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24.09.2009 | 13:39 | Milchwirtschaft  

Europäischer Milchlieferstopp ungebrochen: Aufstand dehnt sich aus

Brüssel/Hamm - „Auch nach 13 Tagen Streik werden die Milcherzeuger in Europa weiter die Milchlieferung an die Molkereien aussetzen“, sagt Pascal Massol von der französischen Milcherzeugerorganisation APLI im Anschluss der heutigen außerordentlichen Sitzung des European Milk Boards (EMB) in Brüssel.

Europäischer Milchlieferstopp ungebrochen: Aufstand dehnt sich aus
„Insgesamt sind 500 Millionen Liter Milch während des Streiks, der am 11. September in Frankreich begonnen hat, vom Markt genommen worden. Davon allein 250 Millionen Liter in Frankreich“, sagt Daniel Condat, Präsident der französischen OPL.

„In Galizien etwa beteiligen sich heute und Freitag sogar erstmalig Milcherzeuger am Lieferstopp“, verkündet Sieta van Keimpema, EMB-Vizepräsidentin. EMB-Präsident Romuald Schaber fügt hinzu: „Die Kampfbereitschaft der Bauern ist ungebrochen. Für die nächsten Wochen ist eine Vielzahl weiterer Protestaktionen in Vorbereitung. Schon morgen, Donnerstag, 24.09.2009, kündigen die Milcherzeuger gemeinsam starke Großaktionen in vielen europäischen Ländern an. Die Medien und Bürger sind auf unserer Seite.“ Massol sagt außerdem: „Wir rufen Vertreter aus dem Sektor Milch, wie Tierärzte oder Landhändler, und zivilgesellschaftliche Organisationen auf, die Milchbauernproteste zu unterstützen.“

„Der Milchmarkt reagiert bereits positiv und zeigt erste Wirkungen in Richtung steigende Preise auf dem Spotmarkt. Auch haben einige Molkereien die Milcherzeugerpreise erhöht“, sagt Erwin Schöpges, Vorsitzender der belgischen Milcherzeugerinteressen Gemeinschaft (MIG). „Unter dem Druck des Aufstands der Milchbauern in Europa konnte die Politik in vielen europäischen Hauptstädten in Bewegung gesetzt werden.“

Es wurden mehrere Gespräche mit Ministern und Regierungsvertretern in Frankreich, Österreich, Belgien, Luxemburg und Italien geführt und Zusagen im Interesse der europäischen Milchbauern gemacht. Auch hat es erste Treffen mit der Spitze der EU-Kommission gegeben und Kommissionspräsident José Manuel Barroso hat mitteilen lassen, dass er sich dem Ernst der Lage bewusst ist und auf Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel Einfluss nehmen will. „Wir fordern umgehend weitere Gespräche mit Barroso“, sagt Romuald Schaber. „Das EMB ist die Organisation, mit der die Politiker in Verhandlung treten müssen.“

Pascal Massol macht deutlich: „Wir lehnen eine Vertragslandwirtschaft ab, wo der Bauer endgültig zum Knecht der Industrie werden soll. Wir sind mit diesem europaweiten Milchstreik und den Bauernprotesten angetreten, um einen europäischen Systemwechsel in der Milchmarktpolitik hin zu einer flexiblen Mengensteuerung unter gleichberechtigter Mitwirkung des EMBs durchzusetzen. Die ersten Signale“, so Massol weiter, „reichen uns nicht aus. Unser Ziel sind politische Beschlüsse.“ (EMB)
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