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03.08.2012 | 19:47 | Getreidejahr 2012 

Österreichische Getreideernte dieses Jahr geringer

Wien - "Das Getreidejahr 2012 ist in Österreich geprägt von Wetterextremen, enttäuschenden Ergebnissen im Osten des Landes und von guten Erträgen in den westlichen Anbaugebieten", berichtete der Vorstandsvorsitzende der Agrarmarkt Austria, Günter Griesmayr, im Rahmen der traditionellen Ernte-Pressekonferenz.

Getreideernte
(c) proplanta
"Mit einer prognostizierten Gesamternte von über 2,3 Mio. t ohne Mais und einer erwarteten Menge von rund 4,6 Mio. t inklusive Mais wird heuer um rund ein Viertel weniger geerntet als im Vorjahr.

Damit ist diese Ernte die schlechteste seit über 40 Jahren, sie liegt auch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von knapp 3 Mio. t", erklärte Griesmayr.

Ein trockener Herbst, wenig Winterfeuchte, ein trockenes Frühjahr, starke Fröste im Februar sowie der Spätfrost Mitte Mai mit bis zu minus 6 Grad Celsius - diese Witterungsbedingungen in den Getreidehauptanbaugebieten (Weinviertel, Marchfeld, südöstliches NÖ, Burgenland) haben die geringen Erwartungen der Bauern weiter nach unten revidiert.

In den westlichen und südlichen Anbaugebieten sorgten ausreichende Niederschläge für bessere Erträge, doch die Hauptanbauflächen liegen in den niederschlagsarmen Gebieten.

Zusätzlich wurde der Ernteverlauf wie schon in den letzten Jahren Mitte Juli immer wieder von Regenfällen unterbrochen. Damit sind die später gedroschenen Weizenbestände auch noch von niedrigen Hektolitergewichten und Fallzahlen betroffen.


Höhere Preise können geringe Mengen nicht kompensieren

"Die Erntemengen in der Kornkammer Österreichs sind enttäuschend. Die hervorragenden Qualitäten, die aufgrund der geringen Erntemengen erzielt werden konnten, sind hier nur ein schwacher Trost.

Manche Landwirte können sich an eine derart schwache Ernte in ihrem jahrzehntelangen Berufsleben gar nicht erinnern", betonte der Vorsitzende des Verwaltungsrates der AMA, Franz Stefan Hautzinger.

"Gegenüber dem Vorjahr ergeben sich damit ganz andere Voraussetzungen für die Vermarktung. Das deutlich niedrigere Angebot lässt die Landwirte zwar auf ein gutes Preisniveau hoffen, jedoch werden die drastisch gesunkenen Mengen ein negatives Ergebnis bei den Erlösen bewirken", erwartet Hautzinger.

"Konnten wir im Jahr 2011 ein gutes Einkommen erwirtschaften, so gilt heuer das Gegenteil. Die Getreideproduzenten, vor allem im östlichen Anbaugebiet, müssen heuer froh sein, ohne Verlust auszusteigen.

Die Notwendigkeit von EU-Ausgleichszahlungen und Leistungsentgelten für die Landwirtschaft zeigt sich gerade in diesem Jahr", so der Vorsitzende, der selbst Getreidebauer im Burgenland ist.


Markt benötigt Importgetreide

Die alternativen Verarbeitungswege - etwa im Bereich der Biotreibstoffproduktion - sind für den österreichischen Getreidemarkt von großer Bedeutung.

"Diese Kapazitäten werden heuer nicht zur Gänze aus der heimischen Ernte gedeckt werden können", stellte Hautzinger klar. Allerdings würden in den östlichen Nachbarländern Überschüsse von etwa 7 Mio. t erwartet, die für diese Zwecke verwendet werden könnten. Die Versorgung mit Brot und Gebäck sei jedenfalls gesichert.

"Der erhöhte Inlandsverbrauch und die geringe Erntemenge machen Österreich zum Nettoimporteur. Wir haben in den vergangenen Jahren die Inlandsvermarktung von Getreide um 50% gesteigert.

Waren es im Zeitraum 2007/2008 noch rund 2 Mio. t, so werden es 2012/2013 bereits rund 3 Mio. t sein. Durch diese Verarbeitungskapazitäten bleibt die Wertschöpfung im Land und werden Arbeitsplätze gesichert.

