Umweltminister Sigmar Gabriel (
SPD) wies am Mittwoch den Vorschlag des Umweltbeirats der Regierung zurück, die Politik eher auf Elektroautos auszurichten. «Damit bin ich nicht einverstanden», sagte Gabriel bei der Vorstellung des Beiratsgutachtens «Zukunftsfähige Bioenergie und nachhaltige Landnutzung». Die Regierung setze auf lektro- und Biosprit-Antrieb. Bei Biodiesel gebe es inzwischen sehr moderne Technologie, die mit Reststoffen wie Stroh sehr wirksam sei.
Gabriel betonte, er unterstütze aber die Beirats-Forderung, den Anbau von Bioenergiepflanzen mit
Klimaschutz und weltweiter Nahrungssicherung in Einklang zu bringen. Dazu forderte der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) verpflichtende Klimaschutz-Standards. Das Entwicklungshilfeministerium setzt zugleich auf eine Strategie der weltweiten Armutsbekämpfung.
Bis Mitte des Jahrhunderts könne die
Biomasse etwa zehn Prozent des globalen Energiebedarfs decken, so die Forscher. Ein Viertel des Potenzials aus
Energiepflanzen liege in Mittel- und Südamerika, jeweils rund 15 Prozent in Afrika südlich der
Sahara, in Europa, Nordamerika und China und 6 Prozent in Indien. Gabriel betonte, es gebe keine zwangsläufige Konkurrenz zwischen der Erzeugung von Energiepflanzen und der Nahrungsmittelproduktion.
Zuvor hatte das Bundeskabinett den Beirat für die fünfte je vierjährige Arbeitsphase wiederbestellt. Neu in dem neunköpfigen Gremium sind die Juristin Sabine Schlacke aus Bremen, der Politikwissenschaftler Claus Leggewie, der Berliner Biologe Reinhold Leinfelder und der Wiener Systemforscher Nebojsa Nakicenovic.
Der Beirat berichtete, dass in den Entwicklungsländern jährlich mehr als 1,5 Millionen Menschen allein durch Rauchentwicklung in geschlossenen Räumen beim Kochen und Heizen sterben. Das liege an den traditionellen Feuern mit Holz, Dung und Ernteabfällen. Einfache Kohle- und Holzherde müssten verbreitet werden.
Nach Feststellungen der Regierungsratgeber sollte die Bioenergie besonders zur Stromproduktion und zur Erzeugung von Wärme eingesetzt und gefördert werden. Optimal sei der Einsatz in Anlagen der Kraft- Wärme-Koppelung KWK. Der beste Klimaschutz werde bei der Erzeugung von Strom erreicht. Beiratsmitglied und Energieforscher Jürgen Schmid (Kassel) erklärte: «Dabei kommt es vor allem darauf an, Energieträger mit hohen CO2-Emissionen, also vor allem Kohle, zu verdrängen.» Auch bei der Nutzung mehrjähriger tropischer Pflanzen wie Zuckerrohr, Ölpalmen oder der Ölpflanze Jatropha könne eine große Wirkung für den Klimaschutz erreicht werden.
Gabriel betonte, dass Deutschland als erstes Land eine Nachhaltigkeits-Verordnung verabschiedet habe. Damit sollen Importe zum Beispiel von Palmöl abgewehrt werden, für dessen Herstellung etwa Tropenwäldern gerodet werden. Leider wolle die EU inzwischen eine eigene Verordnung machen. Die lässt allerdings auf sich warten, wie in der SPD-Fraktion kritisiert wurde. Dort wird jetzt versucht, eine Aufweichung der deutschen Forderungen in Brüssel zu verhindern. Gespräche mit der Unions-Fraktion dazu verliefen aber bisher schleppend, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur. (dpa)