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03.02.2012 | 14:26 | Großbäckerei 

Müller-Brot schon seit langem Fall für Staatsanwalt

Neufahrn - Gegen die wegen Hygienemängeln geschlossene Großbäckerei Müller-Brot in Bayern ermittelt die Staatsanwaltschaft bereits seit fast neun Monaten.

Bäckerei
(c) proplanta
Derweil wird der Skandal um den Verdacht von Ungeziefer und verschmutzten Maschinen in der Backwaren-Fabrik zum Politikum. Die SPD-Fraktion im Landtag in München forderte volle Aufklärung des Parlaments. Müller-Brot backt bis zu eine Million Brötchen und Brezeln pro Tag sowie an die 70.000 Brote.

Das Landratsamt Freising wies die Ankläger in Landshut schon am 10. Mai 2011 auf Hygienemängel in dem Betrieb in Neufahrn hin, bestätigte Oberstaatsanwalt Markus Kring am Freitag Informationen des Bayerischen Rundfunks. Mitte 2011 standen Lebensmittelkontrolleure des Landratsamtes mit einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss vor den Toren von Müller-Brot.

Die Staatsanwaltschaft habe sich vor allem dafür interessiert, «welche Lebensmittel den Betrieb verlassen haben», sagte Kring. Danach sei es in erster Linie darum gegangen, wie die Verschmutzungen der Produktionsanlagen abgestellt werden können.

Der Staatsanwalt nannte das Bemühen um bessere Hygiene in der Großbäckerei ein «stetiges Auf und Ab». Ermittelt wird, ob Lebensmittel verkauft wurden, die für den Verzehr ungeeignet waren.

Grundlage für die Kontrollen ist das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch. Ungeziefer habe bislang nicht die Hauptrolle gespielt, ergänzte Kring. Es sei aber in der Branche bekannt, dass Mäuse und Schaben in Backstuben dazugehören. Das Landratsamt hatte am Donnerstag neben Verschmutzungen von Maschinen erstmals auch von erheblichem Schädlingsbefall gesprochen.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit weiß sogar schon seit Jahren von den Hygieneproblemen bei Müller-Brot. «Leider hat sich eine dauerhafte Besserung nicht ergeben, so dass die jetzige Maßnahme erforderlich wurde», sagte Behördenchef Andreas Zapf dem Bayerischen Rundfunk.

Die Verbraucherorganisation foodwatch forderte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf, schnellstmöglich alle amtlichen Kontrollergebnisse zu veröffentlichen. «Und zwar im Internet und an jeder Ladentür mit einem leicht verständlichen Symbol wie dem Smiley, so wie es Dänemark seit zehn Jahren erfolgreich vormacht», sagte der stellvertretender foodwatch-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt.

Der Verband Deutscher Großbäckereien bedauerte die Hygienemängel bei seinem Mitgliedsbetrieb Müller-Brot. «Nur Betriebe mit hohen Hygienestandards werden wettbewerbsfähig bleiben», sagte Hauptgeschäftsführer Armin Juncker in Düsseldorf. «Darum ist Hygiene das Top-Thema Nr. 1 in allen unseren Backbetrieben.»

Die Landtags-SPD forderte am Freitag einen umgehenden Bericht des Landesamts im Parlament. Unter anderem müsse gesagt werden, welche Kontrollergebnisse die Überprüfungen in den vergangenen Jahren brachten.

Zudem interessiere, ob das Landratsamt möglicherweise für Verzögerungen bei der Aufklärung mitverantwortlich ist. «Wie vieler Jahre bedarf es, um die Mängel bei der Lebensmittelüberwachung in Bayern bewusst zu machen», sagte der SPD-Abgeordnete Horst Arnold.

Die Großbäckerei erzielt nach eigenen Angaben einen Umsatz von rund 115 Millionen Euro pro Jahr. Neben Brot und Semmeln für die eigenen Filialen produziert Müller-Brot auch Backwaren, die in Supermärkten verkauft werden.

Das Unternehmen gehört zur Ostendorf-Gruppe. Müller-Brot zählt nach Angaben des Verbands Deutscher Großbäckereien zu den zehn größten Bäckereiketten Deutschlands. Schwerpunkt ist Bayern. Die Firma beschäftigt insgesamt etwa 1.300 Mitarbeiter. (dpa)
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