Entgegen den ursprünglichen Schätzungen wird mit einer prognostizierten Ernte von rund 3,16 Mio. t eine um 11 % höhere Menge als im Vorjahr erwartet. Inklusive Mais ergibt sich voraussichtlich eine Gesamternte von rund5,3 Mio. t, was einem Plus von 13 % entspricht."
Damit liegt die heurige Menge deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, erreicht jedoch nicht den Rekordwert des Jahres 2008", erklärte Griesmayr. Der
Witterungsverlauf und die Bodenbonitäten sind die Hauptfaktoren für die sehr deutlichen Unterschiede in Menge und Qualität der einzelnen Kulturen. Daraus dürfte auch eine stärkere Differenzierung bei den Preisen resultieren.
Aufgrund des sonnigen und sehr trockenen Frühjahrs musste laut Griesmayr von einer geringeren Erntemenge ausgegangen werden. Umso mehr überraschten die erfreulichen Ergebnisse an Mengen und Qualitäten zum Ernteauftakt. Der Regen Ende Mai und im Juni kam doch nicht zu spät und hatte eine äußerst positive Auswirkung auf die Entwicklung der Kornbildung. Somit konnten Erträge eingefahren werden, die bei optischer Beurteilung der Bestände nicht zu erwarten waren. Doch wie schon im letzten Jahr wurde der
Ernteverlauf Mitte Juli abrupt von nasskaltem Wetter gestoppt. "Mittlerweile sind rund 85 % der Ernte eingefahren. Bei den noch immer am Feld stehenden Weizenbeständen kann es bei anhaltend schlechter Witterung zu
Auswirkungen bei der Fallzahl kommen", informierte Griesmayr.
Gezielte Vermarktung der Ernte wichtig
"Das im Vergleich zum Vorjahr höhere Angebot im Inland darf aufgrund des steigenden Verbrauchs durchaus berechtigte Hoffnungen auf zufriedene Erlöse für die heurige Ernte machen", erläuterte der Vorsitzende des Verwaltungsrates der AMA, Franz Stefan Hautzinger. Für Top-Weizen bestehe sicher ein guter Absatzmarkt, auch in Italien. Vor allem die Vermarktung der schwächeren Qualitäten bei Weizen stelle heuer eine Herausforderung dar. Ziel sei weiterhin eine wertmäßig positive Handelsbilanz, um höhere Bauernerlöse in der Qualitätsvermarktung zu erreichen.
Markt benötigt zusätzliche Mengen Die in den letzten Jahren geschaffenen alternativen Verarbeitungswege sind laut Hautzinger für den österreichischen
Getreidemarkt ein nicht mehr wegzudenkender Faktor. Ab 2013 entsteht weiterer Bedarf durch die geplante Inbetriebnahme einer Stärkefabrik mit einer jährlichen geplanten Verarbeitungskapazität von 250.000 t Weizen. Trotz dieser neuen Vermarktungschancen stellt Hautzinger klar: "Für die Landwirtschaft hat sich die Prioritätenliste nicht geändert. An erster Stelle steht die Verwendung von Getreide für die Lebensmittelerzeugung, dann kommen die Futtermittel und zuletzt erst die Belieferung des Energiebereiches."
Vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur
Österreich hat in den letzten fünf Jahren die Inlandsvermarktung von Getreide um 50 % gesteigert. Waren es im Zeitraum 2007/2008 noch rund 2 Mio. t, so werden es 2011/2012 bereits rund 3 Mio. t sein. "Grund dafür sind die gesteigerten Verarbeitungskapazitäten der letzten Jahre. Der erhöhte Inlandsverbrauch hat unter anderem zur Folge, dass die Alpenrepublik auf dem Weg vom Nettoexporteur zu einem Nettoimporteur ist", unterstrich Hautzinger. Dies gelte nicht für Weizen, sehr wohl aber für Mais.
"Nur so gute Ernten wie die heurige lassen Österreich ausgeglichen bilanzieren, es wird also jeder Hektar Getreide gebraucht. Solange aber Zentraleuropa eine bedeutende Überschussregion mit einem Potenzial von etwa 10 Mio. t darstellt, ist die Versorgung Österreichs mit Getreide gesichert und wir können weiterhin die traditionellen Exportmärkte mit Qualitätsgetreide bedienen", hielt der Vorsitzende des AMA-Fachbeirats für Getreide fest.