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07.05.2012 | 09:46 | Auswinterungsschäden 

Frostschäden am Getreide im nördlichen Baden-Württemberg

Stuttgart - Die kalten Frostnächte Anfang Februar haben laut den Meldungen des Statistischen Landesamtes auf manchen Feldern im Südwesten ihre Spuren hinterlassen.

Wintergetreide
(c) proplanta
Wo die schützende Schneedecke fehlte, dies war insbesondere in den nördlichen Landesteilen der Fall, sind weite Landstriche betroffen.

So mussten bei Wintergerste in den Kreisen Main-Tauber, Neckar-Odenwald, Hohenlohe und Schwäbisch Hall 60 bis 80 Prozent, bei Winterweizen 40 bis 70 Prozent der Aussaatfläche umgebrochen und neu bestellt werden.

Landesweit beziffert sich die Auswinterungsquote bei Wintergerste auf 24 Prozent oder insgesamt 22.400 Hektar (ha) und bei Winterweizen auf 17 Prozent bzw. knapp 40.000 ha. Triticale (knapp 13 Prozent; 2.800 ha) und selbst der zumeist kälteempfindlichere Winterraps (6 Prozent; 4.100 ha) haben sich dagegen als vergleichsweise robust erwiesen. Geschädigte Flächen, die nicht umgebrochen und neu bestellt wurden, sind hierin aber nicht berücksichtigt. In diesen Fällen sind deutliche Mindererträge zu erwarten.

Mancher Landwirt musste so der Kälte Tribut zollen und seine Anbauabsichten nochmals revidieren. Dabei waren nicht nur pflanzenbauliche Restriktionen, sondern auch das Regelwerk der Förderprogramme wie insbesondere der Marktentlastungs- und Kulturlandschaftsausgleich MEKA zu beachten.

Wie sich aus den Meldungen der Ernte- und Betriebsberichterstatter im Einzelnen ergibt, ging die Anbaufläche der wichtigsten Getreideart Winterweizen gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent auf 216.800 ha (einschl. Dinkel und Einkorn) zurück. Der Anbau von Wintergerste war sogar um 10 Prozent auf 83.100 ha rückläufig.

Der Anbau von Winterraps wurde trotz der Wetterkapriolen nur um 4 Prozent auf 62.000 ha zurück genommen. Hauptnutznießer der gesamten Anbauentwicklung ist Sommergerste, die gegenüber 64.700 ha im Vorjahr auf eine Anbaufläche von 94.900 ha zulegen konnte: rein rechnerisch ein Zuwachs von nahezu 50 Prozent.

Der Anbau von Sommerweizen wurde rekordverdächtig sogar um das Vierfache auf rund 23.200 ha ausgedehnt und erreicht damit knapp das Niveau von Hafer (25.500 ha), der immerhin auch ein Plus von 10 Prozent verbuchen konnte.

Schließlich beeinflusst die boomende Biogasproduktion weiterhin nachhaltig die Anbauentscheidungen der Landwirte. So erlebt Silomais, der früher fast ausschließlich als Futtermittel in der Rinderhaltung diente, trotz rückläufiger Tierzahlen derzeit einen zweiten Frühling (118.100 ha; +8 Prozent).

Körnermais konnte gar um 18 Prozent auf 85.900 ha Anbaufläche zulegen. In die Biogasproduktion wandert zumeist auch das Getreide, das im grünen Zustand als Ganzpflanze geerntet wird. Zwischenzeitlich handelt es sich hierbei in Baden-Württemberg um eine Fläche von insgesamt 14.900 ha (+12 Prozent).

Die obigen Angaben müssen aufgrund der vergleichsweise begrenzten Zahl an Berichterstattern noch als vorläufige Anbautendenzen angesehen werden. Auf breiter statistischer Basis abgesicherte Daten über den tatsächlichen Anbau auf dem Ackerland liefert die Bodennutzungshaupterhebung 2012, deren erste Ergebnisse voraussichtlich Ende Juli vorliegen werden. (StaLa-BW)
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