«Wer Katastrophenstimmung suchte, musste außerhalb der Messe suchen», sagte Bauernpräsident Gerd
Sonnleitner am Freitag in einer vorläufigen Bilanz vor Abschluss der weltgrößten Agrarmesse an diesem Sonntag. Das Ziel von 400.000 Besuchern werde erneut erreicht, wie im Vorjahr gebe jeder Gast durchschnittlich 25 Euro auf der Messe aus. Das vor Messebeginn erhobene
Konjunkturbarometer des Verbandes sank dagegen erneut. Sinkende Preise dämpften die Investitionsbereitschaft der meisten Landwirte. Sonnleitner forderte staatliche Hilfe für die Branche.
1.600 Aussteller aus mehr als 50 Ländern zeigen seit dem 16. Januar in den Messehallen am Berliner Funkturm ihre Produkte. Tierhallen und ein Erlebnisbauernhof geben Einblicke in die Landwirtschaft. Bei ihrer 74. Ausgabe sei die Messe attraktiver für Verbraucher, Stadt- und Landbevölkerung, sagte Sonnleitner. «Sorgenfrei sind unsere Bauern dabei nicht», hob er hervor. Die Preise vor allem für Getreide und Milch seien weiterhin unter Druck. Der Bauernpräsident kritisierte den Handel. «Auch der Lebensmitteleinzelhandel muss zu seiner Verantwortung stehen, dass Milchbauern überleben.» Bauern wollen Exporthilfen auch für Fleisch
Zu Beginn der Messe hatte EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel angekündigt, Ausfuhrbeihilfen für Milchprodukte wieder einzuführen, um den Milchbauern der Gemeinschaft unter die Arme zu greifen. Das Gleiche forderte Sonnleitner am Freitag auch für Schweinefleisch. Der starke Euro behindere den Export. Von der Bundesregierung verlangte Sonnleitner Steuererleichterungen für die Bauern, insbesondere bei Diesel-Kraftstoff. «Wir müssen im nächsten Konjunkturpaket berücksichtigt werden, dann werden wir noch Arbeitsplätze anbauen», versprach Sonnleitner. Landwirtschaft sei eine Wachstumsbranche.
Zum Jahreswechsel sank das Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbands auf zwölf Punkte - nach einem Höchststand von 39,4 Punkten im Herbst 2007. «Besonders Milch- und Ackerbauern sehen ihre aktuelle Situation schlechter», hieß es. «Bei Investitionen sind die Bauern zurückhaltender geworden.» Sie wollen weniger Maschinen kaufen und planen weniger neue Ställe als vor einem Jahr. Verglichen mit anderen Branchen sei das Klima in der Landwirtschaft aber relativ stabil, sagte Sonnleitner. In den Jahren 2003 und 2004 war der Stimmungsindex deutlich ins Minus gerutscht. (dpa)