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06.02.2009 | 05:28 | Verbraucherverhalten  

Mit Schokolade durch die Krise - Verbraucherverhalten unter der Lupe

Nürnberg - «Wenn schon kein neuer Kühlschrank, dann soll der alte wenigstens gut gefüllt sein» - auf diesen Nenner bringt Wolfgang Twardawa die Einstellung vieler Verbraucher in der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise.

Mit Schokolade durch die Krise - Verbraucherverhalten unter der Lupe
Der Experte von der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat untersucht, wie die Konsumenten mit den schlechten Nachrichten über Rezession und steigende Arbeitslosigkeit umgehen. Sein Fazit: Noch sind viele Deutsche gelassen - doch zugleich droht die Gesellschaft weiter auseinanderzudriften. «Die Krise verschärft die Polarisierung der Einkommensverhältnisse», umschreibt Twardawa diese Entwicklung.

Demnach ist die Zahl der Haushalte, die sich kaum einschränken müssen, mit 27 Prozent seit Jahren konstant. Dagegen stieg der Anteil derjenigen Haushalte, die sich «fast nichts mehr leisten können», seit 2002 von 19 auf 27 Prozent. Für die große Gruppe derer, die «im Großen und Ganzen zurechtkommen», wird es etwas enger: Betrug ihr Anteil im Jahr 2002 noch 54 Prozent, so ist er mittlerweile auf 46 Prozent gesunken. Die GfK präsentierte am Montag in Nürnberg noch eine weitere, etwas überraschende Erkenntnis: Fast die Hälfte aller deutschen Haushalte ist von der aktuellen Krise so gut wie gar nicht betroffen.

Lehrern und Beamten, Senioren mit ordentlichen Renten und Pensionen, gut gestellten Arbeitnehmern in sicheren Branchen können die Hiobsbotschaften von Rezession, Kurzarbeit und Entlassungen ziemlich egal sein. Und das sind laut GfK immerhin 34 Millionen Verbraucher. Auf der anderen Seite stehen 18,7 Millionen Verbraucher in «krisengefährdeten Haushalten»: Arbeitslose, Hartz-IV-Empfänger, Alleinerziehende. Überdurchschnittlich oft sind kinderreiche Haushalte dabei.

Entsprechend unterschiedlich sind die Strategien der Konsumenten in der Krise. «Man spart dort, wo es am wenigsten wehtut», sagt der GfK-Experte. Das heißt je nach Geldbeutel: Größere Anschaffungen aufschieben, auf den Restaurantbesuch verzichten und zu Hause kochen, konventionelle Lebensmittel statt Bio kaufen, zum Discounter gehen anstatt zum gut sortierten Supermarkt. Besonders der «Cocooning- Effekt» sei zu beobachten, erläutert Twardawa: Die Leute bleiben zu Hause und trösten sich mit Schokolade, Pralinen und Knabbereien über die Krise hinweg. Auch Hersteller von Fertiggerichten, Pizza und anderen Teigwaren könnten zu den Gewinnern der Krise zählen, ebenso die Möbelbranche oder Hersteller von Familienspielen.

Anbieter von Cremes und Lotionen, Duschbädern und Haarwaschmitteln müssen sich demnach ebenfalls wenig Sorgen machen: «Man möchte in der Krise wenigstens gut aussehen», sagt der Konsumforscher. Gespart werde dagegen eher an Wein und Spirituosen. Mit Einbußen muss auch der gesamte «Non-Food-Bereich» - Kleidung, Elektrogeräte, Unterhaltungselektronik, Heimwerkerbedarf - rechnen.

Er verlor in der letzten Rezession 2002/03 rund zehn Prozent Umsatz und dürfte auch diesmal zu den Verlierern zählen. Generell gilt laut GfK: Discounter und Billigmarken werden die Gewinner sein, aber auch das Premium- Segment wird gestärkt aus der Krise hervorgehen. Gefährdet seien vor allem schwache Unternehmen und Marken. (dpa)
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