit «guter Grundstimmung» nach vorn: «Wir sind im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen ganz ordentlich aufgestellt.»

Der Export, seit Jahren Wachstumsmotor, schwächelt laut BVE derzeit allerdings leicht: Mit Ausfuhren im Wert von 21,5 Milliarden Euro in den ersten sieben Monaten 2009 kam es zu einem Minus von 5,0 Prozent. Auch hier sei Preisverfall die Ursache gewesen.

Für den Handel sagte Gerling als Hauptgeschäftsführer des BVL (Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels): «Wenn wir leiden, dann leiden wir unter den Preisen.» Im vergangenen Jahr setzte der Lebensmittelhandel 164,3 Milliarden Euro um, ein reales Minus von 2,9 Prozent. Nachdem die ersten sieben Monate einen preisbereinigten 2- Prozent-Rückgang brachten, werde bis Ende 2009 wohl eine leichte Verbesserung möglich sein, meinte Gerling. Der Verbraucher zeige sich bisher nahezu «krisenresistent».

Für Lebensmittel mussten Verbraucher im September rund 3 Prozent weniger Geld auf die Ladentheke legen als noch ein Jahr zuvor. Die Preise in Deutschland fallen laut BVE im europäischen Vergleich extrem niedrig aus. In der Regel gehen die Preissenkungen von Discountern wie Aldi aus, die Konkurrenz zieht nach. Von dem starken Preiswettbewerb profitierten nach Angaben des BVL-Handelsverbands dann auch vor allem die Discounter. 2008 vergrößerten sie ihren Marktanteil auf fast 42 Prozent. Verlierer bleiben kleine Supermärkte und Verbrauchermärkte.

Bei der «Anuga» mit gut 6.500 Anbietern aus 97 Ländern stehen angesichts vieler übergewichtiger Menschen kalorienreduzierte Produkte wie «Anti-Fat-Food», aber auch Bio-Speisen oder vegetarische Nahrungsmittel im Fokus. Koschere Produkte und Halal-Food - sie wenden sich vor allem an jüdische und muslimische Verbraucher - nehmen einen größeren Raum ein, wie die Koelnmesse mitteilte. Außerdem reagiert die Branche auf eine wachsende Zahl von Senioren und Single-Haushalten: Die Packungen werden kleiner und «Wellness»- oder «Anti-Aging»-Speisen sollen den Appetit wecken. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Özdemir wirbt in Brüssel für mehr Herkunftsangaben bei Lebensmitteln

 Özdemir will Herkunftskennzeichnungen zeitnah ausweiten

 Nordzucker steigert Gewinn deutlich - Investitionen geplant

 Rohmilch für Schwangere? Finger weg!

 Deutsche Verbraucher offen für abgelaufene Lebensmittel

  Kommentierte Artikel

 Mehr Tote bei weniger Unfällen

 Union Schuld an schwerster Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

 Bundesbeauftragte fordert Nachbesserungen bei Tierschutz in Ställen

 EU-Agrarsubventionen veröffentlicht - Das sind die Top-Empfänger 2023

 Geld wie Heu - Geht auf den Bauernhöfen wirklich die Post ab?

 Tote Ziegen im Schwarzwald gehen auf Rechnung eines Wolfs

 Gärtner verzweifeln über Superschnecke

 Bauerndemo in Brüssel für faire Preise

 Tierschutznovelle erntet Kritik von allen Seiten

 Online-Abstimmung über Verbrenner-Verbot manipuliert?