Nur so gute Ernten wie im Vorjahr lassen Österreich ausgeglichen bilanzieren. Die Versorgung des Landes mit Getreide ist aber gesichert und wir können weiterhin die traditionellen Exportmärkte wie etwa Italien mit Qualitätsgetreide bedienen, solange Zentraleuropa eine bedeutende Überschussregion darstellt", stellte Hautzinger fest.


Flächenentwicklung insgesamt stabil

Die Getreideanbaufläche ist heuer laut AMA österreichweit gegenüber dem Vorjahr geringfügig um 1.600 ha auf insgesamt 585.160 ha (ohne Mais) ausgedehnt worden.

Die Bio-Anbauflächen für Getreide erhöhten sich um 2,4%. Bei Weichweizen und Roggen wurden die Flächen vergrößert, bei den übrigen Getreidearten wurden sie wie schon in den letzten Jahren zurückgenommen. Bei Ölsaaten und Eiweißpflanzen ergab sich ein Minus von 1,2%.


Hartweizen: Anbaufläche und Menge deutlich geringer

Was die Ergebnisse der einzelnen Kulturen betrifft, so wurde heuer bei Hartweizen (Durum) die Fläche gegenüber dem Vorjahr um 7% auf ca. 14.200 ha relativ stark zurückgenommen.

In den traditionellen Anbaugebieten Ostösterreichs ist man von den bisherigen mengenmäßigen Ergebnissen enttäuscht. Die Ernteunterbrechungen der letzten beiden Wochen trüben die Qualitäten der bescheidenen Ernte.

Die Erträge bewegen sich bei Winterdurum und Sommerdurum zwischen 10 und 45 dt/ha, im Durchschnitt bei 31 dt/ha, womit um ein Drittel weniger als im Vorjahr erzielt wurde.


Weichweizen weist heuer sehr hohe sehr Proteinwerte auf

Bei Weichweizen wurde die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um ca. 5.000 ha erhöht (+1,7%). Das Ertragsniveau wird derzeit österreichweit im Durchschnitt auf 43 dt/ha geschätzt, das ist um etwa ein Viertel weniger als 2011 erzielt wurde.

Es wird davon ausgegangen, dass der heurige Weizen zu rund 60% Premium- und Qualitätsweizen- (mindestens 14% Protein) und 40% Mahl- und Futterqualität aufweist.

Laut dem ersten vorliegenden Bericht der Versuchsanstalt für Getreideverarbeitung aus den Frühdruschgebieten weisen die Weizenpartien im Schnitt ein sehr gutes Hektolitergewicht von über 82 kg sowie sehr hohe Proteinwerte von durchschnittlich 15% (Streuung von 12% bis knapp 20%) aus.

Die Fallzahlen sind im Mittelwert mit 360 Sekunden gut. Hier bleibt abzuwarten, auf welchem Niveau die nach den Regenfällen geernteten Partien liegen werden.

In Oberösterreich konnte der Großteil des Weizens mit guten Qualitäten geerntet werden. Die Hektolitergewichte waren mit 77 bis 82 kg bei den früh gedroschenen Partien gut, bei den letzten aber deutlich schwächer.

Oberösterreichischer Mahlweizen mit Proteinwerten von 12 bis 13% könnte heuer noch ein gefragtes Produkt werden, so die Einschätzung von Getreideexperten.

Mit den jüngsten Schönwettertagen dürfte die Weizenernte in Österreich am kommenden Wochenende abgeschlossen werden.

Die österreichischen Mühlen werden laut AMA ausreichend mit Weizen guter Qualität versorgt und auch die traditionelle Schiene des Premiumweizenexportes nach Italien wird bedient werden. Weizenqualitäten, die nicht ausreichend zur Verfügung stehen, werden aus den Nachbarländern kommen, wird betont.


Roggen: Qualitäten sind zufriedenstellend

Die heurige Roggenanbaufläche ist mit 48.590 ha gegenüber dem Vorjahr um 5,8% ausgedehnt worden. Die Roggenerträge werden bei durchschnittlich 36 dt/ha erwartet. Die bereits geernteten Qualitäten sind zufriedenstellend. Abzuwarten ist noch die Ernte und deren Ergebnisse aus dem klassischen Anbaugebiet Waldviertel.


