Der Dachverband der
Milchviehhalter (FNPL) hat für heute und morgen zu Protestaktionen im ganzen Land aufgerufen. Molkereien sollen an der Auslieferung von Milchprodukten gehindert, aber weiterhin mit Rohmilch beliefert werden. Vor den Präfekturen finden Kundgebungen statt. Vor den Supermärkten demonstrieren Landwirte und verschenken Milchprodukte. Kleinere radikale Bauernverbände wie die Coordination rurale und die Confederation paysanne rufen auch zum Milchlieferstreik auf.
Nach Angaben des European Milk Board sind daran rund 1.000 Landwirte vorwiegend im Süden Frankreichs beteiligt. Bereits Anfang der Woche blockierten aufgebrachte Milchviehhalter, aber auch Obst- und Gemüseerzeuger, zwei Zentrallager der Einzelhandelsketten Systeme U in Plaintel und
Lidl in Guingamp. Sie verlangten eine gerechtere Verteilung der Wertschöpfung vom Erzeuger bis zum Einzelhandel.
Landwirtschaftsminister Michel Barnier hat bislang nicht aktiv in den Streit eingegriffen. Er verwies auf den privatwirtschaftlichen Charakter der Milchpreisverhandlungen. Allerdings erwägt Barnier die Einsetzung eines Vermittlers. In Frankreich handeln die Verbände der Milchviehhalter und der verarbeitenden Industrie regelmäßig Milchpreisempfehlungen aus. Anfang November war die Verhandlungsrunde für das vierte Quartal 2008 und das erste Quartal 2009 gescheitert.
Die Erzeugerseite war nicht bereit, die von den Molkereien geforderten Preisnachlässe zu akzeptieren. Aktuell zahlen die französischen Verarbeiter um 30 Cent je Liter Milch, wollen aber auf etwa 27 Cent hinunter. Die Erzeugerverbände verlangen hingegen zwischen 32,5 und 40 Cent. Die Demonstrationen und Blockaden sollen den Druck auf die nächste Verhandlungsrunde erhöhen. (aiz)