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13.06.2022 | 04:52 | Wkusno i totschka 

McDonald's-Nachfolger öffnet Filialen in Russland

Moskau - «Alles schmeckt wie vorher auch, nur die Cola ist schlechter», sagt ein junger Mann.

Fastfood
Vor mehr als 30 Jahren stand die Eröffnung des ersten McDonald's in Russland für Aufbruch und Annäherung an den Westen. Infolge des Ukraine-Kriegs hat sich der US-Konzern aus dem Land zurückgezogen. Der russische Nachfolger ist auch ein Symbol für verhärtete Fronten. (c) proplanta
Gemeinsam mit seinen Freunden steht er am Sonntagmittag vor einer der ehemaligen McDonald's-Filialen, die im Zentrum Moskaus unter ihrem neuen, russischen Besitzer wiedereröffnet haben.

Schon mehr als eine Stunde vor Einlass warten am Sonntag Hunderte Menschen vor dem Gebäude am Puschkin-Platz. Die Kette trägt jetzt den Namen «Wkusno i totschka»: «Lecker und Punkt». Sie hat auch ein neues Logo: Zwei orange Striche und ein roter Kreis auf dunkelgrünem Hintergrund, es soll zwei Fritten und ein Burgerpatty darstellen.

Darüber hinaus aber soll sich möglichst wenig ändern. Die Standorte der Restaurants sind dieselben, die Mitarbeiter auch und das Menü ist fast identisch wie das von McDonald's. Lediglich der Burger «Filet-o-Fish» heißt jetzt «Fish Burger», der Hamburger «Royal» ist zum «Grand» geworden und der «Double Royal» zum «Double Grand».

Nach mehr als 30 Jahren hat McDonald's sein Russland-Geschäft als Reaktion auf den von Kremlchef Wladimir Putin begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine Anfang März zunächst vorübergehend geschlossen. Wie mehrere andere internationale Unternehmen zog sich der Fast-Food-Konzern dann später endgültig aus dem flächenmäßig größten Land der Erde zurück, wo er mit 62.000 örtlichen Mitarbeitern zuletzt zu einem der wichtigsten Arbeitgeber zählte.

Lediglich an Bahnhöfen und Flughäfen sollen einzelne Restaurants wegen besonderer Franchise-Verträge, die nicht einfach aufzukündigen sind, zunächst unter US-Logo weitergeführt werden.

Innerhalb von zwei Monaten will der neue Eigentümer, der Unternehmer Alexander Gowor, die landesweit 850 Filialen nun alle wiedereröffnen. Er betrieb in den vergangenen Jahren bereits 25 McDonald's-Filialen in Sibirien. Gowor, der einst in der Bergbau- und Öl-Branche reich wurde, ist vertraglich dazu verpflichtet, die bisherigen Mitarbeiter mindestens zwei Jahre lang zu denselben Konditionen weiterzubeschäftigen. Die McDonald's-Markensymbole darf Gowor unterdessen nicht weiter nutzen.

Auch Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin ist an diesem Eröffnungstag - der symbolischerweise mit dem Feiertag «Tag Russlands» zusammenfällt - zum Puschkin-Platz gekommen. Sobjanin preist «Lecker und Punkt» als russisches Erfolgsmodell an.

McDonald's habe gemeinhin immer als amerikanisch gegolten, dabei sei eigentlich «alles unseres, russisch», meint er auch mit Blick auf die russischen Landwirte, von denen der US-Konzern in der Vergangenheit die Zutaten für seine Filialen in Russland bezog. Immer wieder betonen kremltreue Politiker, dass die westlichen Sanktionen Russland nichts anhaben könnten, dass man sogar gestärkt daraus hervorgehen werde. Die neue Kette soll das beweisen.

Anfang der 1990er-Jahre aber war die Eröffnung der ersten McDonald's-Filialen auch ein Zeichen für Wandel und Aufbruch in Russland gewesen. Und so steht der neue, russische «McDonald's» nun auch für die verhärteten Fronten zwischen Moskau und dem Westen.

Das Comeback in russischem Gewand zieht auch viele ältere Menschen an. Sie haben teils die Eröffnung des allerersten russischen McDonald's an genau diesem Standort vor mehr als drei Jahrzehnten mitbekommen, damals war die Schlange bis zu 500 Meter lang. Nun sei der Andrang geringer, stellen einige fest.

Ansonsten sind vor allem junge Moskauer da, für die McDonald's bislang zum Alltag gehörte und die nun sehen wollen, wie es weiter geht. Das neue Logo, sagt ein Mann, gefalle ihm nicht so gut - «aber wir werden uns daran gewöhnen».

«Lecker und Punkt» - das klingt auch im russischen Original etwas wie: Schmeckt gut und basta. Manch einen bringt das zum Schmunzeln, erinnert die Formulierung doch ein wenig an die sowjetische Gastronomie, die nicht unbedingt für hohe Dienstleistungsstandards bekannt war. Gegessen wurde, was auf den Tisch kam. Und fertig.
dpa
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