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12.08.2009 | 13:21 | Schadschwellenprinzip 

Einsparungen im Pflanzenschutz möglich: Zu geringe Dosierung erhöht aber wirtschaftliches Risiko

Bonn - Im integrierten Pflanzenschutz erfolgt der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nach dem Schadschwellenprinzip: Es wird erst behandelt, wenn die Kosten der Behandlung geringer sind als der mögliche ökonomische Schaden durch Ertragsverluste.

Einsparungen Pflanzenschutz
(c) proplanta
Zuvor wird jedoch geprüft, ob mechanische, biologische oder andere nicht-chemische Maßnahmen anwendbar sind. Unter Umweltgesichtspunkten ist die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln geboten, um Kosten zu sparen. Für jeden ökonomisch wirtschaftenden Betriebsleiter auch ein finanziell wichtiges Kriterium. Unsicherheit besteht jedoch darüber, in welcher Höhe Einsparungen sinnvoll sind und wann sie eventuell sogar zu Verlusten führen.

Im Jahr 1995 angelegte Langzeitversuche wurden nun vom Julius-Kühn-Institut (ehemals Biologische Bundesanstalt) in Braunschweig ausgewertet. Im Allgemeinen hatte eine Reduzierung des Pflanzenschutzmittelaufwandes um 25 Prozent auf den untersuchten Standorten keine gravierenden Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsverluste zur Folge, so die Wissenschaftler. Zum Vergleich wurde eine auf den Prinzipien des integrierten Landbaus basierende Dosierung nach "guter fachlicher Praxis" (Basisstrategie) jeweils in einer typischen Marktfrucht- bzw. Futterbaufruchtfolge herangezogen. Eine Reduzierung des Pflanzenschutzmittelaufwandes um 50 Prozent erhöhte dagegen das Risiko von Verlusten bei Ertrag und Wirtschaftlichkeit. In den Langzeitversuchen führte ein genereller Verzicht auf Pflanzenschutzmittel bei Getreide zu Ertragsverlusten von 20 bis 75 Prozent, im Maisanbau von 10 bis 30 Prozent und im Kartoffelbau von ca. 25 Prozent, wobei die Höhe der Verluste je nach Standort, Bodenbearbeitung, Art und Sorte variierte.

Langzeitversuche sind deshalb so wichtig, weil nur so das langfristig notwendige Maß an Pflanzenschutzmitteln abgeschätzt werden kann. So stellte sich beispielsweise beim Einsatz von Herbiziden heraus, dass deutliche Unterschiede zur Basisstrategie erst nach fünf bis sechs Jahren auftraten. Die ständige Anwendung halbierter Herbizid-Aufwandmengen habe langfristig das Auftreten von schwerer bekämpfbaren Unkräutern gefördert. Die Besatzstärke von Kamille-Arten verdoppelte sich nach zwölf Jahren, Kornblumen traten fünfmal so viele auf. Routinemäßige oder schematische Reduzierungen stellten daher ein hohes Bekämpfungsrisiko dar. Längerfristig könne in Weizen und Gerste eine Reduzierung von Herbiziden nur situationsbezogen erfolgen.

Eine Reduzierung des Einsatzes von Fungiziden wirkte sich bei starkem Krankheitsbefall und anfälligen Getreidesorten negativ auf den Ertrag aus. Unter günstigen Bedingungen, also schwachem bis mittlerem Krankheitsbefall und trockenen Bedingungen wurden aber umgekehrt nur geringe oder keine Mehrerträge durch die Behandlung erzielt. (aid)
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