Im Jahr 2006 schloss sich mit dem Land Hessen ein weiterer Partner dieser Vereinbarung an. Ziel der Kooperation ist es, eine wirtschaftliche Produktion von Biomass-to-Liquid (BtL)-Kraftstoffen bzw. Sunfuel® auf der Basis land- und forstwirtschaftlicher Rohstoffe zu ermöglichen - betont Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke aus dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium.
Die Partner dieser Wissenschaftskooperation befassen sich mit Fragen zur Ermittlung des Biomassepotenzials und zur Entwicklung einer Biomasseninfrastruktur. Für die Bundesländer ist die Vereinbarung aus forschungs- und wirtschaftspolitischer Sicht bedeutsam, da daraus Wertschöpfung und Arbeitsplatzsicherung, insbesondere auch in der Land- und Forstwirtschaft, erwartet werden. Für Volkswagen, so Dr. Wolfgang Steiger, ist es für die Umsetzung der eigenen Kraftstoffstrategie wichtig, dass solche Fragestellungen nachhaltig und intensiv untersucht werden.
Auch wenn die
Biokraftstoffe durch eine nachgesagte Flächenkonkurrenz von Energie- und Nahrungsmittelpflanzen in die Kritik gekommen sind, halten EU und Bundesregierung am Ausbau des Bioenergieanteils in der Mobilität fest. Um der zumindest indirekten Flächenkonkurrenz von Energie- und Nahrungsmittelpflanzen zu begegnen, sind möglichst flächeneffiziente Biokraftstoffe gefragt. Hier nimmt Sunfuel® ähnlich wie Biogas durch die Verwendung der ganzen Pflanze und Pflanzenreststoffe gegenüber anderen Biokraftstoffen eine herausragende Rolle ein.
Die verschiedenen und sehr komplexen Aufgaben der Biomassebereitstellung für die Sunfuel®-Produktion wurden in den letzten vier Jahren mit einem umfangreichen Arbeitsprogramm bearbeitet. Gemeinsam mit der Volkswagen AG hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium heute einen kleinen Kreis von Experten eingeladen, um Ergebnisse aus der Biokraftstoff-Forschungskooperation vorzustellen und zu diskutieren.
In Niedersachsen wurden in ausgewählten Modellregionen Bewertungsmodelle erstellt, aus denen regionale Strategien für die Entwicklung von Biomassemärkten abgeleitet werden können. Sie sollen den Biomasseproduzenten die Entscheidungsspielräume für ihre Produktions- und Absatzmöglichkeiten aufzeigen. Zur Absicherung der Daten wurden seit 2004 konkrete Anbauprojekte für
Energiepflanzen sowie Analysen in den Untersuchungsregionen Braunschweig-Hildesheim, Soltau-Fallingbostel und Emsland durchgeführt. Neben verschiedenen Biomassequellen wurden auch die volks- und betriebswirtschaftlichen Aspekte einer verstärkten Biomassenutzung in Modellregionen untersucht.
Die Landwirtschaft Niedersachsens hat ihre große Fachkompetenz und ihr landwirtschaftliches Versuchswesen in diese Zusammenarbeit eingebracht. Das darauf beruhende Modell, das vom Leibnitz-Institut für Agrartechnik in Bornim (ATB) erstellt wurde, liefert wichtige Erkenntnisse über die Möglichkeiten und Grenzen des Energiepflanzenanbaus. Auch das Modell bestätigt trotz unterschiedlicher Szenarien wie starker Ölpreisanstieg oder intensive Förderung der Bioenergie, den Vorrang der Nahrungs- und Futtermittelerzeugung in der niedersächsischen Landwirtschaft. Danach werden auch in Zukunft nur 10 % bis 15 % der Ackerflächen für den Anbau von Energiepflanzen in Niedersachsen genutzt werden. (PD)