Wintergerste: Stark schwankende Erträge

Die Wintergersten-Anbaufläche beträgt heuer 77.850 ha (-0,8% gegenüber dem Vorjahr). Das Ertragsvolumen schwankt extrem zwischen 20 und 70 dt/ha. Die Qualitäten sind im Osten des Bundesgebiets jedoch zum Teil sehr schlecht, im Westen zufriedenstellend.

In Oberösterreich sind sowohl die Erträge mit 65 dt/ha als auch die Qualitäten mit Hektolitergewichten von 62 bis 65 kg gut.


Braugerste: Inlandsbedarf nicht gedeckt

Bei der Sommergerste ergab sich mit rund 72.700 ha ein erneuter Flächenrückgang von -2,8%. Diese Kultur ist seit 2007 von einer stark schrumpfenden Anbaufläche gekennzeichnet.

Die heurige Ernte lässt schlechte Erträge von 10 bis 45 dt/ha erwarten. Aufgrund der hohen Proteinwerte werden lediglich maximal 40% der Erntemenge Braugerstenqualität aufweisen. Somit besteht in diesem Bereich heuer ein deutlicher Zuschussbedarf.

Triticale ist neben seinem Hauptverwendungszweck als betriebseigenes Futtermittel ein wertvoller Rohstoff für die Ethanolproduktion. Die Anbaufläche wurde in diesem Jahr um 1.800 ha auf 43.750 ha (-4%) reduziert. Erträge von 40 dt/ha werden erwartet.

Bei Ölraps, der Verwendung bei der Erzeugung von Speiseöl und Biodiesel findet, wurde die Fläche um 4% auf 55.750 ha ausgedehnt.

Raps hat insgesamt bei der heurigen Ernte noch am besten abgeschnitten, obwohl zum Teil erhebliche Frostschäden festzustellen waren und im gesamten Anbaugebiet durchschnittliche Erträge erzielt werden konnten, sie bewegen sich bei 20 bis 30 dt/ha.


Sojabohne verzeichnet Flächenrückgang

Sojabohne wurde in diesem Jahr erstmals geringfügig weniger angebaut, die Fläche wurde um 2,7% auf knapp 37.000 ha zurückgenommen.

Die gute Nachfragesituation an heimischer Ware sowie zufriedenstellende Erlöse in den vergangenen Jahren sollten den Anbau dieser Marktfrucht begünstigen, jedoch lassen immer wieder schlechte Ertragsjahre keine größere Ausdehnung zu.

Sonnenblumen wurden heuer auf 23.400 ha (-10,3%) angebaut. Die Bestände entwickeln sich aufgrund des Spätfrostes nicht sehr günstig und lassen wenig zufriedenstellende Erträge erwarten.

Der Körnererbsenanbau hat in Österreich nur mehr geringe Bedeutung. Bei dieser Kulturart ist ein stetiger Rückgang im Anbau zu verzeichnen. Die heurige Fläche von 10.700 ha zeigt eine weitere Reduktion um 8,3%.

Die Erträge sind enttäuschend, in manchen Regionen wird von einem Totalausfall gesprochen. Diese Kultur wird als betriebseigenes Futtermittel und aus Gründen der Fruchtfolge angebaut.


Zufriedenstellende Körnermais-Erträge erwartet

Der Anbau von Körnermais (der Verwendung bei Stärke- und Ethanolerzeugung sowie in der Tierfütterung findet) wurde um 1,7% auf knapp 199.000 ha ausgedehnt.

Die Bestände zeigen sich momentan in den Hauptanbaugebieten in einem sehr guten Zustand, die derzeitigen Witterungsbedingungen mit den Niederschlägen im Juli haben diese Kultur sehr gut entwickeln lassen.

Mais dürfte heuer die einzige Marktfrucht sein, welche mit zufriedenstellenden Erträgen aufwarten kann. Negativ dürften sich jedoch die vielen Unwetter- und Hagelschäden auswirken. (AIZ/BMLFUW)
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