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24.03.2009 | 06:04 | Milchmarkt 

Herndl: Milchmarkt-Krise erfordert dringend Gegenmaßnahmen

Linz - "Die Nachfrage nach Milchprodukten ist in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise in den vergangenen Monaten EU- und weltweit stark zurückgegangen.

Milchmarkt-Krise
(c) proplanta
Die Landwirtschaftskammer OÖ verlangt daher vom heute stattfindenden EU-Agrarministerrat die Umsetzung eines rasch wirksamen Maßnahmenpaketes zur Stabilisierung des Milchmarktes. Die mittlerweile existenzbedrohende Krise unserer Milchbauern erfordert ein konsequentes politisches Handeln der EU, wie dies zuletzt auch für andere von der Krise betroffene Branchen erfolgt ist", verlangt LK-Präsident Hannes Herndl.


Massive Markteinbrüche

"Die aktuell äußerst schwierige Marktsituation ist vor allem auf internationale Absatzeinbrüche zurückzuführen. Einerseits ist im vergangenen Jahr aufgrund der damals erfolgten Preissteigerungen der Milchkonsum zurückgegangen, andererseits wurde diese Entwicklung auch von einer übertrieben stark geführten Teuerungs-Diskussion bei Lebensmitteln weiter verstärkt. Daneben hat auch die weiter verarbeitende Nahrungsmittelindustrie Butter beziehungsweise Magermilchpulver zum Teil aus ihren Rezepturen genommen.

Dies hat zuletzt vor allem dazu geführt, dass der Markt für die Überschussmilch, die in großen Tankzügen vor allem nach Italien transportiert wird (die sogenannte Versandmilch), dramatisch eingebrochen ist. Wurden vor einem Jahr noch Versandmilchpreise bis zu 50 Cent je Kilogramm bezahlt, so sanken diese zuletzt auf etwa 20 Cent. Der für die Überschussmilch erzielbare Preis liegt damit aktuell deutlich unter den Erzeugermilchpreisen", erläuterte Herndl.


Milchmarkt braucht EU-Stützung

Die bisher von der EU gesetzten Maßnahmen zur Stützung des Milchmarktes seien unzureichend. Die Gewährung von privaten Lagerbeihilfen, die mengenmäßig begrenzte öffentliche Lagerhaltung von Butter und Magermilchpulver sowie die Gewährung von Exporterstattungen für die wichtigsten Milchprodukte hätten den andauernden Abwärtstrend der Milcherzeugerpreise bisher nicht wirklich stoppen können, gibt Herndl zu bedenken.

Die LK OÖ verlange daher von der EU rasche und nachhaltig wirksame Maßnahmen, um den Milchmarkt wieder flott zu bekommen. Dringend erforderlich seien eine deutliche mengenmäßige Ausweitung der öffentlichen Lagerhaltung für Butter und Magermilchpulver sowie die Bereitstellung zusätzlicher Finanzmittel für die Erhöhung von Exporterstattungen. Daneben müssten gezielte EU-Absatzförderungsmaßnahmen dazu beitragen, dass von der Lebensmittelindustrie - insbesondere in der Backwaren- und Speiseeis-Herstellung - wieder mehr Milchprodukte eingesetzt werden.


EU-Milchquotenaufstockung überdenken

"Die Bauernvertretung und der österreichische Landwirtschaftsminister haben auf EU-Ebene die mit 01.04.2008 wirksam gewordene Quotenaufstockung abgelehnt. Ebenso hat Österreich gegen die Quotenaufstockungen in den nächsten fünf Milchwirtschaftsjahren gestimmt. Das von der Bauernvertretung schon damals vorgebrachte Argument einer nicht ausreichenden Nachfragesteigerung für Milchprodukte wird in der momentanen Marktsituation auf tragische Weise bestätigt", unterstreicht der Präsident.

Die Landwirtschaftskammer verlange daher, dass die von der EU erst im November für die nächsten Jahre fixierten Quotenerhöhungen nochmals grundlegend überdacht werden. Es sei unverantwortlich, in Zeiten eines weltweiten Nachfragerückganges in Folge der Wirtschaftskrise durch geplante Produktionsausweitungen einen zusätzlichen Erzeugerpreisdruck auf die Milchbauern auszuüben", kritisiert Herndl.


Solidarität der Konsumenten gefordert

Kurzfristig könnten vor allem die Konsumenten den Milchbauern in ihrer prekären wirtschaftlichen Lage helfen, indem sie bei Molkereiprodukten konsequent zu österreichischer Qualität greifen. "Die Milchmarktkrise hat zuletzt zu erheblichen Preissenkungen für die Konsumenten geführt. So sind die Preise für Molkereiprodukte binnen Jahresfrist um durchschnittlich 4% gesunken, für Vollmilch und Schlagobers um 12% und für Butter sogar um 21%.

Auf Erzeugerpreisebene sind die Milchbauern sogar mit noch drastischeren Preisrückgängen konfrontiert", gibt der Präsident zu bedenken. Die heimischen Milchbauern könnten ihre Leistungen im Bereich Landschaftspflege sowie Aufrechterhaltung einer flächendeckenden Bewirtschaftung nur dann längerfristig für die Gesellschaft sicherstellen, wenn diese auch über den Erzeugermilchpreis entsprechend honoriert werden", appelliert Herndl an die Konsumenten. (aiz)
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