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22.01.2010 | 22:49 | Rieselfelder  

Vom Aschenputtel zur Prinzessin: Rieselfelder werden Naturrefugium

Hobrechtsfelde/Wandlitz - „Wie Partner aus Berlin und Brandenburg gemeinsam die lange Zeit abgeschriebenen Rieselfelder bei Hobrechtsfelde zum Naturrefugium und Naherholungsgebiet entwickeln, ist ein spannendes, vor allem aber anregendes Vorhaben.“

Naturrefugium
(c) proplanta
Dies sagte Umweltministerin Anita Tack (Linke) bei ihrem heutigen Besuch im Zwei-Länder-Naturpark Barnim. „Es liefert wertvolle Anstöße zum Beispiel für die Entwicklung der Biodiversität in solchen Gebieten.“

Bei ihrem ersten Besuch in den Nationalen Naturlandschaften von Brandenburg informiert sich Anita Tack im Naturpark Barnim über Projekte der nachhaltigen Regional- und Naturentwicklung wie das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben in den Rieselfeldern von Hobrechtsfelde, die Sanierung und Entwicklung von polnischen und deutschen Oder-Einzugsgebieten und das künftige Naturpark-Besucherzentrum im Agrarmuseum Wandlitz.

Ziel des Rieselfeld-Projektes ist es, den Landschaftswasserhaushalt durch die Renaturierung von Gewässern und die Sanierung von ca. 200 Hektar Niedermoor zu verbessern. Mit der Beweidung von Waldsäumen soll die Artenvielfalt im Gebiet wachsen, denn die durch Waldweide entstehenden vielfältigen kleinen Lebensräume sind Nischen für viele spezialisierte Arten. Im Rahmen des Projektes wird in enger Zusammenarbeit mit den Brandenburger und Berliner Forstbetrieben erprobt, welche Waldstandorte dafür besonders vielversprechend sind.

Für die Entwicklung zum Erholungsgebiet mit S-Bahn-Anschluss setzt das Projekt nicht zuletzt auf die Verjüngungskur des Dorfes Hobrechtsfelde. Die einstige Gutsarbeitersiedlung wird durch die Wohnungsbaugenossenschaft Brehmer Höfe aus Berlin denkmalgerecht saniert und als energieökologisches Musterdorf entwickelt. Besonderes Ziel für Gäste soll der alte Speicher der Berliner Stadtgüter werden, der bereits technisches Denkmal ist. Künftig sollen Besucher von dort aus auch einen Ausblick in die weite Landschaft mit dem für Touristen ausgebauten Wegenetz genießen und in einer Ausstellung Interessantes über Geschichte und Natur erfahren können.

Grünes Licht erhofft sich der Naturpark in den kommenden Wochen auch für ein von der EU, dem Naturschutzfonds Brandenburg und der Stadt Biesenthal gefördertes Interreg-IVa-Projekt des Naturpark-Fördervereins mit dem polnischen Drawienski-Nationalpark. Auf beiden Seiten der Oder werden mit dem 3,4 Millionen-Vorhaben im Einzugsgebiet des großen Stroms Moore saniert und Gewässer für Wasserlebewesen durchgängig gestaltet, auf deutscher Seite unter anderem Nonnenfließ, Schwärze und Finow. Gleichzeitig sollen naturtouristische Angebote entlang des Fernradwanderweges Berlin-Usedom, zum Beispiel auf dem Schlossberg in Biesenthal oder im Naturparkbahnhof Melchow, und ein grenzübergreifendes Bildungsprogramm entwickelt werden. Es soll Schülern aus Deutschland und Polen ermöglichen, unter anderem mittels moderner Medien wie GPS die Veränderungen im Projektgebiet zu erleben und zu ergründen.

Seit einem Jahrzehnt arbeiten Gemeinde und Agrarmuseum Wandlitz mit dem Naturpark Barnim am gemeinsamen Ausstellungs- und Besucherzentrum. Hier sollen Einheimische und Touristen erfahren können, wie die Kulturlandschaft insbesondere durch die Landnutzung entstand und welche ökologischen Folgen dies mit sich brachte. Das Gesamtprojekt umfasst 5,5 Millionen Euro. Noch im Winter sollen erste Fördermittel beantragt werden.

Der rund 750 Quadratkilometer große Naturpark Barnim ist ein gemeinsames Großschutzgebiet der Länder Brandenburg und Berlin und wird vom Landesumweltamt Brandenburg (LUA) verwaltet. Rund 5,4 Prozent der Fläche befinden sich in den nördlichen Stadtbezirken Pankow und Reinickendorf. (PD)
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