Für die hohe Zahl im Vorjahr ist auch die
Milchkrise verantwortlich. Weil die Preise für Milch 2016 auf einem Tiefstand waren, hatten sich einige
Bauern im Land dafür entschieden, vor allem ältere Milchkühe, die weniger Milch geben, zu schlachten und das Fleisch zu verkaufen.
Die Milchpreise haben sich nach Angaben des Milchindustrie-Verbandes (
MIV) wieder erholt. Auch in Niedersachsen sei der Preis noch über 30 Cent, erläuterte MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser der Deutschen Presse-Agentur. Rund 9.000 Milchviehbetriebe mit etwa 806.000 Milchkühen gibt es in Niedersachsen. Im Dezember bekamen Bauern in Niedersachsen und Bremen für ein Kilogramm Milch rund 33 Cent. Zum Vergleich: Mitten in der Milchkrise lag der Preis bei nur 20 Cent.
Auch Deutschlands größtes Molkereiunternehmen
DMK konnte nach dem heftigen Krisenjahr 2016 im Vorjahr den Gewinn deutlich steigern. Laut den vorläufigen Zahlen erwirtschaftete das Deutsche
Milchkontor (DMK) 2017 einen Jahresüberschuss vor Steuern von 29,5 Millionen Euro. Im Krisenjahr waren es nur 13,5 Millionen. Das an die Landwirte ausgezahlte Milchgeld lag im Jahresmittel bei 36,29 Cent je Liter - inklusive aller durchschnittlichen Zuschläge und der Dividende.
Die Preise für Milch und Milchprodukte könnten noch steigen. Anfang des Jahres greifen Verbraucher Heuser zufolge beim Einkauf in der Regel weniger stark zu als vor Festagen. Wenn die Nachfrage gering ist, sind viele Produkte verfügbar und die Preise niedrig. «Wir hoffen, dass wir jetzt durch das Weihnachtsloch durch sind», gab sich Heuser zuversichtlich. Besonders Butter und Käse hätten zuletzt aber wieder angezogen, beschrieb der MIV-Experte.
Allerdings bleibe der Markt volatil, erklärte Experte Heuser. Diese Schwankungen sieht auch das
Landvolk Niedersachsen als Problem: «Ein nachhaltig auskömmlicher
Milchpreis lässt sich nur mit Hilfe des Handels und mit einem entsprechenden Verbraucherpreisniveau umsetzen», sagte Sprecherin Gabi von der Brelie.
Für die Milchbauern ist es nach Angaben des Bauernverbandes schwierig, auf kurzfristige Änderungen am Markt zu reagieren, sprich: von jetzt auf gleich weniger Milch zu produzieren. Die Zyklen sind lang. «Von der Geburt eines Kalbes bis zum ersten Melken einer Kuh vergehen rund drei Jahre», erklärte von der Brelie. Zum Beispiel weniger Kraftfutter könne aber dazu führen, dass die Kühe weniger Milch geben. Ansonsten helfe nur, den Bestand der Kühe zu verringern.
Das vermehrte
Schlachten von Milchkühen sei für die Landwirte eine Notlösung, bestätigte Heuser. «Wenn die Milchpreise derart im Keller sind, dann gibt man die ein oder andere Kuh zum Schlachter», beschrieb der MIV-Geschäftsführer. Der Erlös sei für Bauern beim Verkauf des Fleisches von älteren Milchkühen höher, als wenn sie die geringe
Milchmenge, die die Tiere geben, verkaufen würden. Zudem regelten solche Maßnahmen den Markt. Auch das Landvolk sagt: Die Landwirte haben mit der Änderung ihres Anlieferungsverhaltens im vergangenen Jahr die Trendwende im
Milchmarkt mitherbeigeführt.
«Wir sehen durchaus auch realistische Chancen, die großen Rahmendaten geben keinen Anlass zu Pessimismus», schätzt Jan Heusmann, Vorsitzender des Milchausschusses im
Landvolk Niedersachsen, die Lage ein. Die Nachfrage aus Südeuropa und dem außereuropäischen Ausland sei derzeit lebhaft und gebe wieder Impulse für Milchprodukte.
Hoffnungen der Bauern liegen auch auf Biomilch. Die Anlieferung in diesem Segment hat sich 2017 bundesweit um fast zwanzig Prozent erhöht - für das kleine Segment mit einem Anteil von nur drei Prozent an der gesamten
Milchanlieferung ein gewaltiger Schub. Die Preise für
Biomilch liegen deutlich über denen für konventionell erzeugte Milch.