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31.10.2014 | 07:36 | Obstbau 2014 

Schweiz verzeichnet reiche Ernte an Sommerfrüchten

Zug - Die Schweizer Beeren- und Steinobstproduzenten konnten 2014 viele Früchte ernten. Der verregnete Sommer brachte aber Herausforderungen bei der Ernte und bei der Vermarktung mit sich.

Erdbeerernte Schweiz 2014
(c) proplanta
Nach der Ernte ist vor der Ernte: Bereits laufen die Vorbereitungsarbeiten für die Ernte 2015. Die Kernobsternte ist noch in Gang.

Das Wetter war das beherrschende Thema während der gesamten Sommerfrüchtekampagne 2014. Der Sommer 2014 fiel quasi ins Wasser. Dies wirkte sich allerdings nicht negativ auf die Erntemengen aus, denn die waren bei den meisten Kulturen ausserordentlich hoch. Der Frühling begann vielversprechend.

Auf den viertwärmsten Winter folgte das drittwärmste Frühjahr seit 1881. Die Sonne schien recht viel und es war lange Zeit sehr trocken. Der Mai dagegen brachte wechselhaftes und kühles Wetter, mit dem speziell die Erdbeer-Produzenten zu kämpfen hatten.

Die erste Juni-Hälfte brachte dann definitiv sommerliche Temperaturen und der verregnete Mai war vorerst vergessen. Ab Mitte Juni begann jedoch der verregnete Sommer mit viel Regen und einem deutlichen Sonnenschein-Defizit.

Die Beeren starten durch



Die ersten Erdbeeren unter Folie wurden bereits Ende April geerntet. Der Start der Freilanderdbeeren litt etwas unter dem feucht-kühlen Maiwetter. Trotzdem nahmen die Erntemengen auf Mitte Mai stark zu. In der ersten Juniwoche wurden gesamthaft 1.490 t geerntet. Spitzentag war der
6. Juni mit 280 t gepflückter Erdbeeren.

Im Vorjahr 2013 wurden vergleichbare Mengen erst Mitte Juni erreicht. Die Qualität der Erdbeeren war trotz kühler Temperaturen und viel Regen gut. Mit gesamthaft 8.725 t übertrifft die Erntemenge 2014 die bisherige Rekordmarke von 6.995 t aus dem Jahr 2013 um sage und schreibe 25 %.

Die Ernte der Sommerhimbeeren startete Mitte Juni. Anfang Juli erreichten die Erntemengen mit einer Wochenmenge von 160 t den Höhepunkt. Das Wetter war für die Himbeeren sehr vorteilhaft und dementsprechend war die Qualität der Sommerhimbeeren sehr gut.

Danach sank die Erntemenge zwar bis Ende Juli, blieb danach mit Wochenmengen um die 70 t bis Mitte September aber erfreulich stabil. Dies obwohl die Herbsthimbeeren wegen der fehlenden Sonneneinstrahlung ihre maximale Erntekapazität nicht erreichten.

Die gesamte Erntemenge Sommer- und Herbsthimbeeren ist mit 1.405 t im aktuellen Jahr 18 % höher als diejenige des Vorjahres mit 1.192 t. Der stetige Aufwärtstrend der letzten Jahre setzt sich somit fort; trotz aller Wetterkapriolen.

Bei den übrigen Strauchbeeren wurden mengenmässig gute Ernten eingefahren. Bei den Brombeeren wurde mit 420 t eine neue Rekordernte eingefahren, 60 t mehr als im Vorjahr (360 t). Gleich wie bei den Herbsthimbeeren konnte wegen des unvorteilhaften Wetters nicht das ganze Potenzial ausgeschöpft werden. Bei den Heidelbeeren wurden 2014 mit 457 t deutlich mehr geerntet als in den Vorjahren (um 320 t). Johannisbeeren wurden mit 278 t etwas weniger geerntet als im Vorjahr (305 t). Auch bei den Stachelbeeren war die Erntemenge mit 44 t im Bereich der Vorjahre. Mit rund 16 t wurde bei Cassis etwas weniger geerntet als im Vorjahr.

Anspruchsvolle, aber erfreuliche Steinobsternten



Mit einer geschätzten Gesamternte von rund 2545 t Tafelkirschen (549 t Klasse 1, 1.295 t Klasse Extra und 701 t Premium) ging man im Frühling nach zwei schwachen Jahren endlich wieder von einer guten Kirschenernte aus. Die Behänge waren überall hervorragend, die Früchte entwickelten sich trotz unvorteilhaftem Wetter gut und wurden insgesamt relativ gross.

