Seif: „Das Projekt 'Biokraftstoffregion Nordhessen' war bereits Ende 2005 durch mich mit dem Ziel initiiert worden, Unternehmen des Biokraftstoffsektors, die
Biomasse aus der Region einsetzen, in Nordhessen anzusiedeln. Ein auslösender Faktor für das Projekt war die von der Landesregierung in Auftrag gegebene und 2005 veröffentlichte Biomassepotenzialstudie Hessen, die ein großes, unter anderem zur Kraftstofferzeugung nutzbares Biomassepotenzial in Nordhessen aufgezeigt hat. Heute kann ich feststellen, dass die Gründung sich zu einem nachahmenswerten Erfolgsmodell entwickelt hat“.
Folgerichtig, so der Staatssekretär weiter, habe man sehr kurz nach der Initiierung der „Biokraftstoffregion“ einen 1. Workshop im Mai 2006 veranstaltet. „Seither haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Biokraftstoffsektor aber stark verändert, insbesondere durch das Energiewirtschaftsgesetz, mit dem eine stufenweise ansteigende Besteuerung von Biodiesel und Pflanzenöl eingeführt wurde und das Biokraftstoffquotengesetz, mit dem ein gesicherter Absatzmarkt für
Biokraftstoffe für die Zukunft geschaffen wurde“, so Seif und weiter:
„Ich möchte in diesem Zusammenhang besonders betonen, dass das Land Hessen im Dezember 2008 mit großer Mehrheit angenommenen Änderungsvorschlag zur Aussetzung der vorgesehenen Steuererhöhung für 2009 in den
Bundesrat eingebracht hat, mit dem Ziel, die unbestreitbaren negativen Auswirkungen dieser rechtlichen Veränderungen auf Branchen, die Reinbiokraftstoffe anwenden, abzumildern und insbesondere die steuerliche Unterkompensation bei reinen Biokraftstoffen zu beheben! Hier ist der
Bundestag im Frühjahr gefordert, den Beschluss des Bundesrates im laufenden Gesetzgebungsverfahren auch umzusetzen.“
Im April 2007 sei durch das hessische Umweltministerium die „Biokraftstoffstudie Nordhessen“, eine Untersuchung von Biomassepotenzialen und zur Rohstofflogistik, veröffentlicht und auf einem 2. Workshop im Februar 2007 in Eschwege vorgestellt und diskutiert worden.
„Die dort formulierten Vorschläge für ein dem nordhessischen ländlichen Raum angepasstes Vorgehen bei der Ansiedlung von Biokraftstoffunternehmen wurden von der LURGI GmbH mit finanzieller Förderung durch das Land Hessen im Rahmen einer Realisierungsstudie mit dem Thema ´Screening von Umsetzungsfaktoren für innovative Anlagen zur Erzeugung von Biokraftstoffen in Nordhessen´ aufgegriffen und anhand verschiedener Standorte konkretisiert. Wir als Land Hessen haben dabei etwa 50 Prozent der Gesamtkosten getragen, was 55.000 Euro ausmachte. In der Studie wird unter anderem auch Optionen für den Bau von Biokraftstoff- oder Bioenergieanlagen untersucht“, berichtete Seif.
Dazu zählten Anlagen zur Erzeugung von Biomethan-Kraftstoff aus Reststoffen beziehungsweise zur Produktion von
Bioethanol in Verbindung mit der energetischen Nutzung der sogenannten Schlempe - die Rückstände einer Destillation - als Biomethan-Kraftstoff. Ein Schwerpunkt bei den Standortuntersuchungen lag auf geeigneten Konversionsstandorten in Nordhessen, deren Nutzung für die hessische Landesregierung von besonderem Interesse sei. Seif sagte hierzu: „Insgesamt wurden 13 Standorte in 7 Kommunen untersucht. Es handelt sich hierbei um Bad Arolsen, Sontra, Homberg (Efze), Hessisch Lichtenau, Borken, Wabern, Diemelstadt. Eine Bewertungsmatrix zeigt eine besondere Eignung von 4 Standorten, Diemelstadt, Borken, Wabern, Bad Arolsen, die sich insbesondere aus deren landwirtschaftlicher Struktur und infrastruktureller Anbindung ergibt“ und weiter:
„Ich hatte im Oktober 2007 die Gelegenheit, die in Karlsruhe betriebene und von der LURGI GmbH entwickelte und gebaute `BioLiq-Schnellpyrolyse-Pilot-Anlage´ zu besichtigen. Solche Anlagen stellen die erste Stufe zur synthetischen Herstellung biomassebasierten BtL-Kraftstoffen (Biomass to Liquid, Biomasse zu Flüssigkeit) in einem dezentralen Verfahren dar. Die zweite Stufe besteht im Aufbau zentraler Aufbereitungsanlagen zur Herstellung der Kraftstoffe. Die hohe Verfügbarkeit von Rohstoffen wie zum Beispiel dem Stroh, geeignete Industrieflächen und gute Verkehrsanbindungen sowie aufgeschlossene politische Körperschaften sind wichtige Voraussetzungen für derartige Anlagen mit einem Rohstoffbedarf von jeweils etwa 50.000 bis 200.000 Tonnen Biomasse pro Jahr. Diese Anlage hat mich sehr beeindruckt und ich hoffe, dass Firmen wie die Lurgi GmbH den eingeschlagenen Weg weiterführen und erfolgreich am Markt etablieren können!“, so Staatssekretär Seif abschließend. (PD)