«Wir haben im Vorhinein beide Standorte geprüft, und die Vorteile bei den Personal- und Energiekosten überwiegen in Doble in Polen», sagte Geschäftsführer Alexander von Reißwitz am Montag in Hamburg. Die Linksfraktion im Schweriner Landtag kritisierte diesen Schritt am Montag wie zuvor auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Man werde das Vorgehen im Landtag hinterfragen und fordere die Landesregierung auf, die Schließung zu verhindern, teilte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der Linke-Fraktion, Henning
Förster, mit. Es sei «skandalös», dass Beschäftigte nach jahrelanger guter Arbeit zu minimalen Löhnen einfach nach Hause geschickt werden sollen.
Die Hamburger Geschäftsführung begründete den Schritt unter anderem damit, dass die Verarbeitung der Lachs-, Forellen- und anderer Fischprodukte konstant bei fünf Grad erfolgen müsse, was hohe Energiekosten für die
Kühlung bedeuteten, die jetzt an beiden Standorten anfielen.
Im polnischen Werk soll dann zweischichtig gearbeitet werden. Die Energiekosten lägen in Polen derzeit bei etwa 55 bis 60 Prozent des deutschen Niveaus, Lohnkosten bei 35 bis 40 Prozent.
Als geplanten Zeitraum für die Betriebsschließung in Waren nannte die Geschäftsführung Ende 2021 bis Frühsommer 2022. Nur die Konzentration auf einen Standort sichere Friedrichs mit derzeit insgesamt 370 Mitarbeitern die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit.
Im polnischen Döbel (Doble), dem künftig einzigen Produktionsstandort, sind von Reißwitz zufolge jetzt 170 Menschen beschäftigt. Mit der Verlagerung sollen dort 80 Mitarbeiter dazu kommen. Da eine Betriebsstilllegung «mitbestimmungspflichtig» sei, werde es in Waren noch Gespräche mit dem Betriebsrat geben.
Die Geschäftsführung räumte ein, dass Friedrichs über mehrere Jahre Förderung von Land und EU für etwa 30 Prozent der Investitionen von 10,6 Millionen Euro bekommen habe. Für das Gros der Förderung sei die «Bindungsfrist» von 5 bis 12 Jahren abgelaufen. Sollte dies nicht der Fall sein, würden Fördermittel auch zurückgezahlt. Friedrichs hatte 2004 einen Vorgängerbetrieb in Waren übernommen und ausgebaut.
Die Schließungspläne stoßen auch in der Stadt Waren und im Schweriner
Agrarministerium auf heftige Kritik. «Die Art und Weise, wie das bekanntgegeben wurde, ist befremdlich», sagte Warens Bürgermeister Norbert Möller (SPD). Er hätte sich gewünscht, dass das Unternehmen zusammen mit der Stadt Möglichkeiten auslotet, um den Standort zu halten.
«Besonders schlimm ist, dass einige Beschäftigte schon die Schließung eines Fleischverarbeiters hinter sich haben, der mit rund 120 Arbeitsplätzen 2015 geschlossen hatte.»
NGG-Geschäftsführer Jörg Dahms sagte, wenn solche Schließungen mit der Suche nach einem immer billigeren Standort zusammenhängen, müsse man das gesamte Fördersystem in der EU hinterfragen.