Im Südwesten Deutschlands sind die Erntemengen im Freiland in den letzten Tagen doch etwas größer ausgefallen als man es zuvor gedacht hatte. So erhalten Verbraucher aromatische, saftige Erdbeeren zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis.
Dennoch war der Beginn der Erdbeersaison schwierig: Mehrere Frostnächte im April, eine sogar bis zu -9 °C, machten den Erdbeeranbauern schwer zu schaffen. So kam es im Freiland zu Totalernteausfällen und mehr Botrytisbefall, d. h. faulen Erdbeeren. Dagegen fielen die Ernten im Erdbeertunnel dank des geschützten Anbaus gut aus.
In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz war der Beginn der
Erdbeerernte im Tunnelanbau gut. Bedingt durch die Frostnacht vom 19. auf 20. April gab es im Freiland Erdbeeranbauflächen mit einem Ernteausfall von bis zu 100 Prozent.
Christoph Steegmüller, Diplom-Agraringenieur vom Beratungsdienst Spargel und Erdbeeren e. V., bilanziert: „Durch die schreckliche Frostnacht im April verläuft die Erdbeerernte ganz anders als sonst üblich. Die Erntemenge wird das Vorjahresniveau nicht erreichen. Dennoch wird es genügend Erdbeeren geben, um den regionalen und überregionalen Markt zu versorgen. Das Aroma und die Haltbarkeit der Erdbeeren sind gut. Gerade am Muttertag-Wochenende waren bei optimalem Wetter die Nachfrage und der Verkauf sehr gut.“
In Bayern ist das Erdbeerangebot aktuell sehr gut. Die Freilandware löst immer mehr die Ware aus dem Tunnelanbau ab. Die Erdbeeren präsentieren sich bei vorteilhaften Wachstumsbedingungen sehr gut.
In Hessen fällt die Ernte sehr unterschiedlich aus: In Südhessen konnte ein großer Teil der Erdbeerflächen mit Frostschutzberegnung oder durch Folientunneln vor der Kälte geschützt werden. „Die Frostschäden sind glimpflicher ausgegangen als erwartet. Außerdem kam es teilweise noch zu weiteren Blüten. Die Freilandernte hat später begonnen, und durch die kühle und feuchte Witterung, die den Frösten folgte, sind die Erdbeeren anfälliger für Fäulnisbefall. So müssen die
Erntehelfer die faulen Erdbeeren entfernen, damit die gesunden Früchte nicht angesteckt werden“, erklärt Katrin Hetebrügge, Arbeitskreis Erdbeeranbau beim Landesbetrieb Hessen (LLH) – Bildungs- und Beratungszentrum.
Bei den mittelhessischen Obstanbauern, die Erdbeeren kleinflächiger im Freiland anbauen, beliefen sich die Ausfälle bei den frühen Sorten auf 50 bis 90 Prozent in ungünstigen Lagen. Bei den späteren Sorten sieht je nach Standort und Lage besser aus, so dass Marcel Trapp, Berater Gartenbau vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, mit einem Ausfall von ungefähr 30 Prozent rechnet. Die offizielle Erdbeer-Saison-Eröffnung wird im Main-Taunus-Kreis erst am 30. Mai sein.
Simon Schumacher, Sprecher des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e. V. (VSSE) resümiert: „Der
Klimawandel erfordert den Einsatz technischer Mittel wie Erdbeertunnel und Folieneinsatz beim Anbau, um die Ernteausfälle so gering wie möglich zu halten und den Kunden regionale Erdbeeren in einer guten Qualität und zu einem guten Preis anbieten zu können.“
Der Erdbeeranbau führt mit einer Versorgung des heimischen Marktes von rund 60 Prozent zu einer regionalen Wertschöpfung und sorgt durch kurze Transportwege für eine gute Ökobilanz. Je nach klimatischen Bedingungen dauert die Saison heimischer Erdbeeren bis Anfang bis Mitte Juli dauert an.
Rückblick auf die Saison 2016
Laut der
AMI –
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft war 2016 das schlechteste Erdbeerjahr in Deutschland im Rückblick auf die letzten zehn Jahren. Der Selbstversorgungsgrad sank von 65,4 Prozent in 2015 auf 55,9 Prozent. Gründe für die Einbußen waren die
Wetterkapriolen Ende Mai und im Juni, die zu Ernteausfällen und infolgedessen zu höheren Erdbeerimporten führten.
Die Freilandflächen wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um fünf Prozent in Deutschland im vergangenen Jahr auf 13.340 Hektar reduziert. Gleichzeitig stieg der geschützte Anbau um 31,7 Prozent auf 962,5 Hektar. Rund 143.200 Tonnen Erdbeeren konnten in Deutschland insgesamt geerntet werden. Die Freilandernte fiel mit 129.000 Tonnen sehr schwach aus und war um ein Fünftel kleiner als 2015.