Mit 3.412 t (508 t Klasse 1, 1.664 t Klasse Extra, 1.240 t Premium) fiel dann die Kirschenernte in diesem Jahr wesentlich besser aus als vorhergesagt. Diese grossen Mengen zu vermarkten war nicht immer ganz einfach und erforderte von allen Marktteilnehmern viel Engagement und Flexibilität.

Der Trend von den kleineren Kirschen Klasse 1 zu grösseren Kirschen (Extra und Premium) setzte sich auch in diesem Jahr fort. Dazu kommt, dass Anfang Juli wegen der hohen Erntemengen die Übernahme von Klasse-1-Kirschen reduziert werden musste und die ungeschützten Kulturen unter den extremen Witterungsbedingungen litten.

Insgesamt blicken die Kirschenproduzenten aber auf ein erfolgreiches Erntejahr zurück. Die gesamte vermarktete Menge liegt noch über den Werten des Jahres 2011, des bisherigen Rekordjahres.

Bei den Aprikosen rechnete man erneut mit einer hervorragenden Ernte und einer Handelsmenge von rund 6.000 Tonnen der Klasse 1. Trotz unvorteilhaften Wetters und geringer Sonneneinstrahlung sind bis zum Ende der Ernte 5311 Tonnen Aprikosen der Klasse 1 in den Handel gelangt. Im Vergleich mit den Vorjahren ist dies ein hervorragender Wert.

Mit total 4.300 t Tafelzwetschgen (2.740 t Zwetschgen 33 mm, 1.560 t Fellenberg) deutete die Vorernteschätzung auf eine Rekordernte hin. Obwohl diese Menge nicht ganz erreicht wurde, gelangte immer noch eine grosse Menge von Zwetschgen in den Handel. Mit 2.242 t Zwetschgen 33 mm und 1.584 t Fellenberg ergibt sich eine Gesamtmenge von 3.826 t.

Herausforderungen bei der Vermarktung



Neben dem Wetter und der Erntemenge war auch die Qualität ein zentrales Thema in der vergangenen Erntesaison. Verschiedentlich gab es Rückmeldungen von Konsumenten, dass der Geschmack der Früchte zu wünschen übrig lasse. Wie jedes Jahr sind natürlich Sortenwahl und Erntezeitpunkt ausserordentlich wichtig für die Qualität der Früchte.

Die Konsumenten mussten darauf hingewiesen werden, dass es sich bei den einheimischen Früchten um ein Naturprodukt handelt und bei fehlender oder geringer Sonneneinstrahlung die inneren Werte wie beispielsweise Fruchtzuckergehalt nicht gleich sein können wie bei idealem Sommerwetter.

Neben den hohen Erntemengen war die wetterbedingte Unlust der Konsumenten, frische Schweizer Früchte zu kaufen, für die Vermarktung eine grosse Herausforderung. Erfreulich ist, dass trotzdem sehr viele Schweizer Früchte konsumiert wurden. Auch nicht vergessen darf man den Direktverkauf, der auch in diesem Jahr eine beachtliche Menge erreicht haben dürfte.

Die genauen Anteile können nur geschätzt werden und variieren je nach Fruchtart zwischen 20 und 30 %. Die direktverkauften Mengen sind in den aufgeführten Handelszahlen beim Steinobst nicht enthalten.

Bei den Zwetschgen versuchte das Produktzentrum Kirschen/Zwetschgen des Schweizer Obstverbandes und Swisscofel in Erwartung einer sehr grossen Ernte, Finanzen bereitzustellen, um Tafelware einer anderen Verwendung, beispielsweise als Brennzwetschgen, zuzuführen. Es zeigte sich aber, dass dies ausserordentlich schwierig ist, wenn die Lager der Brennereien bereits voll sind.

Marktsituation wurde regelmässig beurteilt



Die Marktsituation wurde gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren regelmässig beurteilt und an den wöchentlichen Telefonkonferenzen der zuständigen Ausschüsse besprochen. Der übernehmende Handel steht zu den Schweizer Früchten, wartet jeweils auf den Erntestart und stellt vom Import so rasch wie möglich um.

Bei den meisten Produkten waren in diesem Jahr während der Haupternte keine Importkontingente nötig. Vor allem zu Beginn und gegen Ende der bewirtschafteten Phase benötigte es zwischendurch Importkontingente, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Die entsprechenden Entscheide wurden meist im Wochenrhythmus gefällt.

Die gute Zusammenarbeit von Akteuren und Behörden ermöglichten es, auf diese aussergewöhnlichen Situationen marktgerecht zu reagieren. (sov)


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Schweizer Obsternte 2014
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