Im Süden stehen die Felder vielfach sehr gut da, während dem Norden Frost und Trockenheit zu schaffen machten. Der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Walter Heidl, erwartet für den gesamten Freistaat eine Getreideernte von 6,4 bis 6,6 Millionen Tonnen und damit ein Ergebnis etwas unter dem langjährigen Mittelwert.
Sehr zufrieden sind die Bauern mit den Preisen: Die Dürre in den USA hat die Weltmarktpreise für Getreide nach oben getrieben. Derzeit gebe es für den Doppelzentner Qualitätsweizen knapp 25 Euro - vor zwei Jahren waren die Preise teilweise auf die Hälfte abgesackt.
Jetzt hoffen die Landwirte für die Erntezeit auf trockene Sonnentage. «Was wir jetzt brauchen ist Badewetter», sagte Heidl. Andernfalls könnte die Ernte «baden gehen». Nasses Wetter könnte fatale Folge haben. Das Getreide müsste feucht geerntet und danach getrocknet werden.
In Südbayern wird mit einer ausgesprochen guten Getreideernte gerechnet, in Nordbayern sind die Aussichten deutlich schlechter. Bei dem strengen Frost im Februar sei auf rund 100.000 Hektar Wintergetreide erfroren, hieß es. In Unterfranken etwa seien dem Frost 40 Prozent der Wintergerste und 25 Prozent des Winterweizens zum Opfer gefallen. Die Äcker mussten neu bestellt werden, dann kam die Trockenheit im Mai. Zu wenige Halme hätten Ähren bilden können, sagte der oberfränkische Bauernpräsident Hermann Greif.
Heidl und Brunner kritisierten erneut die Vernichtung landwirtschaftlicher Fläche durch den Bau von Straßen, Gebäuden und Industrieanlagen. «Innerhalb einer Sekunde gehen in Deutschland zehn Quadratmeter Fläche verloren», sagte Heidl. Von dem Weizen auf dieser Fläche könnten 150 Semmeln gebacken werden. Von den 150 Semmeln wiederum würden 50 weggeworfen, kritisierte Brunner. «Nahrungsmittel sind so wertvoll, dass wir es uns auch als Wohlstandsstaat nicht leisten können, sie in den Müll zu werfen.» (dpa/lby)
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