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27.09.2018 | 09:42 | Naturschutzbericht 

Feuchtgebiete weltweit schrumpfen dramatisch

Genf - Die besonders artenreichen Feuchtgebiete verschwinden weltweit in alarmierendem Ausmaß. Zwischen 1970 und 2015 sind 35 Prozent der Feuchtgebiete weltweit verloren gegangen, heißt es in einem neuen Naturschutzbericht.

Naturschutz
Klimawandel, Umweltverschmutzung oder Städtebau - diese Faktoren bedrohen Feuchtgebiete weltweit. Ein neuer Bericht verdeutlicht das Ausmaß des Problems. (c) proplanta
Schuld seien etwa der Klimawandel, Umweltverschmutzung und Städtebau in Küstenregionen und Flussmündungen. «Mehr als 25 Prozent der Pflanzen und Tiere in Feuchtgebieten sind in Gefahr, auszusterben», schreiben die Naturschützer.

Der Bericht stammt vom Sekretariat der Ramsar-Konvention, einem der ältesten internationalen Naturschutzabkommen von 1971. Ramsar ist die Stadt im Iran, wo die Konvention ausgehandelt wurde. Mehr als 170 Länder haben sie ratifiziert und sich verpflichtet, Feuchtgebiete zu schützen, auch Deutschland. Die Länder tagen vom 21. bis 29. Oktober in Dubai.

«Wir müssen diesen Trend dringend gemeinsam umkehren, und damit die Zukunft der Feuchtgebiete und auch unser eigenes Überleben sichern», sagte Martha Rojas Urrego, Generalsekretärin der Konvention.

Die Autoren schätzen den Umfang der Feuchtgebiete weltweit auf 12,1 Millionen Quadratkilometer, eine Fläche fast 34 mal so groß wie Deutschland. Ein Drittel davon befindet sich in Asien, in Europa 12,5 Prozent. Dazu gehören Seen, Sumpfland, Küstenregionen, Lagunen, Mangroven und Korallenriffe.

Direkt oder indirekt lieferten sie praktisch das gesamte Trinkwasser für die Menschheit. 40 Prozent aller Arten lebten oder brüteten dort, und mehr als eine Milliarde Menschen lebe von den Feuchtgebieten. Sie versorgten die Menschen mit Essen und genetischen Ressourcen für Medikamente. Sie verhinderten Überschwemmungen, schützten Küsten, und regulierten das Klima.

Bedroht würden die Gebiete neben der Bebauung auch durch wachsenden Abfluss von Düngemitteln. Der Einsatz sei nach UN-Schätzungen in den vergangenen zehn Jahren zum 25 Prozent gestiegen. Dadurch wachsen in den Feuchtgebieten artfremde Pflanzen so rasant, dass sie anderen Pflanzen und Tieren Sauerstoff nehmen, wie die Autoren schreiben. In anderen Fällen veränderten immer mehr Staudämme den ursprünglichen Wasserhaushalt an Flüssen. 80 Prozent der Abwässer fließen nach dem Bericht zudem ungenügend gefiltert in Feuchtgebiete.

«Bereits heute existieren 60.000 Wasserkraftwerke, allein in 2018 sind weitere 3.800 in Planung oder im Bau», sagte Philipp Wagnitz vom WWF Deutschland. Hinzu käme die Bebauung und Verschmutzung von Feuchtgebieten im großen Stil. «Wir zerstören unsere eigenen Lebensgrundlagen», so der Programmleiter Süßwasser bei der Umweltschutzorganisation.
dpa
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