«Es ist sicherlich mit weitergehenden Protesten zu rechnen», sagte der Chef des Bundesverbands deutscher
Milchviehhalter, Romuald Schaber, am Montag. Vor dem Aldi- Zentrallager im schleswig-holsteinischen Horst protestierten am frühen Morgen rund 40 Bauern gegen Niedrigpreise von Molkereien. Drei Stunden lang versperrten die Demonstranten mit einer Sitzblockade mehrere Eingänge des Lagers. Die Milchrohpreise liegen nach einer Talfahrt bei etwas mehr als 20 Cent pro Liter, Tendenz steigend.
Der Streit um die Obergrenze der
Milchproduktion - die
Milchquote - ist vom Tisch. Auf EU-Ebene zeichne sich weiter keine Mehrheit für eine Aussetzung der beschlossenen Quotenerhöhung kommendes Jahr ab, sagte Staatssekretär Gert Lindemann am Rande eines Treffens der europäischen Agrarminister im schwedischen Växjö. Mehrere Mitgliedstaaten um Deutschland und Frankreich hielten aber an ihren Forderungen etwa nach mehr
Intervention fest.
Die Quote, die die erlaubte Menge begrenzt, wird schrittweise erhöht und läuft 2015 aus. Wegen der niedrigen Milchrohpreise hatte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) gefordert, die Quote nächstes Jahr nicht zu erhöhen. Damit war sie bei EU- Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel und den meisten EU-Staaten auf taube Ohren gestoßen. Nach Ansicht von Fischer Boel könnte eine Strafzahlung auf Betriebsebene bei Überschreitung der Quote helfen. Vor dem Aldi-Zentrallager machten die Landwirte auf Plakaten ihrem Unmut Luft. Darauf stand beispielsweise: «Wie billig soll Milch noch werden?» Bereits am vergangenen Wochenende hatten Bauern in zahlreichen Städten bundesweit protestiert.
Auch in Österreich gingen Milchbauern auf die Straße. Mit Traktoren und Kühen blockierten etwa 100 protestierende Landwirte eineinhalb Stunden lang einen Autobahnknoten in der Obersteiermark, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. Bauern aus der Umgebung von Linz demonstrierten in der Stadt in Oberösterreich. Einige Landwirte stellten ihre Milchlieferungen aus Protest ein.
Die niedrigen
Erzeugerpreise haben nach Einschätzung des Milchviehhalterverbands viele Landwirte an den Rand des Ruins gebracht. Für viele entscheide sich in den nächsten drei Monaten, ob sie ihre Existenzgrundlage verlieren werden. Der Verband fordert eine Regulierung der Milchmenge. Der Deutsche
Bauernverband lehnt einen Milchstreik ab. (dpa)