Tausende Liter Milch landen auf Feldern, in Gullis oder vor dem Gebäude der
EU-Kommission in Brüssel. Das European Milk Board, ein Zusammenschluss kleinerer Bauernverbände, fordert eine Verdopplung des Milchpreises.
Warum ist der Milchpreis so niedrig?Noch vor eineinhalb Jahren lag der Preis, den Milchbauern von Molkereien bekommen, bei knapp 40 Cent pro Liter. Dann begann eine Talfahrt, ausgelöst unter anderem durch mehr Produktion, aber auch sinkende Nachfrage. Im Juli 2009 lag der Angebotspreis bei rund 22 Cent. Die Molkereien weisen darauf hin, dass die Milchbauern in Deutschland mehr bekommen als in europäischen Nachbarländer.
Was können Politiker gegen die niedrigen Milchpreise tun?Nicht viel. Der damalige Bundesagrarminister Horst
Seehofer (CSU) hat 2008 mit Bauern und Industrie ein Hilfspaket geschnürt. Dazu gehörte unter anderem ein EU-Milchfonds und der Versuch, die Praxis der bundesweiten Verrechnung von zu viel und zu wenig Milch zu ändern. Doch es tat sich wenig an der Preisfront. Im Wahlkampfjahr
2009 sorgte die große Koalition für eine Entlastung bei der Agrardieselsteuer. Die Preise kann die Politik nicht steuern.
Sind niedrige Milchpreise nicht gut für die Verbraucher?Ja und nein. Die Verbraucher in Deutschland zahlen im europäischen Vergleich weniger für Milch, Käse oder Quark. Der Einzelhandel verweist auf den harten Wettbewerb. Weil die Angebotspreise auch niedrig sind, sehen sich viele Milchbauern aber in Existenznot.
Wie geht es weiter?Eine Lösung wird sich wohl nur europaweit finden lassen. EU- Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hat auf Druck hin ein Aktionspaket vorgestellt, das aber den Ball zurück an die Länder spielt. Die Möglichkeiten zum Aufkauf von Milchmenge sollen verbessert werden. Bundesregierung und
Bauernverband halten die Vorschläge nicht für ausreichend. Der Bundesverband Deutscher
Milchviehhalter wird vorerst vermutlich weiter gegen niedrige Preise protestieren. Bleibt die Hoffnung, dass die Milchpreise sich etwas stabilisieren, wie Experten sagen.
Haben die Proteste von Bauern ein Nachspiel?Rund eine Tonne toter Fisch ist vermutlich das Ergebnis einer Aktion am Rande der Agrarministerkonferenz am Freitag in Eisleben (Sachsen-Anhalt). Bauern hatten Milch weggekippt, die in einen Teich gelangte. In Bayern hat der Protest einer Milchbäuerin ein Nachspiel: Sie hatte den CSU-Bundestagsabgeordneten Alois Karl mit Milch überschüttet. Der verpasste ihr eine Ohrfeige. Die Bauersfrau will ihn nun anzeigen. (dpa)